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Dieses Thema hat 39 Antworten
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t7t Offline




Beiträge: 302

28.06.2007 16:30
#16 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Ich poke gerade im Arbeitsspeicher unserer ISDN-Anlage herum, als
ploetzlich mein Telefon klingelt. Das aergert mich, denn
eigentlich sollte das nicht mehr vorkommen. Irgendwo muss da noch
ein BB ('bloeder bug') sein, so dass manche Verbindungen
mysterioeserweise bis zu meinem Apparat vordringen koennen.

Urspruenglich wollte ich nur mal wieder Gingers Nebenstelle auf
sich selber umlenken. Manchmal kommt sie dann zu mir, um sich
technischen Beistand einzuholen, und dann koennte ich sie
vielleicht zu einem gemeinsamen Lunch ueberreden...

Jedenfalls klingelt jetzt mein Telefon, und weil ich zufaellig
einen Arm frei habe, hebe ich ab.
"Hallo", sage ich.
Schweigen in der Leitung. Achselzuckend will ich wieder auflegen,
als doch noch was kommt:
"Aeh... hallo?"
"Das sagte ich bereits. Spielen wir das kleine Echo-Spiel?"
"Oh... aehm... Entschuldigung", sagt er offensichtlich etwas
verwirrt.
"Ich wundere mich nur, weil es eben noch besetzt war..."

Nanu? Also funktioniert die Besetzt-Sperre auf meiner Nebenstelle
nur zeitweise? Muss mich unbedingt gleich als naechstes darum
kuemmern. Schliesslich komme ich ja kaum noch zum Arbeiten, wenn
das bloede Ding dauernd rasselt! (Haha! Das war ein Witz, Leute!)

"Ich habe ein Problem mit meinem Monitor", kommt er endlich zur
Sache.
"Er wird immer blasser, und ich kann kaum noch die Schrift
lesen..."
"Hmm", sage ich,
"Sind Sie sicher, dass nicht einfach der Pixel-Toner zu Ende
ist?"
"Aeh... was?"
"Wie alt ist denn der Monitor?" frage ich geduldig.
"Etwa zwei Jahre..."
"Na, sehen Sie! Eine Kartusche haelt normalerweise hoechstens ein
Jahr. Sie hatten Glueck, dass der Monitor nicht schon frueher
aufgegeben hat!"
"Aber..."
"Haben Sie denn noch eine volle Original-Kartusche da?"
"Was? Aeh... nein..."
"Hmm, tja. Ich habe leider auch keine mehr. Die letzte haben wir
erst vorgestern eingetauscht. Und die naechste Lieferung kommt
erst in etwa sechs Wochen..."
Falls er bis jetzt noch gelinde Zweifel an der Existenz von
Pixel-Toner hatte, sind sie nunmehr garantiert ausgeraeumt: Wenn
etwas eine lange Lieferfrist hat, ist das der sicherste Beweis

dafuer, dass es auch existiert!
(Man denke nur an Microsoft Produkte!)

Ich male einen Strich.

"Oh, Gott!" sagt er, und ich verziehe schmerzlich das Gesicht.
Warum muessen die Leute immer dieses Wort benutzen! Wie wenn man
mit dem Fingernagel ueber Styropor kratzt! Es kast mich schon
wieder an!
"Ich brauche aber doch meinen Rechner", jammert er weiter.
"Nanana, nur keine Panik", sage ich und wiege meinen Locher in
der freien linken Hand.
"Es gibt ja noch eine Alternativloesung. Im Gegensatz zum
schwarzen Kopierer-Toner brauchen Monitore natuerlich weissen
Toner, denn der Schirm ist ja von Natur aus schon schwarz, nicht
wahr?"
Das leuchtet ihm sofort ein. Logik ist immer gut fuer
Erklaerungen! Ich male noch einen Strich.
"Zur Not kann man statt weissem Toner auch weisse Papierkonfettis
verwenden", erklaere ich weiter.
"Alles was Sie tun muessen, ist die Konfettis aus Ihrem Locher in
die Toner-Schlitze oben auf Ihrem Monitor zu streuen. Haben Sie
denn genuegend Konfetti? Sonst schicke ich rasch jemand
hinueber..."
Er versichert mir eifrig, dass er ueber eine umfangreiche Menge
an Konfetti verfuege.
"Gut", sage ich,
"also alles oben in die Schlitze auf Ihrem Monitor stopfen.
Soviel, wie nur eben reingeht! Und schalten Sie ja nicht den
Monitor aus - sonst koennte es zu einem Toner-Stau kommen! Vor
allem, weil Sie ja nicht den Original-Toner verwenden."
"Aehm... ok. Bleiben Sie kurz dran?"
Natuerlich bleibe ich dran! Ich werde doch nicht auf den
Hauptspass verzichten! Waehrend ich warte, male ich wieder einen
Strich.

HANTIER , SCHUETTEL...

"Es riecht etwas komisch...", meint er.
"Ja, das kann sein", sage ich bedauernd.
"Das liegt daran, weil die Konfetti etwas zu grob sind als
Toner-Ersatz. Ist denn das Bild schon besser geworden?"
"Ich weiss nicht...", meint er zweifelnd.
Mal sehen, wie weit man den Burschen treiben kann!
"Sie koennen es noch besser hinkriegen, wenn Sie ein wenig
TippEx-Verduenner hinterherschuetten. Das hilft bei der
Desintegration der Konfetti..."
Ich haette auch 'Aufloesung' sagen koennen. Aber wenn ich eines
von StarTrek gelernt habe, ist es, dass 'Desintegration' viel
ueberzeugender klingt!
"Oh? Ok..."

TROEPFEL, TROEPFEL... KA-FIZZZ!!!

Waehrenddessen male ich noch einen Strich.

"Komisch! Jetzt ist das Bild ganz weg."
Seine Stimme klingt ratlos.
"Merkwuerdig", sage ich ebenso ratlos,
"das ist eigentlich sonst eine todsichere Methode. Hmm... haben
Sie vielleicht eine brennende Neonroehre im Raum?"
"Ja, warum?"
"Na, dann ist ja alles klar: positive Ionen! Ihr Buero muss ja
voll davon sein, wenn es den Schirm so blass macht! Wussten Sie
denn nicht, dass die modernen Schirme keine Leuchtstoffroehren
vertragen?"
"Aeh... doch... ich glaube, davon habe ich schon gehoert..."

Ich male einen langen Querstrich durch die vier anderen.

"Sie muessen unbedingt verhindern, dass an der anodisierten
Kathode soviele positive Stickstoff-Ionen entstehen. Haben Sie
ein wenig Alufolie da? Und einen langen isolierten Draht?"
"Aeh... ich glaube schon... ist Klingeldraht ok?"
"Perfekt! Wir bekommen das schon noch hin. Sie schalten jetzt als
allererstes aus Sicherheitsgruenden das Licht aus. Dann drehen
Sie die Neonroehre heraus und umwickeln das noerdliche Ende gut
mit Alufolie, vor allem die Elektroden, die am Ende
herausstehen. Da entstehen naemlich die schaedliche Ionen. Dann
entfernen Sie ein Stueck Isolierung und wickeln das Ende des
Drahtes fest um die Alufolie. Haben Sie das?"
Er arbeitet wie ein Besessener, und ich mache einen neuen Strich.
"Jetzt drehen Sie die Roehre wieder in ihren Sockel; aber noch
nicht einschalten, ok? Die positiven Stickstoff-Ionen werden
jetzt durch den Draht abgeleitet und muessen sicher entsorgt
werden. Stickstoff ist in Duenger enthalten. Deshalb ist es das
beste, wenn Sie das andere Ende in einen Blumentopf stecken.
Dort werden die Ionen sogar sinnvoll verwertet. Haben Sie einen
Blumentopf in Ihrem Buero?"
Er sagt, dass er keinen habe, aber seine Sekretaerin habe viele.
Er werde einen holen. Waehrend er mit seiner Tussi verhandelt,
mache ich noch einen Strich.
"Ok", meldet er sich wieder mit eifriger Stimme.
"Das andere Ende des Drahtes steckt im Topf..."
Eines muss man ihm lassen: Der Mann ist voll bei der Sache!
"Ist die Pflanze auch gut gegossen?" frage ich besorgt, und er
versichert mir stolz, dass er auch schon daran gedacht habe und
das Ding gerade nochmal mit Wasser getraenkt habe.
"Von wegen der besseren Leitfaehigkeit", fuegt er noch laessig
hinzu, und ich male noch zwei Striche.
"Dann koennen Sie jetzt das Licht wieder einschalten", sage ich.
"Gratulation! Sie haben von jetzt an ein garantiert ionenfreies
Buero..."

KA-FFFFAAATZZZZZZZZ!!!!!

Da das Telefon keinen Muckser mehr von sich gibt, lege ich auf.
Dann betrachte ich stolz das Blatt Papier vor mir. So einen
kapitalen Neun-Ender sieht man nicht alle Tage...

t7t Offline




Beiträge: 302

28.06.2007 16:31
#17 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Ich sitze gerade mit meinem Taschenrechner auf dem Klo und
berechne, was so eine durchschnittliche Sitzung meinen
Arbeitgeber kostet, als ploetzlich mein Pager losheult. In
Deutschland sind wir ja irgendwie (ja, wie eigentlich?) von
dieser Plage verschont geblieben (dafuer haben wir die
galoppierende Handy-Seuche!). Aber hier an der Westkueste gilt
der Pager nach wie vor als unersetzliches sekundaeres
Geschlechtsmerkmal: ein Mann ist kein Mann ohne seinen Pager am
Guertel! Ein klingelndes Telefon ist schon in den meisten Faellen
'bad news', aber ein jaulender Pager noch viel mehr. Wenn jemand
so dringend mit dir sprechen will, dass er deinen Pager
ausloest... Junge, dann ist es bestimmt nicht Michelle Pfeiffer,
die ein 'date' mit dir haben will!

Ich kaeme ja nie auf die abstruse Idee so ein Ding mit mir
herumzuschleppen (hoechstens einen ohne Batterien, um die Chicks
zu beeindrucken), aber hier an der Uni MUSS jeder SysOps mit so
einem Laermwecker herumlaufen.

Ohne auf das Display zu gucken, entsorge ich den heulenden Pager
auf die mir uebliche Weise und spuele sicherheitshalber zweimal
nach. Das Piepsen wird rasch leiser, waehrend das Ding zur Hoelle
(sprich zur Klaeranlage) faehrt.

Befriedigt nehme ich meine Kalkulationen wieder auf. Eine
durchschnittliche Sitzung mit Zeitung kommt auf... $ 6,34 und
zweidrittel Cents. Missmutig gucke ich auf das senfgelbe Display.
Viel zu wenig! Seit der Hop-Heads-Party gestern herrscht Ebbe in
meiner Kasse und es sind noch vier Tage bis zum naechsten
Paycheck!

Ich gehe zurueck in mein Buero und browse durch die Personaldatei
im Verwaltungscomputer unserer Buchhaltung. Wer koennte noch was
von seinem letzten Paycheck uebrighaben? Nach kurzem Ueberlegen
waehle ich zwei Kollegen aus, die foerdernde Mitglieder bei
Greenpeace sind und sich in ihren CVs als 'umweltbewusst'
einstufen. Ich fahre bei beiden (einer ist auch noch als
Abstinenzler verschrien) die Workstations in den
Single-User-Modus herunter und sende als Broadcast die folgende
Message auf die Konsolen:

"CPU panic: device /dev/null is full
Have electrons recycled properly before resuming work"

Dann lege ich die Hand auf den Telefonhoerer; nach zehn Sekunden
laeutet es:
"Ist dort die SysOps? Auf meiner Konsole..."
"Ist bekannt! Wir arbeiten daran!" schnappe ich und knalle den
Hoerer auf die Gabel. Im allgemeinen sind die User viel
zugaenglicher, wenn man sie erst einmal schmoren laesst. Ich
schalte den VCR ein und gucke mir den letzten 're-run' der
Simpsons an. Siebzehn Minuten spaeter laeutet es wieder. Er ist
es wieder (der andere scheint nicht in seinem Buero zu sein oder
er schlaeft wie ueblich).
"Meine Workstation ist immer noch nicht hochgekommen", beschwert
er sich indigniert.
"Stimmt", sage ich,
"und sie wird auch nicht wieder hochkommen, bis wir die ganzen
Elektronen in Ihrem Null-Device entsorgt haben... Genaugenommen
sind die schon eineinhalb Monate ueberfaellig. Eigentlich ist
das schon eine Ordnungswidrigkeit..."

Kurze Pause. Ich hoere, wie nacheinander 1.560.000 Neuronen
zugeschaltet werden. Dann:
"Aeh... koennen Sie das noch einmal...?"
Ich seufze hoerbar.
"Lesen Sie denn nie die Zeitung?" frage ich genervt.
"Also..."
"Sie haben offensichtlich als einziger an der Uni noch nicht
mitbekommen, dass nach der letzten Gesetzesinitiative 456 von
Governer Wilson in Kalifornien ab sofort alle EDV-basierten
Elektronen aus Umweltschutzgruenden kontrolliert entsorgt werden
muessen."
"Oh, aber..."
"Frueher durften wir alles, was nach /dev/null kopiert wurde,
also praktisch alle Loeschvorgaenge, einfach im Luefter
verbraten. Seit Anfang des Jahres geht das nicht mehr;
jedenfalls nicht in Kalifornien! Sie sind wahrscheinlich von der
Ostkueste, was?"
"Aeh, nein... aeh... ich..."
"Hier bei uns werden die Elektronen jedenfalls im sogenannten
G-RAM (Gather RAM) gesammelt und muessen von Zeit zu Zeit
entsorgt werden."

In jedem anderen Staat der USA wuerde der Bursche jetzt einen
verschaerften Lachanfall zweiten Grades bekommen - aber nicht in
Kalifornien. Hier an der Westkueste haben wir die schaerfsten
Abgasgesetze der Welt. Die ASU-Messgeraete sind ueber das
Internet direkt mit dem 'Department of Motor Vehicles' verbunden,
damit niemand beim Testen bescheissen kann. Sogar das Benzin
verbrennt (angeblich) sauberer als anderswo. Saemtliche Produkte
des taeglichen Bedarfs sind 'Natural', 'High in Fiber' oder 'Bio
Degradable', sonst lassen sie sich eh nicht verkaufen. Alternativ
haben sie ein 'Valley' im Produktnamen ("Gold Valley Dairy",
"Happy Valley Software", "Missiles from the Valley", "Valley
Plutonium Inc.", etc.). Das Kuehlmittel 'Freon', das hierzulande
tonnenweise in Klimaanlagen verwendet wird, ist mit so hohen
Ozon-Schicht-Steuern belastet, dass ein Leck im Kuehlkreislauf
den Wert deines Autos in Null-Komma-Nix auf Null schrumpfen
laesst (wobei niemand so genau erklaeren kann, wie diese Steuer
der Ozonschicht zugute kommen soll, wenn damit
Wahlkampf-Kampagnen finanziert werden!). Das Ausspucken eines
Kaugummis in San Francisco kann bis zu $2000 kosten und Pinkeln
in der Oeffentlichkeit ist eine schwere Straftat. Die Firmen in
der Bay Area verwenden nur noch graeulich-graues Recycle-Papier
und blasse Sojabohnen-Tinte in ihren Bueros (kein Scheiss!), und
in den Nationalparks ist man angehalten, doch bitte die Zahnpasta
beim Zaehneputzen herunterzuschlucken, damit ja nichts in die
heilige Umwelt gelangt! Nach der 'No Fat'-, 'Low in Colesterol'-
und 'Sodium Free'-Aera befinden befinden wir uns derzeit mitten
in der 'Organic'-Welle - und das 'Bio Dynamic Movement' zeigt
sich schon am Horizont! Jeden Monat einmal (am letzten Freitag)
wird die Innenstadt von San Francisco durch Zigtausende von RRs
(Radikale Radler) lahmgelegt, die sich erbitterte Platzkaempfe
mit den motorisierten Verkehrsteilnehmern liefern.

Eines muss man den Kaliforniern lassen: Wenn sie etwas anpacken,
dann sind sie gruendlich! (In dieser Hinsicht aehneln sie
eigentlich mehr den Deutschen als den anderen
Durchschnitts-Amerikanern.)

Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass der
Greenpeace-Abstinenzler nur ein fuerchterlich schlechtes Gewissen
wegen der ganzen umweltschaedlichen Elektronen in seinem G-RAM
hat, anstatt mir ins Gesicht zu lachen.

"Oh", stammelt er betroffen.
"Jesus! Ja, was machen wir denn da..."
Ich bringe ihm behutsam bei, dass ich, obwohl meine Task-List
schon fast bis in den Keller reicht, kurz 'runterkommen und seine
ganzen Elektronen mit einen G-RAM-BRVD
(G-RAM-Bit-Recycling-Vakuum-Device) entsorgen koennte. Allerdings
betrage die Gebuehr zur Zeit 24 Cents per Kilobyte... Erleichtert
greift er nach dem rettenden Strohhalm - und rueckt sogar ohne zu
zoegern mit seiner Kreditkarten-Nummer 'raus! So ein Sucker!

Wenige Minuten (und ein bisschen Fummeln mit einem alten
SCSI-Terminator) spaeter sind meine finanziellen Probleme bis zum
naechsten Monatsende erstmal vom Tisch...

Meine Stimmung steigt auf Super-Platinum-Plus mit fuenf Sternen!
Wie immer, wenn ich glaenzender Laune bin, starte ich mein Skript
'Russian Roulette', das zehn 'Ping of Deaths' an zehn zufaellig
ausgewaehlte Windoofs-Rechner am Campus verschickt. (Falls jemand
von euch Windoofs-User ist und nicht wissen sollte, was ein 'Ping
of Death' ist, soll er mir mal seine IP-Adresse schicken...)
Dann aendere ich noch rasch die Aufzug-Steuerung in unserem
Gebaeude, so dass der Fahrstuhl immer ein Stockwerk zu hoch oder
zu niedrig anhaelt, und gehe gemuetlich ueber den Notausgang nach
Hause.

t7t Offline




Beiträge: 302

28.06.2007 16:32
#18 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Herr L.!

Hier in Muenchen geht alles seinen gewohnten Gang: die Studenten
sind aufmuepfig, die Mitarbeiter sind muffig und der Chef
vergisst alles, was ich ihm gesagt habe, nach 17einhalb Minuten.
Draussen regnet es und der Biergarten ist bis auf weiteres
geschlossen und ich hasse alles.

Nero geht es gut.

Bezelmann

================================================

Liebe Frau B.!

> Nero geht es gut.

Nun, zumindest gibt es ein lebendiges Wesen in Muenchen, dass
sich zu amuesieren scheint...

Ich dagegen kann mich nicht beklagen. Seitdem ich die Mitarbeiter
und die Studenten hier einigermassen zur Raeson gebracht habe,
laeuft alles wie geschmiert (fuer mich!). Sogar Ihre Kollegin,
Miss Ginger, hat sich nunmehr ueberzeugen lassen, dass es in
ihrem eigenen Interesse ist, mir meine Wuensche von den Lippen
abzulesen (besonders seitdem ich ihre Sozialversicherungsnummer
herausbekommen habe!).

> Nero geht es gut.

Mir geht es auch gut.

Leisch

================================================

Liebster Herr L.!

> nunmehr ueberzeugen lassen, dass es in ihrem eigenen Interesse
> ist, mir meine Wuensche von den Lippen abzulesen (besonders
> seitdem

Zum Glueck habe ICH das NICHT noetig!!!

UEBRIGENS habe ich eine schlechte Nachricht fuer SIE: Der Chef
hat gestern jemanden zum Vorstellungsgespraech eingeladen. Ein
fescher blonder junger Mann mit muskuloesen Wadeln. ZUFAELLIG
konnte ich einen Blick in seinen Lebenslauf werfen: er hat
Berufserfahrung in der SYSTEMADMINISTRATION!
Der Chef war sehr angetan von dem jungen Mann...

Sogar Nero fand ihn sympathisch.

Bezelmann

================================================

Sehr geehrte, liebe Frau B.!

> Ein fescher blonder junger Mann mit muskuloesen Wadeln

Wie kommt es, dass Sie seine 'Wadeln' so ausgiebig begutachten
konnten? Ist der Sonnenjunge in Lederhosen ins Institut
marschiert?

Hat das Buerschchen auch einen Namen?

> Sogar Nero fand ihn sympathisch.

Der Arme (ich meine Sonnyboy; nicht den Raben!).

Leisch

================================================

Hochverehrtester Herr L.!

> Wie kommt es, dass Sie seine 'Wadeln' so ausgiebig begutachten

Eine FRAU kann so etwas auch beurteilen, wenn das betreffende
Subjekt lange Beinkleider traegt. SIE haben davon natuerlich
UEBERHAUPT keine Ahnung! Marianne meint auch, dass er fesche
Wadeln hatte!!!

> Hat das Sonnenbuerschchen auch einen Namen?

Das kann ich mir vorstellen, dass Sie DAS gerne herausfinden
wuerden!!!

Nero hatte heute Morgen einen kurzen physikalischen Kontakt mit
dem Hund des Hausmeisters. Er hat zwei (2!) Schwungfedern
verloren! (Nero, nicht der Hund!)

Bezelmann

================================================

Liebe, gnaedigste Frau B.!

Der Name des heliozentrischen Juengelchens mit den ausgepraegten
Hinterlaeufen ist Klaus Koberlein, geb. 03.02.69 in
Taunus-Haunsberg-Wergel (was fuer ein Name; immer wenn ich den
Namen ausspreche, klingt es wie 'KAFF'). 189, blond (Sie sagten
es ja bereits), blaue Augen, ...
Schule, Bundeswehr, Uni...
Ah! Hier: 8 Monate Berufserfahrung als Operateur (!) im
Rechenzentrum der Allianz, Muenchen...

Hmhm, soso...

Hobbies?... tatam tatam tatam... oha! Schriftfuehrer im
Kleingaertner-Verein Pullach, Sektion Waldenbach-Siedlung.
Whoa! Was manche Leute so alles in ihrem Lebenslauf zugeben!
Erstaunlich!

Sie sollten solche wichtigen Informationen wirklich nicht in
Ihrem Mac abspeichern - vor allem nicht, wenn er vernetzt ist ;-)

> Nero hatte heute Morgen einen kurzen physikalischen Kontakt mit
> dem Hund des Hausmeisters. Er hat zwei (2!) Schwungfedern
> verloren! (Nero, nicht der Hund!)

Und ich wette, der arme Hund liegt jetzt im Hunde-Hospital!
(Wenn nicht noch schlimmer!)

Wie geht es dem Raben heute?

Leisch

================================================

Lieber, hochverehrter Herr L.!!!

> Sie sollten solche wichtigen Informationen wirklich nicht in
> Ihrem Mac abspeichern - vor allem nicht, wenn er vernetzt ist
> ;-)

Ich moechte sie DRINGLICHST auffordern, ihre schmutzigen
Datenpakete von MEINEM Mac fernzuhalten, oder ich garantiere fuer
nichts! Besonders nicht fuer Ihre PERSONALAKTE!!!

Nur zu Ihrer gefaelligen Beachtung: der Chef hat heute morgen
gesagt, dass er den Herrn Koberlein einstellen wird, wenn nicht
noch irgendwelche formalen Gruende gegen seine Uebernahmen in den
STAATSDIENST sprechen!!!

'Dem Raben' - wie Sie Nero so respektlos zu bezeichnen pflegen -
geht es den Umstaenden entsprechend. Natuerlich hat der Arme
einen Schock, den er erst verarbeiten muss. Trotzdem laesst er
Sie schoen gruessen!

Bezelmann

================================================

Donna B.!

Wie ich heute dem Munich Online entnehmen kann, hat Muenchen
wieder einen neuen Geheimdienstskandal. Ich zitiere:
"Die Mitglieder eines nach aussen hin voellig harmlos
erscheinenden, traditionellen Kleingaertner-Vereins haben
vermutlich jahrzehntelang mit Hilfe raffinierter
Abhoereinrichtungen, die als schaebige Schreberhuetten getarnt
waren, Gespraeche innerhalb der BND-Zentrale in Pullach bei
Muenchen belauscht und an auslaendische Geheimdienste verkauft.
Erst durch einen kollegialen Hinweis des amerikanischen
Geheimdienstes CIA wurde der deutsche Bundesgrenzschutz auf
diesen Sachverhalt aufmerksam gemacht...
Nach dem Schriftfuehrer des Vereins, einem erfahrenen
Informationstechniker und mutmasslichem Hauptdrahtzieher der
Bande, wird bundesweit gefahndet...
Bis dato konnten weder die Abhoereinrichtungen noch die
Aufzeichnungen sichergestellt werden. Die Polizei verhaengte
gestern am spaeten Nachmittag eine vorlaeufig unbefristete
Nachrichtensperre, um die Ermittlungen nicht zu behindern..."

Natuerlich darf nicht alles gleich so ernst nehmen, was in den
Zeitungen steht, nicht wahr?

> Natuerlich hat der Arme einen Schock, den er erst verarbeiten
> muss

Mit anderen Worten: man sollte einen 5 Meter grossen Radius um
den Kaefig ziehen, den niemand mehr betreten sollte, wenn er
nicht ernsthafte Selbstmordabsichten hat.

> Trotzdem laesst er Sie schoen gruessen!

Das letzte Mal, als ICH den Raben begruessen wollte, hat er
versucht, mir den Finger abzuhacken. Obwohl SIE ja nach wie vor
der Ansicht sind, dass er das als besonderes Zeichen der
Zuneigung zu mir getan habe, gruesse ich Nero seitdem lieber
nicht mehr - auch nicht per email!
(Man kann nie wissen!)

Leisch

t7t Offline




Beiträge: 302

28.06.2007 16:32
#19 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Seit zehn Minuten kreise ich mit meinem mintgruenen Ford Mustang
auf den Parkdeck und finde keine Luecke. Es ist elf Uhr und die
Sonne brennt mir unbarmherzig ins Gesicht. Warum muessen diese
verd... Studenten schon so frueh im Institut sein?! Wenn ich dann
komme, ist natuerlich nicht mal mehr Platz fuer eine motorisierte
Sardinenbuechse, geschweige denn mein mintgruenes Schlachtschiff!
Ich stelle mich ins absolute Halteverbot, haue den Warnblinker
rein und renne hinauf in mein Buero. Rasch hacke ich einen
Broadcast in meinen Rechner:

'An alle Labs!
Das CS Department hat sich entschlossen, seine veralteten DEC
Alpha Maschinen zu erneuern. Ausrangierte DEC Alphas werden
derzeit fuer eine 'flat rate' von $ 199 am Ausgang B7 von CS
Gebaeude abgegeben. Nur an Studenten mit gueltigem CS Ausweis
und Photo ID. First come, first serve!'

Dann warte ich eine Minute und sende folgendes hinterher:

'Die vorherige Meldung bezog sich auf die University of
Washawonga in Montana, NICHT auf die University of Berkeley!'

Als ich wieder aufs Parkdeck hinunterkomme, ist es praktisch
leer. Einige Nachzuegler rasen gerade mit kreischenden Reifen die
Exit-Rampe hinunter.

Endlich himmlische Ruhe! Ich verbringe einige glueckliche Minuten
mit der Home-Page des Instituts. Ein kleines Java-Script im
Header fordert alle paar Sekunden ein paar Kilobyte Speicher an -
ohne sie wieder freizugeben. Jeder Browser, der auf unseren
Seiten herumlungert, wird mit der Zeit immer groesser, bis er
schliesslich (hoffentlich) den Rechner des Users zum Abstuerzen
bringt. Eine todsichere Methode, um eine Ueberlastung unseres
Servers von vorne herein auszuschliessen!

Dann wird die Idylle vom Telefon unterbrochen. An der Caller-ID
sehe ich, dass es die Chefin ist.

"Hallo?"

"Leisch!" weht es eiskalt aus der Hoermuschel, und ich schalte
lieber den Lautsprecher ein und lege den Hoerer moeglichst weit
weg. Einmal hatte ich nach einem zehnminuetigen Telefongespraech
mit der Chefin drei Tage Ohrenreissen.
"Leisch, wissen Sie, wo die ganzen Studenten stecken?"
"In Washawonga", antworte ich wahrheitsgemaess.
"Machen Sie keine Witze!" faucht Prof. Icewater. Ich beobachte
fasziniert, wie sich auf den Plastikrippen der
Lautsprecherabdeckung grosse, blaue Eiskristalle bilden.
"Wieso ist kein Mensch im Gebaeude? Auch die Mitarbeiter sind
alle verschwunden..."
"Verzeihung", sage ich und mime baffes Erstaunen,
"ich dachte, Sie machten nur einen Scherz. Haben Sie denn die
Erdbebenwarnung vorhin nicht mitbekommen? Innerhalb der
naechsten drei Stunden, Staerke 6 plus auf der 'Hayward Fold',
alle oeffentlichen Gebaeude muessen evakuiert werden."

Die Chefin braucht nur zweieinhalb Sekunden, um zielsicher die
Schwachstelle in meiner Aussage aufzuspueren. Deshalb ist sie ja
schliesslich auch die Chefin und nicht die Aushilfe in der
Cafeteria, nicht wahr?

(Disclaimer: Die vorangegangene Aussage ist in keiner Weise,
weder indirekt noch intentional, in der Weise zu interpretieren,
dass weibliche Cafeteria-Aushilfskraefte in irgendeiner nur
denklichen oder annehmbaren Disposition als minderwertiger oder
sonstwie benachteiligt gegenueber weiblichen
Hochschulprofessoren anzusehen sind. Ende des Disclaimers.)

"Wie kommt es dann, dass SIE noch in Ihrem Buero sind?"
Ein kleiner glitzernder Eiszapfen beginnt an der Telefonleitung
zu spriessen. Ich sage:
"Ich habe meinen Anschluss auf mein Handy umgeleitet, damit
wenigstens einer im Institut erreichbar bleibt... Ich will Sie
ja nicht draengen, aber ich glaube, Sie sollten jetzt
wirklich..."
"Ok", faucht Prof. Icewater und haengt auf. Wenige Sekunden
spaeter hoere ich ihre eisklirrenden Schritte im Treppenhaus.

Die Sache beginnt mir Spass zu machen. Ich schaue nach, ob noch
ein paar Workstations aktiv sind, und schicke einen
entsprechenden Broadcast auf die Konsolen. Mehr oder weniger das
gleiche, was ich der Chefin verklickert hatte. Dann gehe ich ins
Labor hinueber und lasse ein paar Kartons mit altem
Rechnerschrott vom Tisch fallen. Das alte Pappe- und
Sperrholz-Gebaeude zittert. Ein paar Minuten spaeter ist es
absolut still im Gebaeude.

Ich bastele in aller Ruhe noch eine kleine Random-Funktion in die
Home-Page, die alle paar Minuten ein kryptisches
Java-Script-Alert ausloest. Es behauptet mehr oder weniger
deutlich, dass der jeweilige Net-Browser des Users eine
Ansammlung von verfucktem Spaghetti-Code sei und er besser diesen
heiligen Server verlassen solle.

Zufrieden mit dem Ergebnis aktiviere ich meine Voice-Clock.
"Ahhh quahhhrtahhh to twelffff ahhhh", stoehnt es lustvoll aus
den Lautsprechern. Naja, vielleicht ein bisschen zuviel
Schlafzimmer-Effekt dabei! Muss das bei Gelegenheit mal
korrigieren. Aber jetzt ist Lunch-Time; und ich werde doch nicht
meine wertvolle Mittagspause mit ernsthafter Arbeit vergeuden!

Die Pfoertnerloge im Erdgeschoss ist so leer wie eine Autobahn
waehrend einem Fussball-Laenderspiel. Vielleicht braucht unser
Pfoertner auch eine DEC Alpha? Ich gehe hinaus auf die Strasse.
Kein Schwein weit und breit, keine bloekenden Autos, die sich an
den Ampeln draengeln, keine qualmenden Busse, nicht mal die
Penner liegen an ihren ueblichen Plaetzen und groehlen. Ich gehe
hinueber zu meiner angestammten Sandwich-Bude. 'Der Umstaende
halber geschlossen' steht hastig hingekritzelt auf einem Zettel
hinter der Scheibe. Ich will gerade weiter zu 'Blondie's Pizza'
gehen, als hinter mir mit quietschenden Reifen ein schwarzweisser
Polizeiwagen haelt. Der Cop kurbelt hastig das Fenster herunter:
"Was machen Sie hier?!" fragt er unfreundlich.
Von den Cops bin ich hier ja schon einiges gewoehnt; also wundere
ich mich weiter. Einmal hat mich einer auf offener Strasse
angehalten und gefragt, wo ich meinen Pullover gekauft haette und
ob ich noch den Kaufbeleg vorweisen koenne. Man kann den Cops
erzaehlen, was man will, aber niemals ploetzliche Bewegungen
machen. Sonst hat man schneller die Pfoten in Eisen, als man
'Piep' sagen kann.

Ich erklaere also ganz ruhig, dass ich auf der Suche nach einem
kleinen, bescheidenen Sandwich sei, dass ich durchaus in der Lage
und willens sei, eben dieses Sandwich auch zu bezahlen und ob er
meine Social Security Card, meine Driver Licence, meine
Mitgliedskarte im 'Platinum Gym' oder vielleicht meinen Passport
sehen moechte. Der Cop starrt mich unglaeubig an:
"Mann, haben Sie nicht mitbekommen, dass die Stadt evakuiert
wurde! Mann, schauen sie, dass Sie Ihren Arsch hier
herausbekommen, sonst nehme ich Sie hopp wegen Nicht-Befolgung
oeffentlicher Anordnungen im Katastrophenfall!"

Ich blinzele zweimal, bevor ich kapiere. Dann versichere ich,
dass ich schon auf den Weg sei, und er duest um die naechste
Strassenecke.

Ich schleiche zurueck ins Buero und loesche sicherheitshalber
saemtliche Netzwerk-Logs. Dann fahre ich mit meinem Mustang nach
Hause.

Wer bin ich, dass ich Anordnungen der Polizei in Frage stellen
wuerde?

t7t Offline




Beiträge: 302

28.06.2007 16:32
#20 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Es ist zehn Uhr und das Telefon klingelt.

Daraus kann man folgendes schlussfolgern:
1. Ein Student oder Mitarbeiter will mir sein Problem aufhalsen
(nur zum Plaudern - mit Ausnahme von Ginger - ruft mich
niemand freiwillig an!).
2. Es ist Montag morgen
(das ist eine statistische Inferenz:
Rechnerprobleme treten gehaeuft am Montag morgen auf!)
3. Es muss ein verzweifelter Mensch sein, der da anruft
(jemand anderes wuerde a) nicht annehmen, dass ich schon so
frueh im Buero bin, und b) nicht wagen, mich so frueh zu
stoeren!).

Alles schoen und gut. Die Sache hat nur einen kleinen Haken:
nachdem ich nun das alles messerscharf herausgefunden habe,
moechte ich natuerlich zu gerne wissen, ob ich auch richtig
liege. Dazu muesste ich aber abheben, und das wiederum waere
absolut gegen meine Gewohnheiten.

Nach kurzem Zaudern lege ich meine Lektuere,
'Applied Logic for SysOps', zur Seite und hebe ab.

"Hallo."
Die weibliche Stimme am anderen Ende klingt gehetzt und
abgespannt, aber nicht uninteressant. Generell habe ich
Frauenstimmen lieber ausser Atem, als kurz vor dem Einschlafen.
"Ist dort jemand von der Systemverwaltung. Ich hab' ein
Riesenproblem mit Walter, und wenn ich nicht ganz schnell Hilfe
bekomme, gibt es eine Katastrophe..."

Das ist nicht gerade das, was man an einem ruhigen Montagmorgen
hoeren moechte, denke ich und laut sage ich, dass sie doch bitte
bei der Partnerschaftsberatung im dritten Stock anrufen solle.
"Nein, nein", sagt sie,
"es ist naemlich so: ich habe heute ein brandwichtiges
Vorstellungsgespraech..."

Aha, denke ich, und jetzt ist ihr CV ploetzlich nicht mehr im
Rechner. Komisch, ich kann mich gar nicht erinnern, gestern was
geloescht zu haben!

"... und ich kann Walter unmoeglich einfach mitnehmen.
Andererseits ist er gerade in einer sehr kritischen Phase.
Er hat heute morgen erste Ansaetze zu einem Schwanz gezeigt."

Meine schlaefrigen Neuronen brauchen ein paar Sekunden um das zu
verdauen:
"Hab' ich das richtig verstanden: Walter - wer immer das ist -
zeigt seit heute morgen erste Ansaetze zu einem... Schwanz?
Das heisst also, bis gestern war er quasi noch schwanzlos?"
"Walter ist mein Tamagotchi", fuegt sie erlaeuternd hinzu.

Das erklaert einiges! Ein Tamagotchi ist - wie jedes Kind
heutzutage weiss - ein virtuelles Haustier. Es besteht im
Wesentlichen aus einem eifoermigen Plastikgehaeuse mit einem
LCD-Display, ein paar Chips und ein paar Knoepfen. Auf dem
Display sieht man das Geschoepf (was immer es ist; die Bandbreite
reicht vom Kueken zum Tyrannosaurus Rex) herumhuepfen und mit
Hilfe der Knoepfe kann man es fuettern, traenken, streicheln,
erziehen, mit ihm Spielen, sein Gewicht, Alter und
Koerpertemperatur abfragen, etc. etc. Es entspringt gewoehnlich
einem Ei, waechst ziemlich rasch heran und entwickelt mit der
Zeit je nach Pflege verschiedene distinktive Extremitaeten wie
Beine, Schwanz, Fluegel, Hoerner und so weiter. Wenn es etwas
braucht (z. B. eine Spritze, weil es krank ist), quiekt es
periodisch. Wenn ihm langweilig ist, will es 'Papier, Schere,
Stein' spielen bis man umfaellt, und wenn man es statt dessen mit
Eiscreme fuettert, wird es fett, uebellaunig und stirbt
vorzeitig. Das zugrundeliegende Programm hat einige
ueberraschende Merkmale; zum Beispiel wird das Tamagotchi zum
Vegetarier, wenn man es in seiner fruehen Kindheit konsequent nur
mit Moehren, Aepfeln und Nudelsuppe fuettert. Die Tamagotchis
wurden in Japan erfunden und sofort in China nachgebaut; die
Nachfrage war so gross, dass die erste Serie von
Original-Tamagotchis innerhalb weniger Wochen vergriffen war.
Eine Lieferung nach San Francisco war nach eineinhalb Stunden
ausverkauft. Mittlererweile bezahlt man auf dem Schwarzmarkt fuer
ein Original-Tamagotchi ueber hundert Dollar. In Japan bekommt
man sie nur noch ueber Beziehungen. Dennoch greift die Sucht
rapide um sich; jeder rennt mit seinem 'Egg' um den Hals oder
diskret in der Hosentasche verborgen herum, weil alle Angst
haben, dass das Ding unbemerkt verendet, wenn man es ein paar
Stunden unbeaufsichtigt laesst. Die Kids nehmen ihre Tamagotchis
mit in die Schule (was die Lehrer zur Verzweiflung treibt), die
Youngster mit ins Kino (so dass es an allen Ecken und Enden
quiekt und pfeift) und die Hausfrauen mit in den Supermarkt.
Hardliner im Pentagon mutmassen inzwischen, dass das Tamagotchi
ein erfolgreicher Versuch der Asiaten sei, die westliche Kultur
zu Fall zu bringen (nach der gelben Gefahr, nunmehr die
eifoermige Gefahr!). Kulturpolitiker sorgen sich um das
Sozialverhalten der kommenden Generation, und das Geruecht, dass
Bill Clinton mit einem Plastik-Ei in der Hand gesehen worden sei,
hat die Wall Street bedrohlich ins Schleudern gebracht.
(Es stellte sich spaeter heraus, dass es sich nur um einen
harmlosen Schluesselanhaenger gehandelt hat!)
Die naechste Generation von Tamagotchis kann bereits bis zu
zwoelf verschiedene Tiere simulieren. Ausserdem gibt es jetzt
maennliche und weibliche Tamagotchis (in himmelblauen und
rosaroten Plastikgehaeusen!), die miteinander 'Papier, Schere,
Stein' spielen koennen. Die maennlichen haben zu diesem Zweck
einen Stecker und die weiblichen eine Buchse...
(kein Kommentar!).

(Ok, das wisst ihr ja alles sowieso. Ich vergesse immer wieder,
dass meine Leserschaft wahrscheinlich zu den elektronisch
aufgeklaertesten der Welt zaehlt.)

Natuerlich hatte sich der B.A.f.H. auch sofort einen Tamagotchi
besorgt - schliesslich muss ich auf dem Laufenden bleiben! Das
Ding ist schon nach drei Tagen jaemmerlich verendet, weil ich es
ausschliesslich mit einer Hacker-Diaet von Hamburgern und
Icecream gefuettert habe!
Nicht sehr anpassungsfaehig, diese Lebensform!

Die Tamagotchi-Mama beginnt sich in Fahrt zu reden:
"...und er hat 32 Kilo, und ich ernaehre ihn ausschliesslich
vegetarisch, damit er spaeter hoffentlich Fluegel entwickelt."
"Haben Sie fuer den Kleinen schon ein Sparbuch angelegt?" frage
ich.
"Wie bitte?"
"Vergessen Sie's. Was hab' ich mit der ganzen Sache zu tun?"
"Ich brauche jemanden, der auf Walter aufpasst", sagt sie
ungeniert,
"nur fuer die Zeit, die ich bei meinem Vorstellungsgespraech
bin..."
So ist das also: sie braucht einen Tamagotchi-Sitter!
"Warum schalten Sie nicht auf 'Clock-Modus' um ", frage ich,
"dann sind alle Lebens-Prozesse ausgesetzt."
Sie klaert mich mit stolzer Stimme auf, dass SIE ein
Original-Tamagotchi hat - nicht so ein billiges Nachbaumodell
- und die lassen sich nicht pausieren.

Weil ich ausnahmsweise nichts zu tun habe (da war endlich wieder
mal ein Witz, Leute!), sage ich ihr, sie solle das Ding
vorbeibringen. Zehn Minuten spaeter liegt es neben meinem
Maus-Pad und quiekt periodisch. Ausserdem hat sie mir eine hastig
hingekritzelte Anleitung dagelassen, was und wann ich dem Ding
fuettern darf
("Um Gottes Willen, keine Eiscreme! Nicht vor dem Abendessen!").
Ich frage noch beilaeufig, wo sie sich bewerben wird,
und SIE SAGT ES MIR!

Ich suche die Nummer ihres potentiellen zukuenftigen Arbeitgebers
heraus und warte bis zur Halbzeit. Dann rufe ich an. Eine
Vorzimmer-Mieze meldet sich.
"Firma-Moisenburger-Krautwickler-Menzendorfer-am-Apparat
Guten-Tag?"
"Aeh... hallo. Aeh... heisst das jetzt, Sie heissen
Krautwickler-Menzendorfer oder heisst Ihre Firma
Moisenburger-Krautwickler?"
"Die Firma heisst Moisenburger-Krautwickler", klaert sie mich
indigniert auf.
"Aha", sage ich und frage nach der Tamagotchi-Mutter.
"Es ist sehr dringend!"
Frau Menzendorfer zoegert:
"Ich weiss wirklich nicht... Sie ist gerade in einer Besprechung
beim Chef und ich..."
"Ich bin der Babysitter von Walter", sage ich wahrheitsgemaess,
"ich moechte wirklich nichts dramatisieren, aber ich glaube es
ist ziemlich kritisch..."
Frau Menzenburger bittet mich, dran zu bleiben. Ein paar Minuten
spaeter meldet sich atemlos die Tamagotchi-Mama:
"Ja?"
Ich berichte ihr, dass Walter merkwuerdige Grimassen schneidet
und bruellt. Sie gibt mir hastig Anweisung, die Klimaanlage
herunterzudrehen und legt auf. Zehn Minuten spaeter rufe ich
wieder an.
"Hallo, Frau Menzenberger..."
"Menzendorfer!"
"...dorfer, richtig. Ich bin es wieder. Koennen Sie mir noch
einmal die Dame von vorhin ans Telefon holen?"
"Also..."
"Es geht um Leben oder Tod!"
Sie tut es. Die Tamagotchi-Mutter ist mit den Nerven zu Ende:
"WAS IST?"
"Tja, also: Walter hat ploetzlich Beine bekommen. Ich dachte, Sie
sollten das wissen..."
"ABER DOCH NICHT JETZT!
ICH BIN MITTEN IN EINEM VORSTELLUNGSGESPRAeCH!"
"Ach so", sage ich beleidigt.
"Na gut. Dann werde ich eben nicht mehr anrufen..."
Bevor sie auflegt, hoere ich im Hintergrund noch eine maennliche
Stimme etwas sagen, das wie 'Vielleicht zu einen spaeteren
Termin' und 'Sie hoeren ganz bestimmt von uns' klingt.
Als die Tamagotchi-Mama eine Stunde spaeter bleich und mit
erloschenem Blick mein Buero betritt, habe ich Walter von seiner
unseligen vegetarischen Diaet befreit und er hat bereits 25 Kilo
zugelegt.

Komischerweise freut sie das kein bisschen!

t7t Offline




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28.06.2007 16:33
#21 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Der Aufzug in unserem Gebaeude ist ein hervorragendes Beispiel
fuer die typisch amerikanische Megalomanie. Alles, wirklich ALLES
hier ist krankhaft uebertrieben groesser gegenueber dem Rest der
Welt: die Baeume, die Chips-Tueten, die Autos, die Freeways,
Hamburger und Drinks, Blumen, Dauerlutscher, Huete,
Sonnenbrillen, Flughaefen, Klopapierpackungen,
Fruehstuecksportionen, Kinos und natuerlich auch die Menschen
(besonders gewisse paarweise angeordnete, weibliche, sekundaere
Geschlechtsmerkmale!).
Deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Aufzug eher
einem Ballsaal gleicht als einem beweglichen Kaefig zur
Personenbefoerderung.

Ich poke ein bisschen in der Steuerungs-Software herum, bis das
Ding zwischen jedem Stockwerk eine Pause von 30 Sekunden einlegt
(was unsere Klaustrophobiker auf 180 bringt); dann besorge ich
mir beim Chinesen nebenan einen thailaendischen Nudelsalat und
warte bis die Leute vom Lunch zurueckkommen. Thailaendischer
Nudelsalat schmeckt ausgezeichnet, aber die Optik ist nicht
gerade das, was man als 'appetitanregend' bezeichnen wuerde. Er
schaut eher aus wie... naja wie... sagen wir mal, wie ein etwas
fehlgeleitetes Verdauungsprodukt.

Ich fuelle den Salat in eine durchsichtige Plastiktuete und

stecke die Tuete in meine Jackentasche. Dann pferche ich mich
zusammen mit 67 anderen lunch-gesaettigten Angestellten in den
Aufzug, und die Ballsaal-Aufzugskabine beginnt ihre langsame und
schaukelnde Fahrt nach oben. Ein paar techno-versierte
Mitarbeiter druecken ungeduldig auf ein paar Knoepfe, als der
Fahrstuhl das erste Mal steckenbleibt, aber sie geben's bald
wieder auf.

Nach dem ersten Stockwerk lockere ich unauffaellig meinen
Hemdkragen und wische nicht vorhandenen Schweiss von meiner
bleichen Hacker-Stirne.

Nach dem zweiten Stockwerk gebe ich unterdrueckte Wuergelaute von
mir, schlucke angestrengt und blicke mich verzweifelt um. Den mir
zunaechst stehenden Fahrgaesten schwant Uebles und sie versuchen
aus der drohenden Schusslinie zu kommen; aber der Aufzug ist
immer noch zu dicht gepackt.

Nach dem dritten Stockwerk draenge ich mich rigoros in die
naechste Ecke, reisse die Tuete mit thailaendischem Nudelsalat
aus der Jackentasche und beuge mich wuergend und
krampfgeschuettelt darueber. Als ich wieder aufblicke, sehe ich
erschoepft die vielen mitleidigen und mitfuehlenden Gesichter
meiner Mitreisenden.

Nach dem vierten Stock verwandelt sich das allgemeine Mitgefuehl
in blankes Entsetzen, als ich eine Plastikgabel aus der Tasche
ziehe und beginne, mit Genuss den thailaendischen Nudelsalat aus
der Tuete zu essen.

Ab dem fuenften Stock muss ICH schauen, dass ich aus den vielen
Schusslinien komme...

Schaetze, der Aufzug ist mal wieder reif fuer eine gruendliche
Generalueberholung; ein neuer Teppichbelag koennte auch nicht
schaden...

Nach dieser netten kleinen Einlage gehe ich beschwingt in Gingers
Buero und versuche zum fuenfhundertfuenfundfuenzigsten Mal, sie
zu einem Abendessen zu ueberreden. Ginger streift mich mit ihrem
typischen unterkuehlten Blick und gibt ihre Standardantwort, sie
sei 'single', aber nicht 'desperate'. Dann fragt sie, was ich da
Scheussliches in der Plastiktuete habe. Ich erklaere laessig,
dass ich soeben ein wichtiges und hochinteressantes
sozio-dynamisches Psycho-Assoziations-Experiment unter
vertikal-kinetischen Bedingungen durchgefuehrt habe und dass
diese Plastiktuete das entscheidende gastro-eruptive
Provokations-Corpus darstelle.

Ginger guckt mich mit ihren kuehlen blauen Augen an und verzieht
kaum merklich den linken Mundwinkel nach unten. Irgendwie kommt
mir diese Geste verdammt bekannt vor, aber woher? Dann meint sie,
dass auch sie sich wahnsinnig fuer gastro-eruptive
Provokations-Experimente interessieren wuerde, und ob wir nicht
zusammen heute abend im Cable Car nach North Beach fahren
wollten...

t7t Offline




Beiträge: 302

28.06.2007 16:33
#22 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Ich sitze in meinem Buero und lecke meine Wunden. Nein, wirklich!
Nicht nur im uebertragenen Sinne! Kaum zu glauben, wie schwer es
ist, mit der Zunge an die Fusssohlen zu kommen...

Spass beiseite! Ich habe mich von unseren Super-Sportler Ron
ueberreden lassen, ihn uebers Wochenende auf eine 'Backpack-Tour'
zu begleiten. Nachdem wir uns 6-einhalb Stunden lang mit Rons
uralten Pickup durch diverse Staus und sonnendurchgluehte
Wuestenlandschaften gewuehlt haben, stellt sich heraus dass
'Backpack' nicht etwa 'Packesel-Trupp' bedeutet (wie ich
angenommen hatte), sondern dass man den unglaublich schweren
Rucksack selber durch die Gegend tragen muss - und zudem auch
noch bergauf!!!

Unter diesen Umstaenden beschliesse ich, das Funk-Modem und die
Ersatz-Akkus lieber im Auto zu lassen. Mit saeuerlicher Miene
packe ich also nur meinen Laptop und die 15 gefrorenen Pizzen
(die sich schon recht schwammig anfuehlen) in meinen Rucksack,
und folge Ron auf dem kaum erkennbaren schmalen Weg in einen
engen Canyon hinein, den ich in einem anstaendigen Video-Game
niemals betreten wuerde: er schaut aus wie geschaffen fuer einen
Hinterhalt!

Wie um meine schlimmsten Befuerchtungen zu bestaetigen trete ich
nach kaum 200 Metern auf einen weichen Ast, der sich ploetzlich
kringelt und ein Schnarren von sich gibt, das wie von einem zu
langsam eingestellten Akustik-Modem klingt. Ron reisst mich so
heftig am Arm zurueck, dass ich beinahe in die Schlucht stuerze,
und als ich mich beschwere, faehrt er mich auch noch unfreundlich
an, ob ich denn noch nie eine 'rattle snake' gesehen haette und
ob ich immer wie ein Blinder durch die Gegend laufen wuerde. Also
stecke ich gehorsam meine supercoole Sonnenbrille (97% Filter) in
die Tasche und kneife die Augen zusammen. Normalerweise sind
meine Augen nur auf die Leuchtkraft meines Farbdisplays
adaptiert.

Am abend, als wir endlich an unserem 'camp' ankommen - fuer mich
schaut der staubige Platz genauso aus wie alle anderen staubigen
Plaetze, die wir in den letzten 5 Stunden passiert haben - habe
ich zwei Bienen- und unzaehlige Moskitostiche, einen Sonnenbrand
auf der Nase, Blasen an allen zwei Fuessen und meine Schultern
spuere ich schon lange nicht mehr. Meine Stimmung sinkt auf den
Nullpunkt, als ich entdecke, dass ich die Zugangs-Code-Tabelle
fuer City2000 im Auto habe liegenlassen. Ausserdem sind die 15
gefrorenen Pizzen in halbfluessigen Zustand uebergegangen und Ron
weiss nicht, wo der naechste Mikrowellenherd zu finden ist. (Oder
er will es mir nicht sagen; auf meine Frage hin schnaubt er nur
veraechtlich!)

Die Daemmerung bricht herein (jetzt weiss ich endlich, woher
dieser Ausdruck kommt!), als ob jemand den Lichtschalter
gedrueckt haette. Ron kocht im Schein meines Laptop-Displays
Vollkorn-Nudeln und gibt zaehneknirschend zu, dass das 'Ding'
doch zu etwas gut sein kann.

Kaum sind wir in unseren Schlafsaecken und versuchen vergeblich
eine halbwegs annehmbare Liegestellung auf den harten Isomatten
zu finden, als aus der Richtung unseres Essplatzes verdaechtige
Geraeusche erklingen. Schnaufen, Rascheln, Wetzen und - Brummen!
Meister Petz will sich an unseren aufgehaengten Delikatessen
guetlich tun. Wenn er wuesste, dass es sich dabei nur um trockene
Vollkorn-Nudeln und aufgetaute Pizzen handelt, wuerde er es
vielleicht bleiben lassen. Ich will Ron gerade vorschlagen, dem
Baer die Vollkorn-Nudeln zu ueberlassen und morgen zu einem
MacDonalds zu fahren, aber Ron hoert mir gar nicht zu. Er nestelt
sich fieberhaft aus seinem Schlafsack und rennt zu unserer
Feuerstelle. Gleich darauf hoere ich ihn wie wild mit der
Taschenlampe auf unserem Kochtopf herumtrommeln. Da ich von
Geburt gesellig bin, schaele ich mich auch aus dem Schlafsack und
renne ebenfalls in Richtung Feuerplatz. Im Dunkeln pralle ich in
ein sehr grosses, pelziges Etwas. Der Baer! denke ich entsetzt,
und bereite mich darauf vor, meine Haut moeglichst teuer zu
verkaufen. Aber das pelzige Wesen ruft "Ouch!", und es ist nur
Ron in seiner Winterjacke, dem ich gerade zielsicher einen
Faustschlag aufs rechte Auge versetzt habe.

Waehrend wir noch streiten, wer an dem kleinen Unfall Schuld ist,
hoeren wir wie der Baer wieder zurueckkommt. Ron geht wieder hin
und vertreibt ihn mit dem Kochtopf, waehrend ich auf das Zelt
aufpassen darf. Die naechsten zwei Stunden taucht der Baer alle
8-einhalb Minuten wieder auf, und Ron rennt jedes Mal hin und
vertreibt ihn mit dem Kochtopf. An Schlaf ist gar nicht zu
denken! Wehmuetig denke ich an all die selig durchschlummerten
Vormittage im Buero...

Als Ron zu sechzehnten Mal zur Baerenhatz aufbricht, gehe ich mit
und nehme meinen Laptop mit. Der Baer - ein schwarzer Kerl mit
heller Schnauze, gar nicht so gross wie ich ihn mir vorgestellt
hatte - schnueffelt an der Stelle herum, wo Ron das Seil
festgeknotet hat, mit dem wir unsere Nudeln und aufgetauten
Pizzen auf den Baum gezogen haben. Ron vertreibt ihn mit dem
Kochtopf, aber der Baer laeuft nur ein paar Meter und bleibt
wieder stehen. Er weiss genau, dass wir irgendwann aufgeben
werden.

Ich stelle den Laptop genau unter den Knoten und starte 'MadMax'
im 'demo play modus' mit voller Lautstaerke. Dann stellen wir uns
hinter die Buesche und beobachten den Baeren. Der Baer kommt
naeher heran, schnueffelt und guckt interessiert auf das farbige
Display. In dem Moment wird in 'MadMax' ein ekliges rotes Monster
mit einer Panzerfaust in kleine Schleimspritzer zerfetzt. Der
Baer wimmert entsetzt und flieht ins Gebuesch. Ron und ich
schlafen friedlich, bis die Sonne wieder eingeschaltet wird.

Am naechsten Morgen sind die Batterien von meinem Laptop
natuerlich leer, und ich sehe keinen vernuenftigen Grund, noch
weiter in so einer unzivilisierten Gegend ohne Strom- und
Telefonanschluss zu verbleiben. Grosszuegig ueberlasse ich Ron
die restlichen aufgetauten 14 Pizzen und mache mich auf den
Rueckweg. Eine aeltere Lady nimmt mich in ihrem verrosteten Kombi
mit und ich gebe ihr zum Ausgleich ein paar Tips wo sie sich fuer
ihren veralteten OS/2 einen kostenlosen Netzzugang erschleichen
kann. Beim naechsten MacDonalds steige ich aus und bringe sofort
eine der Computerkassen zum Absturz - nur um sie sofort wieder zu
'reparieren'. Zum Dank stopfen sie mich mit ihrem herrlichem junk
food voll. Waehrend ich mich mit fetttriefenden Pommes und Cola
vollstopfe, lerne ich einen Typen kennen, der auf seinem T-Shirt
eine grosse schwarze '14000' hat. Er erklaert mir, dass er seit
12 Jahren nur BicMacs gegessen und ueber 14000 BicMac-Schachteln
gesammelt habe.

Der Typ schaut wesentlich gesuender aus als Ron.

t7t Offline




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28.06.2007 16:33
#23 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Ich bastele gerade an einer Windoofs-Erweiterung, die die zuletzt
getippten Zeichen nach einem Zufallsschema wiederholt, als mein
alter Netzfreund Mobo aus Bill-Gates-Country anruft und fragt, ob
ich ihn nicht fuer ein paar Stunden an der Hotline vertreten
koenne. Da ich im Moment zufaellig nix zu tun habe (da war schon
wieder ein Witz, Leute!) und die Kantine dort drueben einen guten
Ruf hat, schwinge ich mich in meinen mintgruenen Mustang und
kurve hinueber zum Microsoft-Gebaeude in Albany.

Mobo erklaert mir in 13 Sekunden, wie die Telefon-Dispatcher
funktionieren, und haut mit seiner neuesten Flamme zum
'Kaffeetrinken' ab. Ich habe kaum die aktuelle Ausgabe von WIRED
aufgeschlagen, da summt auch schon das erste Gespraech herein.
Ein Dreiviertel-Geek ist dran und beschwert sich, dass sein
Rechner so lahm sei.
"Bitte sagen Sie mir zuallererst, welche Windoofs-Version Sie
benutzen", leiere ich herunter - genauso wie es auf dem
Hotline-Formular vorgeschrieben ist. Mobo waere stolz auf mich.
Dann allerdings mache ich nach meiner eigenen Methode weiter.
"Haengt die Boot-Platte an einem SCSI-Bus?" frage ich moeglichst
professionell.
"J...ja, klar", sagt er etwas unsicher.
"Hmm, schaut mir ganz so aus, als ob da der Flaschenhals liege",
sage ich sorgenvoll.
"Wissen Sie, bei den modernen Buskabeln sind die Adern so eng
zusammen, dass im SCSI-Bus im Prinzip nur noch Stehplaetze frei
sind..."
"Haeaeh? Stehplaetze...?"
"War nur ein kleiner Scherz", sage ich.
"Ach so!" sagt er.
"Haha! Stehplaetze ist gut..."
"Tatsache ist aber, dass durch die zu eng gefuehrten Adern in den
neuen Buskabeln die elektromagnetische Abstossung der Elektronen
so gross werden kann, dass die Datenuebertragung behindert
wird."
"Oh!" sagt er.
"Was kann man da machen...?"
"Ganz einfach: Sie muessen die zu eng liegenden Adern wieder
auseinanderspreizen. Passen Sie auf: Sie bauen jetzt saemtliche
SCSI-Kabel in Ihrem Rechner aus... Sie wissen doch, wie man das
macht, oder?"
Beleidigt versichert er mir, dass er staendig etwas in seinem
Rechner aus- oder einbaue. Kein Wunder also...
"Gut", sage ich,
"Sie bauen also das ganze Bus-Kabel aus und schneiden mit einem
sehr scharfen Messer - am besten mit einer Rasierklinge - die
einzelnen Adern des Kabels auseinander. Ganz einfach. Dann bauen
Sie das Kabel wieder ein, und voila - es gibt keinen
Flaschenhals mehr."
Er sagt mir begeistert, dass er eine Rasierklinge da habe und
sofort mit der Operation beginnen werde.

Die naechste Anruferin versucht Daten nach Brasilien zu
uebertragen.
"Ich versuche es jetzt schon zum dritten Mal", mault sie,
"aber die Verbindung troepfelt nur so dahin..."
"Hmm, ja...", sage ich und klappere munter mit der Tastatur,
damit es so klingt, als ob ich tatsaechlich die Verbindung
pruefen wuerde.
"Das muss an der Coriolis-Kraft liegen."
Heute habe ich anscheinend meinen physikalischen Tag...
"Huh???"
"Coriolis-Kraft. Noch nie gehoert? Die Kraft, die einem vom Kurs
abbringt, wenn man sich von Nord nach Sued bewegt. Schaetze,
Ihre Datenpakete werden einfach zu sehr an den Rand des Leiters
gedraengt und dort gibt es wegen des Skin-Effekts bei hohen
Datenraten einen hoeheren komplexen Widerstand..."
Ich bin heute wirklich ungewoehnlich gut drauf; anscheinend meint
das auch die Anruferin:
"Oh. Ah... So... Und was kann man da tun...?"
"Vermeiden Sie einfach die langen Nord-Sued-Strecken. Schicken
Sie Ihre Daten erst nach British-Kongo und dann von dort nach
Brasilien."
Das leuchtet ihr sofort ein:
"Natuerlich! Dass ich da nicht selber draufgekommen bin..."
Abgesehen davon, dass British-Kongo meines Wissens nicht
existiert und wenn es denn existierte, bestimmt keinen
Internet-Zugang haette, soll sie damit gluecklich werden.

Nach drei weiteren Jerks, die wieder mal die 'Any-Taste' auf
ihrem Keyboard vermissen (ich empfehle allen dreien, sich im
Second-Hand-Laden nach einer Windows-92-Tastatur umzuschauen!),
meldet sich der typische Heimwerker-Hardware-Spezialist. Er hat
auf eigene Faust eine neue Festplatte gekauft und eingebaut.
Natuerlich funktioniert sie nicht:
"Beim Einschalten laeuft die Platte nur kurz an und bleibt dann
wieder stehen..."
"Sososo...", sage ich,
"hm... wie klingt denn das Anlaufen: eher wie ein langsames
'Pfoooooaaaaauuuuueeeeeeiiiiiiiiiiii' oder eher wie
'Ssssseeeeiiiiii - prattprattprattt - diiiiiiiiihhhhhh'..."
"Aeh... ich weiss nicht so recht..."
"Oder klingt es vielleicht gleich von Anfang an wie
'Scrtchscrtchscrtch - poettpoettpoett - boehh'?"
"Also, ich denke mal, am ehesten noch wie das erste", sagt er
voellig verwirrt.
"Pfoooooaaaaauuuuueeeeeeiiiiiiiiiiii? Hm, was steht denn auf dem
Label der Platte?"
"Aeh... Moment... PT342/AU89-..."
"Sagten Sie 'AU'?" unterbreche ich ihn.
"Ja..."
"Alles klar: das kann ja nicht funktionieren; die Platte dreht
verkehrt herum."
"Haeh?"
"Die Platte ist fuer den Export nach Australien bestimmt. Auf der
suedlichen Hemisphaere ist alles genau spiegelverkehrt, das
wissen Sie doch, oder? Die Autos fahren links, die Sonne und der
Mond stehen im Norden, das abfliessenden Wasser dreht sich
anders herum - deshalb drehen natuerlich auch die Festplatten da
unten mit dem Uhrzeigersinn, statt gegen den Uhrzeigersinn wie
hier."
"Aber..."
"Was meinen Sie, was da fuer enorme Scherkraefte entstehen, wenn
man so ein Ding auf der noerdlichen Halbkugel betreibt.
Natuerlich sind dann alle Magnetkoepfe dejustiert..."
"Oh."
Mit anderen Worten: ANTI-ENGINEERING-MODE ON

"Wenn Sie die Platte nicht zurueckbringen wollen, bleibt uns nur
eine logische Loesung... na?"
10 Sekunden Denkpause.
"Den Computer auf den Kopf stellen?" mutmasst er vorsichtig.
"BINGO! Wenn es dann immer noch nicht funktioniert, rufen Sie
gleich bei dem Laden an, der Ihnen das Ding angedreht hat, und
machen denen die Hoelle heiss!"
Sonst ruft er am Ende in 20 Minuten noch mal hier bei mir an!
"Sagen Sie denen am besten, dass nicht alle ihre Kunden totale
Analphabeten sind und dass Sie sehr wohl ein 'US' von einem 'AU'
unterscheiden koennen. Man kann sich ja schliesslich nicht alles
bieten lassen!"
Er verspricht im kaempferischen Ton, dass er das auf jeden Fall
machen werde. Na, schoen. Schade, dass ich das Gesicht des
Verkaeufer nicht sehen kann.

Dann wird mir langweilig, und Mobo ist immer noch nicht vom
'Kaffeetrinken' zurueck. Ich gehe in den Rechner der das
Dispatchen steuert - Mobo hat bequemerweise das
Superuser-Passwort an seinem Display haengen - und aendere das
Programm so, dass es in unregelmaessigen Abstaenden zwei
Dispatcher miteinander verbindet. Per Konferenzschaltung klemme
ich mich auch noch in die Leitung um mitzuhoeren:
Dispatcher 18: "Microsoft PC Hotline. Mein Name ist Dave. Wie
kann ich Ihnen helfen?"
Dispatcher 7: "Microsoft PC Hot... Aeh, was?"
"Ich sagte: Microsoft PC Hotline. Mein Name ist Dave. Wie..."
"Aber... aber hier ist doch die Microsoft PC Hotline..."
"Ja, natuerlich. Ich sagte ja bereits: Microsoft PC Hotline. Mein
Name ist..."
"Neinneinneinnein... ich meine... ich wollte sagen, HIER bei mir
ist die Microsoft PC Hotline! Aeh.... und mein Name ist John!"
Schweigen in der Leitung. In den beiden Gehirnen der Consultants
passiert jetzt folgendes: Es ist eine Situation entstanden, fuer
die es nur sehr unwahrscheinliche Erklaerungsmodelle gibt - z. B.
dass irgendein Idiot sich in das Dispatch-System gehackt und die
beiden Leitungen verbunden hat. Da menschliche Gehirne nach
statistischen Bewertungen vorgehen, wird diese Loesung zusammen
mit vielen anderen (z. B. dass der Mond aus gruenen Kaese ist)
verworfen. Nachdem beide Gehirne Dave und John zur gleichen
Schlussfolgerung gelangt sind, naemlich dass eine Situation
vorliegt, die es eigentlich nicht geben duerfte (zumindest nicht
im Bill-Gates-Country!), machen sie das einzig Vernuenftige:
partieller System-Reset in beiden Grosshirnhaelften:
Dispatcher 7: "Microsoft PC Hotline. Mein Name ist John. Wie
kann... aeh..."
Dispatcher 18: "Microsoft PC Hotline. Mein Name ist Dave. Wie
kann... aeh..."
"..."
"John? John, bist du das?"
"Natuerlich bin ich das. Warum zum Teufel rufst du die Hotline
an, Dave!"
"Aber ich habe die Hotline nicht angerufen. Du hast doch bei
mir... ich glaube wir haben ein Problem..."
"Ja? Bitte sagen Sie mir zuallererst, welche Windows-Vers..."
"John! Lass doch den Quatsch!!!"
"Oh... Ok."
"Im System muss ein Bug sein. Es hat aus Versehen zwei
Dispatcher-Plaetze vermittelt..."
"Oh Gott! Weisst du was das bedeutet? Wir muessen ein internes
trouble ticket erstellen. Vier Kopien an den Leiter vom Dienst,
den Abteilungsleiter, den Schulungsleiter und an die
Entwickler..."
"John?"
"Ja?"
"Am besten vergessen wir das Ganze..."
"Mein' ich auch", seufzt John erleichtert auf.
Die Verbindung wird unterbrochen, und natuerlich baue ich sie
sofort wieder auf.
"Microsoft PC Hotline. Mein Name ist Dave/John..."
"John! Mach' dass du aus meiner Leitung kommst!"
"Was soll das heissen. DU Hast doch schon wieder angerufen..."

An diesem Punkt verlasse ich die Konferenzschaltung und schicke
eine anonyme email an den Leiter vom Dienst mit dem Inhalt, dass
zwei Dispatcher es geschafft haben das System zu hacken und auf
diese Weise stundenlange Privatgespraeche fuehren.

Dann leite ich meinen Dispatch-Platz auf die Apple-Hotline um und
gehe nach Hause.

t7t Offline




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28.06.2007 16:34
#24 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

WARNUNG
In der folgenden Geschichte kommen Begriffe und Namen vor, die
nicht fuer jede Leserschaft geeignet sind. Insbesondere empfehlen
wir allen Gourmets und Freunden guter Esskultur, die GROSS
gedruckten Teile zu ueberspringen oder wenigstens rasch zu
ueberlesen. Dem Konsum dieser Seiten vor dem Abendessen ist
abzuraten!

Ich nehme einen tiefen Schluck aus der eisgekuehlten Buechse und
lehne mich wohlig zurueck. Seit drei Tagen streikt die B.A.R.T.
('Bay Area Rapid Transit'), und die Chefin hat aus diesem Grunde
allen Mitarbeitern erlaubt, vorlaeufig von zu Hause aus zu
arbeiten. 'Telecomuting' nennt man das hier. Ich wuerde es
bezahlten Urlaub nennen.

Es war kein besonderes Kunststueck, ein kleines Programm zu
schreiben, das sich in unregelmaessigen Abstaenden am Institut
einloggt und das System etwas durcheinanderbringt. Oberflaechlich
gesehen schaut das so aus, als ob ich eifrig an der Arbeit waere.
In Wirklichkeit sitze ich hier am Strand und betrachte mit halb
geschlossenen Augen die neueste kalifornische Strandmode. Ein
Liegestuhl, eine schicke Sonnenbrille und ein riesiger Cooler
voller Sodas: was braucht ein gestresster Systemadministrator
mehr, frage ich.

Ich nehme noch einen tiefen Schluck.

"Das ist aber extrem ungesund, was du da machst, weisst du!"

Ich blinzele angestrengt nach schraeg rechts hinten. Da sitzen
zwei Maedels und beobachten mich kritischen Blickes. Die eine hat
duenne lange blonde Haare, die nach Hennafaerbung aussehen, eine
spitze Nase mit Sommersprossen und ein indisch angehauchtes
Outfit. Die andere ist dunkelhaarig und kaesebleich - wie schafft
man es in Kalifornien so bleich zu bleiben? - und traegt einen
Leopardenfell-Bikini. Beide sind erstaunlich duerr und irgendwo
in den Dreissigern. Schaetze ich zumindest; genau kann das heute
niemand mehr sagen.

"Wie bitte?" frage ich hoeflich.

"Das ist EXTREM ungesund", wiederholt die schwarzhaarige im
Leopardenfell und deutet auf die Buechse Cola Light,
"so'n kaltes Zeug in sich hineinzuschuetten..."
"... weisst du", fuegt die andere hinzu.

Ich schaue verdutzt auf die leere Buechse und suche nach einer
coolen Antwort:
"Oooops!" sage ich.
"Wo kommt die denn her?"
Aber das Ablenkungsmanoever wird ignoriert.
"Es ist ganz, ganz schaedlich, kalte Fluessigkeiten zu trinken",
doziert die indische Blonde.
"Weisst du, in deinem Bauch ist ein grosses VERDAUUNGSFEUER und
das wird durch das kalte Wasser GESCHWAECHT..."
"Aha", sage ich,
"und was tut ihr gegen den Durst? Feuerschlucken?"

Diese ignorante Bemerkung handelt mir nur zwei Blicke, Marke
'Was-gibt-es-doch-fuer-dumme-Menschen', ein.
"Man trinkt natuerlich heisses Wasser", erklaert die Blonde
wuerdevoll.
"Bei vierzig Grad im Schatten?" frage ich, von der Radikalitaet
dieser Vorstellung unwillkuerlich fasziniert.
"Immer!" bekraeftigt die Leopardin, und wie um ihre Behauptung zu
untermauern, holt sie eine grosse Thermosflasche aus ihrer
Strandtasche und giesst sich und ihrer Gefaehrtin zwei Becher
dampfender Fluessigkeit ein. Die beiden schuetten auf ex.
"Weifft du, wenn daf groffe VERDAUUNGFFEUER gefwaecht wird,
bleiben Verdauungsrueckftaende im gantfen Koerper", erklaert die
Blonde weiter. Anscheinend hat sie sich die Zunge verbrannt.
"Auferdem fmeckt ef beffer, wenn ef tfehn Minuten gekocht hat."
"Dann werden die ganzen schaedlichen Rueckstaende nach draussen
geschwemmt", bestaetigt die Leopardin.
"Aber noch besser ist natuerlich LEVITATIONSWASSER..."
"Natuerlich", sage ich und hole mir noch eine eiskalte Cola aus
meinem Cooler. Die beiden Maedels betrachten mich ungefaehr so,
wie normale Menschen einen Japaner beim Harakiri beobachten
wuerden.

"LEVITATIONSWASSER ist von allen Erdstrahlen gereinigt", faengt
die Dunkle nach zwei Minuten wieder an.
"Aber natuerlich ist es viel zu teuer - 12 Dollars die
Gallone..."
"Klar", sage ich.
Die Blonde holt zwei unappetitlich verklebte Plastik-Container
aus ihrer Tasche. Darin gluckert es schmierig-weisslich. Dazu
wickelt sie gruenbraune Fladen, die mich stark an die
Verdauungsendprodukte bestimmter domestizierter Wiederkaeuer
erinnern, aus fleckig-braunem Packpapier.
"Und was ist das?" frage ich interessiert.
"INDISCHER LASSI und KARTOFFELSALAT MIT YOGHURTSOSSE UND FRISCHEM
KORIANDER. Mit REINEN BIOKARTOFFELN", erklaert die Leopardin
stolz.
"Dazu GRUENKORNPLAETZCHEN mit BUEFFELGRASEXTRAKT. Und echte
BIOAEPFEL!"
Die verschrumpelten, braunen BIOAEPFEL schauen eher aus wie
gewisse andere Aepfel - naja, auch in gewisser Weise Bioaepfel.
"Und das Einwickelpapier ist aus recycleten Klopapierrollen",
fuege ich hinzu. Die beiden gucken verbluefft; erst auf mich,
dann auf das grobe Packpapier.
"Woher weisst du das denn?" fragt die Dunkle.
Ich hatte nur geraten.
"Ausserdem seid ihr beide aus Berkeley, ihr geht einmal oder
zweimal in der Woche zur Meditation und habt einen
Greenpeace-Sticker hinten auf dem Auto. Fleisch kennt ihr nur
aus der Werbung und Alkohol ist natuerlich Gift."
Die beiden gucken noch mehr. Bevor sie sich noch erholen koennen,
hole ich meinen Organizer heraus und lasse ihn ein paarmal
piepsen. Dann 'scanne' ich die beiden mit den Organizer, so
richtig professionell a la Dr. Crusher von der Enterprise, und
schaue stirnrunzelnd aufs Display.
"Na, dann schauen wir mal... Tststs", sage ich sorgenvoll und
schuettele den Kopf.
"Deutlich angehobene Hydrogen-Ionen-Konzentration in den unteren
Extremitaeten und dazu noch ueberhoehte Temperatur in vorderen
Cerebral-Hyper-Kortex-Lappen. Alles eine Folge des
uebermaessigen Konsums von heissen Wassers, vermute ich... Und,
was haben wir denn da?"
Der Organizer piepst wieder bedrohlich um den Bauchnabel der
Leopardin herum.
"Ganz offensichtlich Spuren von Schwermetallen, Cadmium, Blei,
alles da, wunderbar eingebettet in unverdaute Huelsenfruechte...
Popopopo... hier: Applekokken und Birnenkokken... Ich an eurer
Stelle wuerde das ja nicht so lassen..."
Die beiden schauen entsetzt auf ihre mageren Baeuchlein.
"Oh Gott! Aber... aber, was kann man denn da machen..."
Ich ueberlege einen Moment.
"Als erstes wuerde ich mal was gegen die zu hohe
Koerpertemperatur unternehmen: am besten jeder einen Liter
eiskaltes Cola - da hinten beim Lifeguard ist eine Verkaufsbude.
Dann irgendwas, damit die unverdauten Huelsenfruechte gleich
wieder ausgetrieben werden. Wie waers mit ein, zwei richtig
schweren Hamburgern, mit moeglichst viel Pommes und Catchup -
das Fett ummantelt hoffentlich die Schwermetalle und verhindert
ein Uebertreten in die Blutbahn... Danach wuerde ich, nur um
ganz sicher zu gehen, ein kaltes Bad empfehlen - das unterbricht
hoffentlich die Teilung der Applekokken restlos und senkt
zusaetzlich die Temperatur."

Vorhin habe ich gesehen, dass das Wasser heute nur 15 Grad hat.
Wohl bekomm's!

t7t Offline




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28.06.2007 16:35
#25 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Ich spiele mit meinem Kollegen Herbert 'Windoofs Versenken'.

Herbert ist Systemadministrator im Rechenzentrum einer groesseren
deutschen Bank und passt auf die veralteten Minis auf, die
staendig Millionen unterschlagener Steuergelder um den Globus
schieben, damit das Finanzamt sie nicht so leicht aufspueren
kann. Naturgemaess langweilt er sich in seinem Job zu Tode -
genau wie ich. Also spielen wir 'Windoofs Versenken', um die Zeit
totzuschlagen...

---

Aha! Dacht' ich's mir doch, dass jetzt alle wissen wollen, wie
die Spielregeln sind! Also, bitte alle Windoofs-Nutzer jetzt mal
kurz weghoeren...

'Windoofs Versenken' funktioniert ganz analog zum traditionellen
'Schiffe Versenken' (das, nebenbei bemerkt, von einem roemischen
B.C.f.H. (Bastard Captain from Hell) waehrend des ersten
punischen Kriegs erfunden wurde). Das Spielfeld ist das gesamte
Internet, und - im Gegensatz zum 'Schiffe Versenken' - ist es
egal, welche Windoofs-Rechner man abschiesst. Jeder Rechner, der
'haengt', gibt einen Punkt; jeder ge-bootete Rechner zaehlt zwei
Punkte. Es gibt keine Begrenzung in der Zahl der Mitspieler. Im
Gegenteil: das Spiel wird desto besser, je mehr sich dran
beteiligen. Der Spieler, der gerade am Zug ist, gibt ueber chat
eine IP-Adresse an die anderen Spieler durch, den sogenannten
'target host'. Dann hat er drei Minuten Zeit den 'target host'
abzuschiessen. Die anderen Mitspieler ueberzeugen sich durch
'ping', dass das Opfer wirklich weidgerecht erledigt wurde, und
der Spieler bekommt seine Punkte auf einer extra dafuer
eingerichteten 'score page' eingetragen. Dann kommt der naechste
Spieler, und so weiter und so fort. Die Kunst besteht weniger
darin, die Windoofs-Rechner zu killen (korruptes ICMP genuegt
normalerweise!), als vielmehr sie im Netz aufzuspueren. Nach
sechs bis sieben Stunden Spielzeit sind die meisten ueblichen
PC-Labors abgegrast (ich vergass zu sagen, dass man natuerlich
jeden 'target host' nur einmal killen darf; auf der 'score page'
wird eine entsprechende Liste gefuehrt), und es wird immer
trickreicher, die Dinger hinter den 'fire walls' der Firmen
aufzuspueren. Erlaubt sind auch sogenannte Salven. Das bedeutet,
dass der Spieler mit einem einzigen Schuss eine ganze Gruppe von
vernetzten Windoofs-Rechner versenkt. Das geht nur, wenn man
ueber die Vernetzung genau Bescheid weiss: man killt einen
Rechner; der killt beim Hochfahren den naechsten, und so fort.
Fuer erfolgreiche Salven mit mehr als fuenf ge-booteten
Windoofs-Rechnern erhaelt man zusaetzlich einen Bonuspunkt.

Die Leute denken immer, dass Windoofs-Rechner deshalb so haeufig
abstuerzen, weil das Betriebssystem Sch... ist. Jetzt wisst ihr
den wahren Grund!

Im Moment fuehre ich mit 7567 Punkten vor Herbert, der mir mit
7523 knapp auf den Fersen ist. In den Microsoft Hotlines laufen
jetzt sicher wieder mal die Telefone heiss. Die Dispatcher
sollten mir dankbar sein! Ich sorge dafuer, dass sie ihren Job
nicht verlieren!

---

Ihr wollt noch mehr lustige Gesellschaftsspielchen kennenlernen?
Na gut. Manchmal spiele ich auch 'Avalanche'. Das ist eher was
fuer einen Spieler, so aehnlich wie Solitaire:

'Avalanche' koennt ihr noch gar nicht kennen (nicht mal die
echten Freaks unter euch!), weil ich es erst vor ein paar Tagen
erfunden habe. Es ist ganz einfach: man sucht sich eine
unmoderierte Mailingliste mit mindestens 1000 Mitgliedern und
schickt irgendeine saubloede Mail an den Reflektor. Zum Beispiel:

"... und dann moechte ich noch sagen, dass ich die letzte Mail
von dem und dem A... ueberhaupt nicht kapiert habe. Da kommen
lauter komische Ausdruecke drin vor und so. Ach ja, und dann
wollte ich noch sagen, dass ich im Keller noch eine halbwegs
funktionstuechtige Waescheschleuder habe, und die wuerde ich
gerne verkaufen, und wer Interesse daran hat, der soll mir doch
bitte auf dieser Liste antworten. Ausserdem hat meine
Grossmutter letzte Woche..."

... und so weiter. Also moeglichst bloedsinniges Zeug, das jedem
halbwegs normalem Leser die Nackenhaare zu Berge stehen laesst,
und er sich zum hunderttausendsten Male fragt, warum er sich
diesen Schwachsinn eigentlich antut. Diese Mail ist sozusagen der
Schneeball, der die 'Avalanche' anstoesst. Was jetzt passiert,
ist folgendes (und wieder mal ein wunderbares Beispiel fuer die
Psychologie der grossen Masse!):
Von den 1000 Empfaengern schmeissen 970 die Mail achselzuckend in
den Muelleimer. Die restlichen dreissig gehoeren zu der Gattung
Mensch, die nie etwas kommentarlos hinnehmen koennen. Zum Glueck
ist diese besondere Sorte Mensch im Internet noch haeufiger
vertreten als sonst. Diese dreissig schicken also alle ein
geharnischtes 'flaming' zurueck an den Absender der bloedsinnigen
Mail, also an mich. Rein statistisch gesehen sind unter dreissig
Sendern garantiert mindestens drei dabei, die nicht darauf
achten, dass ich als Reply-Adresse nicht meine eigene Email,
sondern die der Mailing-Liste eingetragen hatte. Also gehen die
huebschen 'flamings' wieder an alle 1000 Empfaenger der Liste.
Die wiederum sind sowieso schon leicht genervt ueber all die
unnoetigen Mails, also finden sich logischerweise diesmal ueber
100, die einen abfaelligen Kommentar zurueckschicken - meistens
von der Art: 'Stoppt diesen Bloedsinn!!!' oder 'Ich will runter
von dieser Sch... Liste!!!'. Und natuerlich sind wieder 10%
statistische Idioten dabei, die das ganze wieder an die ganze
Liste schicken, und so weiter und so fort! In Null-Komma-Nix hat
man ein paar tausend Emails voller Beleidigungen und
Morddrohungen, die kreuz und quer ueber durch das Netz huschen:
die 'Avalanche' ist in voller Fahrt und nichtskann sie aufhalten!
Gewoehnlich flaut die Aktivitaet dann nach ein paar Tagen wieder
ab, weil die Leute von den vielen Mails zu erschoepft sind, um
nochmal den Reply-Knopf zu druecken - die 'Avalanche' laeuft
langsam aus.

(Wer es bis jetzt noch nicht kapiert hat: 'Avalanche' bedeutet
schlicht und einfach 'Lawine'.)

Das Schoene an diesem Spielchen ist, dass - wie bei einer echten
Lawine - nichts, aber auch gar nichts dagegen unternommen werden
kann. Die einzige Methode waere ja die, dass auf den ersten
'Schneeball' einfach niemand antwortet. Das widerspricht aber so
grundsaetzlich dem menschlichen Naturell (statistisch gesehen!),
dass es praktisch niemals vorkommt! Haehaehae...

Und wenn wir schon gerade von 'Avalanches' sprechen:
Es gibt natuerlich auch sehr nuetzliche Lawineneffekte, zum
Beispiel wenn es darum geht, das neue B.A.f.H.-BUCH an den Mann
zu bringen!

Ihr habt richtig gehoert! Es gibt jetzt den kompletten und
einzigen 'Bastard Assistant from Hell' als BUCH zu kaufen!
ENDLICH!

(Wer von euch nicht mehr weiss, was ein Buch ist: das ist ein
altmodischer Datentraeger auf Zellulose-Basis, auf dem die
Information in Form von graphischen Elementen im
Ikositetral-System kodiert ist, mit Inline-Graphik und
Fixformatierung. Der Vorteil ist: es braucht keinen
Telefonanschluss und keine Akkus, und ist verglichen mit einem
Notebook geradezu laecherlich preiswert!)

Das BUCH ist ein absolutes MUSS fuer alle Abonnenten der 'Bastard
Mailing List' (ihr habt jetzt lange genug schmarotzt!), fuer alle
System-Administratoren oder welche, die es werden wollen (die
armen Schweine!), fuer alle Studenten oder diejenigen, die den
Mist noch vor sich haben, fuer alle Uni-Angestellten (mit
Ausnahme der RKfH!) und alle Leute, die ihr schon lange mal
vergraulen wolltet! He! Und ausserdem ist das Ding ein echt
geiles Weihnachtsgeschenk!

Natuerlich gibt's das Buch erstmal nur im INTERNET (die snail
reader vom Buchhandel kommen spaeter dran und zahlen
wahrscheinlich auch mehr - ). Was muesst ihr machen, um an
das BUCH 'ranzukommen? Ganz einfach: Ihr geht auf die URL vom
'Schwarten Verlag' (jau, ihr habt richtig gehoert: 'Schwarten
Verlag'):

http://www.gns96.de/bastard/list.htm

und bestellt euch die Ausgabe, die ihr wollt, oder die euerem
Geldbeutel angemessen ist. Anschliessend schreibt ihr sofort an
alle eure Freunde (oder Feinde, je nach Geschmack!) eine email,
dass es jetzt diese phantastische, einmalige Moeglichkeit gibt,
sein Geld loszuwerden...
ACHTUNG: Wer nicht bis zum 1. Dezember bestellt hat, bekommt das
BUCH nicht mehr rechtzeitig unter den Weihnachtsbaum!

Die armen, armen Schweine, die noch nicht ins Web kommen, duerfen
dem Verlag ausnahmsweise auch eine Email schicken:
netzlos.bastard@gns96.de

Have Fun!

t7t Offline




Beiträge: 302

28.06.2007 16:35
#26 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Ich arbeite gerade an einer verbesserten Version von WinWord, die
bei jedem fuenften Abspeichern die Bytes rueckwaerts in die Datei
schreibt, als etwas heftig gegen meine verschlossene Tuer
bumpert. Normalerweise stelle ich mich in solchen Faellen (also
wenn ich an wirklich lebenswichtigen Dingen arbeite und keine
Ablenkung gebrauchen kann) einfach tot. Wenn man mich spaeter zur
Rede stellt, sage ich, ich haette es fuer ein Erdbeben gehalten
und waere wie vorgeschrieben unter den Tisch gekrochen. Kurz
darauf hoert das Bumpern auf und Schritte entfernen sich in
Richtung PC-Labor. Ich logge mich auf einem PC dort ein und
aktiviere das angeschlossene Micro.

Kein Mensch scheint sich darueber im Klaren zu sein, dass es ein
Kinderspiel ist, einen Raum abzuhoeren, in dem sich ein
vernetzter PC mit einem angeschlossenen Mikro befindet. Und dank
Bill Gates sind in den meisten Windoofs-Rechnern sogar schon
Mikros fest eingebaut, die jederzeit aktiviert werden koennen!
Vor kurzem erst hat ein Kollege von mir in der Zeitschrift
'Hacker's Havoc' einen neuen Virus-Typen vorgestellt. Der Virus
verbreitet sich ueber die uebliche raubkopierte Software im
Internet und versucht auf jedem befallenen Rechner das
angeschlossene Mikro zu aktivieren. Die abgehoerte Sprache wird
dann entweder uebers Netz direkt an den Mutter-Rechner
uebertragen oder, wenn auf dem befallenen Rechner ein
Diktiersystem a la Voice Type installiert ist, zuerst
verschriftet und dann verschickt. Ein spezielles Expertensystem
auf dem Mutter-Rechner sortiert die eingehenden Texte und macht
Vorschlaege, wen man wann mit welchen Aeusserungen wie hoch
erpressen koennte...
Aber das fuehrt jetzt wirklich zu weit!
(Ausserdem habe ich schon mal von Kollegen einen Rueffel
erhalten, dass ich hier die besten Tips einfach kostenlos
verbreite!!!).

Ich setze also meinen Kopfhoerer auf und lausche ins PC-Labor:

TUERENKLAPP

"Und?"
"Der faule Kerl ist wieder mal nicht in seinem Buero..."

Fauler Kerl? Wer - ich??? - Ah-oh...
Ich checke rasch die Aktivitaet auf den PCs. Aha, es handelt sich
um die User 'beck' und 'stroem', die da ungestraft ueber mich
herziehen. Aber nicht mehr lange...
Ich gabele die beiden Tastatur-Devices kreuzweise, so dass beck
nun zusaetzlich auf stroems Tastatur schreibt und umgekehrt. Dann
lausche ich wieder:

TASTATURGEKLAPPER...
...
HEFTIGES TASTATURGEKLAPPER...
...
HACK! HACK! HACK! ...
"Wwwwwas? Haeh? Ich versteh das nicht... Irgendein Idiot schreibt
auf meinen Bildschirm..."
"Was? Bei dir auch??? Da muss irgendein Frischling mal wieder
beweisen, dass er seine Ausgabe auf ein anderes X-Terminal
umlenken kann. Na, warte, wenn ich den erwische!"
"Warte mal. Vielleicht koennen wir rauskriegen, wer das Schwein
ist, wenn wir den Output beobachten..."

STILLE

"Komisch, bei mir kommt nix mehr..."
"Bei mir auch nicht. Vielleicht hat er's schon wieder
aufgegeben..."

TASTATURGEKLAPPER...

"Da! Da ist das Arschloch wieder!"
"Bei mir auch! Schreibt er bei dir auch: 'Konvergenzkriterium'?"
"Haeh? Nein, bei mir schreibt er ... Moment Mal! Das habe ICH
doch gerade geschrieben!"
"Das ist aber ein komischer Text."
"Neinneinnein: Ich meine, ICH habe gerade 'Konvergenzkriterium'
geschrieben. Da steht es ja noch auf meinem Schirm..."
"Ach so? Dann hast ja DU..."
"Ich hab' ueberhaupt nix gemacht! Schreib du doch mal etwas..."

Ich unterbreche rasch die Verbindung zwischen den beiden PCs.

TASTATURGEKLAPPER...

"Nichts. Jetzt kommt gar nichts mehr..."
"Ich glaube immer noch, dass du dir nur einen bloeden Scherz
erlaubt hast. Unglaublich witzig!"
"Aber wenn ich dir sage..."
"Ach, halt die Klappe!"

TASTATURGEKLAPPER + FEINDSELIGES SCHWEIGEN

Ich verbinde die Outputs der beiden Maustreiber, und zwar so,
dass sich die XY-Vektoren addieren.

"Was ist jetzt schon wieder los? Mein Mauszeiger bewegt sich so
zaeh..."

HEFTIGES GEGENLAEUFIGES GESCHABE AUF DEN MOUSE PADS

"Gnnn, gnnnn! Warum bekomme ich die Maus nicht nach oben!!!"
"Ich bekomme sie nicht nach unten! Das ist doch schon wieder so
eine bloede Idee von dir! Hoer endlich auf mit dem Quatsch!!!"
"Wenn DU nicht endlich aufhoerst, mich grundlos zu verdaechtigen,
schmeiss' ich dir die Maus an deinen Hohlkopf!!!"

GETUEMMEL: TASTATUREN KRACHEN ZU BODEN, MAEUSE QUIEKEN,
HOHLKOEPFE DROEHNEN...

" Momomomoment Mal! Moment!!!"
" Was?!"
"Ueberleg' doch mal: bei so einer Sache kann doch eigentlich nur
ER dahinterstecken!"

Ich schicke einen unendlich steilen Temperaturgradienten an
unsere neue computergestuetzte Klimaanlage, die sich daraufhin
prompt ueberlaedt und einen Kurzschluss in der Stromversorgung
des PC-Labors ausloest. Damit ist zumindest der aktuelle
Speicherinhalt meiner beiden Helden beck und stroem im Nirwana
verschwunden. Ausserdem funktionieren ohne Strom die
Zugangskontrollen zum PC-Labor nicht mehr, so dass die beiden
Laesterer da drin im Dunkeln und ohne Luftzufuhr ausharren
muessen, bis der Hausmeister sie irgendwann befreit.

Da sich unser Hausmeister gerade um diese Zeit gewoehnlich in der
Kneipe gegenueber zusammen mit dem Wachmann vollaufen laesst,
kann das eine Weile dauern...

t7t Offline




Beiträge: 302

28.06.2007 16:35
#27 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Nach einem laengeren Aufenthalt in Las Vegas - dienstlich
natuerlich - komme ich erschoepft in mein Buero zurueck. Bevor
ich noch ueberlegen kann, wo ich den teuflisch schweren Sack mit
Spielgeld verstauen kann, so dass er nicht gleich jedem ins Auge
faellt, klingelt auch schon wieder das verdammte Telefon. Das
hab' ich gern! Keine ruhige Minute in diesem Job! Ich stopfe den
Geldsack vorlaeufig in den Papierkorb und hebe ab.
"Hallo?"
"Ja, aeh... hier spricht... ach was, meine Name tut nichts zur
Sache. Ich weiss nicht, ob ich hier ueberhaupt richtig bin..."
So was geht mir gegen den Strich! Erst harmlose, schwer
beschaeftigte Leute stoeren, und dann nicht mal wissen, ob sie
hier richtig sind! Ganz gegen mein sonstiges gutmuetiges Naturell
(sic!) beschliesse ich, diesmal meinen Redebeitrag auf das
Shannonsche Minimum zu druecken:
"Hm?"
"Ja, ich aeh.. ich bin eigentlich auf der Suche nach Herrn
Leisch..."
"Hm."
"Weil, naemlich" faehrt der seltsame Kunde mit der oeligen Stimme
nervoes fort,
"der Max S." (Name von der Redaktion unterdrueckt)
"der hat gesagt, ich solle doch mal den Leisch fragen in so einer
Sache..."
"Hm?"
"In welcher Sache? Ja, aeh... hm... sind Sie denn der Leisch?"
Normalerweise wuerde ich jetzt sagen, nein, hier sei das
kardasianische Wasserwerk. Aber die fette Stimme klingt nach
Geld! Deshalb bleibe ich dran:
"Mhm..."
"Ah, gut! Ausgezeichnet, dass ich Sie gleich erwische. Diese
Ueberseegespraeche sind ja auch nicht gerade billig, was? Haha."
"Hmm!"
"Ja, genau. Also zur Sache... sind Sie auch sicher, dass niemand
bei Ihnen mithoert?!"
"Mhm!"
"Gut, also der Max hat gesagt, Sie haetten ihm ja auch geholfen
mit... mit seinem Laptop, und so. Sie wissen schon..."
"Hm."
"... und wie man jetzt gesehen hat, war das ja auch ein Glueck,
nicht? Wenn dieser uebereifrige Kerl von der Staatsanwaltschaft
da noch was auf der Festplatte gefunden haette, waer's
vielleicht boes' ausgegangen fuer den Max S."
(Name schon wieder von der Redaktion unterdrueckt)
"und da hab' ich mir gedacht, rufst du einfach mal an bei dem,
der dem Max geholfen hat, nicht wahr..."
"Hm."
".. und bestellst auch gleich so einen Virus fuer deinen Laptop.
Das kann ja nie schaden, hab' ich mir gesagt, nicht wahr? Auch
wenn es erstmal was kostet. Das macht sich im Notfall schon
bezahlt. Haha! Bezahlt ist gut, was? Es ist ja ganz unglaublich,
was man alles auf seinem Laptop einfach so mit sich
'rumschleppt. Und dann kommt die Steuerfandung und... zack!...
ist der Kombjuda konfisziert, und man steht schoen bloed da...
aeh... was kostet so was eigentlich? Der Max hat gesagt..."
"19 Riesen", sage ich.
Schlucken in der Leitung. Die 19 Riesen sind natuerlich nur ein
Testballon. Wenn es sich um einen ernsthaften Steuerhinterzieher
handelt, schreckt ihn das bestimmt nicht ab. Bevor er sich von
seinem Schreck erholen kann - Geldausgaben sind fuer solche Leute
wie Magenschwinger bei anderen: es bleibt ihnen erstmal die Luft
weg - frage ich:
"Ist ihr Laptop vernetzt?"
"Aeh... nein. Ich dachte..."
"Das ist sehr schlecht", sage ich bedauernd.
"Das muessen Sie aendern. Sonst koennen Sie spaeter schlecht
erklaeren, wie der Virus auf Ihren Laptop kam, ohne dass Sie die
entsprechenden verseuchten Disketten vorzeigen koennen. Dem Max
hat das beinahe das Genick gebrochen."
"Tatsaechlich?" staunt er.
"Ja, dann..."
"Also auf jeden Fall vernetzen. Email genuegt schon. Und ich
schicke sofort nach Eingang der vereinbarten Summe eine Software
an Sie. Die installieren Sie ganz normal auf dem Laptop. Wenn
Sie dann irgendwann in Bedraengnis geraten sollten, druecken Sie
einfach die Tastenkombination ALT, CTRL + V und der 'Virus' wird
aktiv. Das Ding simuliert das Verhalten des Abraxas D12 Virus,
ein etwas seltener bulgarischer Ableger vom albanischen Abraxas
D3. Er hinterlaesst garantiert keinerlei Daten oder verdaechtige
Spuren auf der Festplatte."
"Genial!" freut sich die oelige Stimme begeistert.
"Und wohin soll ich...?"
Ich gebe ihm die Kontonummer des Vereins zur Unterstuetzung
verfolgter Systemadministratoren und lege auf.

Dann bereite ich eine neue Version meines 'Virus' vor, der jede
neue Textdatei nach den Begriffen 'Geld', 'Bestechung', 'Amigo',
'Maennerfreundschaft', 'Gefaelligkeit', 'Katholische Kirche',
'Flick' und anderen einschlaegigen Schluesselworten scant. Wenn
er etwas findet, schickt er das File bei naechster Gelegenheit
mit genauer Angabe des Absenders an die Email-Adresse des BKA.
Dann kopiere ich das Ganze auf eine Diskette und schicke es dem
sauberen Herrn mit der oeligen Stimme.

Dann lehne ich mich zufrieden zurueck und ueberfliege nochmal den
Artikel ueber Maexchen in der Ueberseeausgabe der ... Zeitung.
Tstststs. Wer auch immer dem Max den sogenannten 'Virus'
ueberlassen hat, er hatte leider nicht viel Phantasie. Anfaenger!

In dem Moment hoere ich ein Geraeusch hinter mir, und als ich
mich umdrehe, sehe ich gerade noch unseren Raumpfleger mit meinem
Papierkorb im Gang verschwinden...

ENDE DER FOLGE 27
WIE WIRD ES WEITERGEHEN? WIRD DER B.A.F.H. SEINEM PAPIERKORB
WIEDERBEKOMMEN? HAT DER RAUMPFLEGER NOCH EINE REELLE CHANCE ZU
UEBERLEBEN? WAS HAT DER PAPIERKORB MIT MAX ZU TUN? WIESO IST DER
HIMMEL BLAU UND DER MOND AUS GRUENEM KAESE? WARUM GREIFT GINGER
NICHT EIN?

VERSAEUMEN SIE AUF KEINEN FALL DIE NAECHSTE FOLGE, WENN ES WIEDER
HEISST:

BASTARD ASS(ISTANT) GOES OVERSEAS 28

t7t Offline




Beiträge: 302

28.06.2007 16:36
#28 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Es regnet.

Nein, ernsthaft! Es regnet. So was kommt vor. Sogar hier in
Kalifornien. Zwar seltener, aber deshalb nicht weniger schlimm.
Eher noch schlimmer. Weil niemand damit rechnet - und
Regenschirme praktisch unbekannt sind.

Um den damit verbundenen Frust abzubauen, haenge ich ein Schild
an meine Tuere und haue ab in die Uni-Bibliothek. Auf dem Schild
steht:

"NOTFALL BEIM S.O.P.L."

Natuerlich weiss niemand, was S.O.P.L. heisst. Ich auch nicht.
Aber es klingt arbeitsintensiv, so dass sich niemand wundert,
wenn ich den ganzen Vormittag wegbleibe.

In der Uni-Bibliothek gehe ich schnurstracks in die
Aerobics-Abteilung und uebermale mit einem schwarzen Folienstift
systematisch die Luecken in den Bar-Codes der Buecher. Ab und zu
habe ich das Glueck, dass eine heisse Studentin mit einem solchen
Buch zur Ausleihe marschiert und Alarm im automatischen Scanner
ausloest. Dann springe ich als Retter in der Not ein, wische
unauffaellig den schwarzen Strich weg, und siehe da: es
funktioniert alles wieder. Meistens werde ich von der dankbaren
Studentin auf einen Cafe eingeladen, etc. etc.

Nach dem zehnten Buch sehe ich ploetzlich Ginger im schwarzen
Lederdress um die Ecke kommen und bei meinem Anblick erstaunt
stehenbleiben. Ich frage sie, was sie hier macht. Ginger klappt
ihre beruehmten Augendeckel auf und zu und sagt:
"Och, aeh... ich suche eigentlich nur ein gutes Handbuch fuer das
neue Office Suite Programm..."
Dabei kaut sie gedankenverloren an der Kappe ihres schwarzen
Folienstifts.
"In der Motorsport-Abteilung?" frage ich erstaunt.
In diesem Moment heult vorne bei der Ausleihe der Scanner los.
Ginger und ich, wir zucken beide synchron zusammen und gucken
rasch um die Ecke. Aber es ist nur ein altes Muetterchen im
grellrosanen Trainingsanzug und weissen Tennisschuhen.
"Mist!" murmelt Ginger.
"Wie bitte?" frage ich.
"Aeh... nichts. Wo waren wir gerade?"
"Office Suite", helfe ich nach.
Ich besorge ihr das Buch, und Ginger laesst sich widerstrebend zu
einem Kaffee in der Student Union einladen. Als wir schon am
Ausgang des Lesesaals sind, heult der Scanner wieder los. Ein
knackiger junger Student in hautengen Lederhosen, eine Mischung
aus Mann-ihrer-Traeume und ungezaehmter Junghengst, steht
verdattert vor dem Scanner, einen dicken Bildband mit Harley
Davidsons unter dem Arm. Ginger seufzt tief, und folgt mir
missmutig hinunter in die Cafeteria.

Als wir nach einen kurzen Plausch von zwei bis drei Stunden
zurueck ins Institut kommen, finde ich einen Studenten mit langen
fettigen Haaren vor meiner Tuere lehnen, der im Stehen
eingeschlafen ist. Ruecksichtsvoll wie ich bin, versuche ich
meine Tuere aufzusperren, ohne den armen Jungen zu wecken, aber
leider hat er einen leichten Schlaf.
"Oh... aeh... Herr Leisch?"
Ich kann es schlecht leugnen, weil es nun mal dummerweise dick
und breit an meiner Tuere steht. Er folgt mir eifrig in mein
Buero und sagt:
"Ich habe heute hier im Institut als graduate angefangen. Und
Prof. Icewater hat gesagt, ich solle mir von Ihnen einen
Rechnerplatz zuweisen lassen..."
Trotzdem er stundenlang gewartet hat, ist sein feuriger
Enthusiasmus noch ungebrochen. Noch!
"So, hmm", sage ich.
"Einen Rechnerplatz also. Mal sehen..."
Ich raschele mit ein paar alten HP Prospekten. Eigentlich habe
ich keine besondere Lust, einen neuen User einzufuehren. Wir
haben doch wirklich schon genug davon!
"...ja, aeh...", sage ich,
"wie waere es mit Wesleys Platz. Der ist letzte Woche
tragischerweise frei geworden."
"Hervorragend", freut sich der Neue. Dann faellt ihm auf, was ich
gesagt habe, und er fuegt vorsichtig hinzu:
"Aeh... wieso tragischerweise?"
"Tja, der gute Wes hatte einen kleinen Unfall mit dem
Backup-Tape."
"Unfall?"
"Er ist irgendwie mit dem Schlips in den Bandfuehrungsschlitz
geraten, der Schlips hat sich in der Auffangspindel gefangen
und... nun, ja... Sie wissen ja wahrscheinlich wie kraeftig
diese schnellen Bandmaschinen sind. Tragisch, wirklich tragisch.
Ein so intelligenter Junge, mit so guten Anlagen. Haette es hier
noch weit bringen koennen... Seitdem traegt hier keiner mehr
einen Schlips, und alle waren danach sofort beim Friseur."
Der Neue schielt nervoes auf seine schulterlangen Fransen und
schluckt.
"Aber... aber das ist ja furchtbar!"
Ich nicke duester.
"Ja, das Bandgeraet war auch im Arsch... Andererseits", fahre ich
munter fort,
"hat es ja auch eine gute Seite. Dadurch haben wir tatsaechlich
einen freien Rechnerplatz fuer Sie."
"Aeh... ja... sicher..."
"Besser als Thompsons Buero ist es jedenfalls..."
"Wieso? Was ist mit Thompson passiert?"
"Mit Thompson? Hmm, interessante Frage... Ich glaube, sie haben
ihn eingeaeschert - oder was von ihm uebrig war."
"... (schwitz)..."
"Tja, Thompson hatte vergessen, dass unsere Waende seit dem
letzten Erdbeben nicht mehr so ganz das sind, was sie mal waren.
Er hat sich unbedachterweise gegen seine Buerowand gelehnt und
ist glatt durch den Gips gebrochen..."
Zum Beweis schlage ich mit der Faust gegen die Wand hinter meinem
Kopf. Gipsteilchen regnen auf uns herunter und die Wand gibt
aechzend ein wenig nach. Der Neue macht den Mund auf - und wieder
zu. Auf seiner Oberlippe sehe ich Schweissperlen.
"Da faellt mir noch ein", fuege ich noch hinzu,
"oeffnen Sie hier im Institut bitte nie ein Fenster."
"Ah, ich weiss ... wegen der Klimaanlage."
Ich schuettele langsam den Kopf.
"Wegen Ginger."
"Ginger?"
"Unsere Hilfssekretaerin. Sie leidet an einem reflexartigen
Fluchtsyndrom, seitdem sie mal ein verlaengertes Wochenende lang
in unserem Aufzug gefangen war und beinahe vom Kollegen Brian
aufgefressen wurde. Er hatte so einen Durst, dass er ihr Blut
trinken wollte. Sie konnte sich nur retten, weil sie durch die
Wartungsklappe nach oben geklettert ist und dann noch drei Meter
am Seil hoch. Seit diesem kleinen Zwischenfall kann sie
Oeffnungen, die ins Freie fuehren, nicht mehr widerstehen.
Einmal ist sie uns schon aus dem Fenster gesprungen -
gluecklicherweise fuhr unten gerade ein Altpapier-Laster
vorbei..."
"...(schluck)..."
"... und boese Zungen behaupten noch heute, dass irgendjemand das
Fenster mit Absicht aufgemacht habe... Aber solchen ueblen Reden
sollten Sie lieber kein Gehoer schenken. Das sind alles ganz
reizende Leute hier im Institut - so lange sie noch am Leben
sind."
"Am Leben sind?" echot der Neue mit Schweissperlen auf der
Stirne. Ich winke ihn naeher heran und fahre im Fluesterton fort:
"Ist Ihnen beim Interview mit Prof. Icewater nicht aufgefallen,
wie eiskalt ihre Haende sind? Nein? Naja, sie vermeidet in
letzter Zeit auch tunlichst, jemandem die Hand zu geben... Gehen
Sie nach Einbruch der Dunkelheit lieber nicht mehr in ihr Buero,
das jedenfalls rate ICH Ihnen! Schauen Sie sich das mal an!"
Ich deute auf ein paar Bohrloecher hinter meinem Kopf an der
Wand, wo mein Vorgaenger, der fruehere financial director, einen
geschmacklosen Elchkopf befestigt hatte.
"Eindeutig 45-iger Einschuesse", fluestere ich,
"wissen Sie, ich habe nie herausgefunden, was mit meinem
Vorgaenger eigentlich passiert ist. Komischerweise gab es keine
Blutflecken, oder sie wurden sorgfaeltig entfernt - vielleicht
wurde das Blut auch anderweitig verwendet. Und manchmal habe ich
deutlich das Gefuehl, dass jemand auf den Konsolen im
Rechnerraum herumtippt, und ich bin ganz sicher, dass vorher
niemand im Raum war! - Was ist eigentlich mit Ihnen los? Sie
sind ja ganz kaesig im Gesicht. Soll ich ein das Fenster
oeffnen, dass Sie ein wenig Luft bekommen? Nein? Auch gut. Also
dann gehen Sie mal an Wesleys Arbeitsplatz. Dort werden Sie sich
wohlfuehlen; das Buero hat sogar ein Fenster. Den Account
richten wir dann morgen ein. Viel Spass auch..."
Inzwischen ist es schon fast dunkel im Buero; der November hat
eben auch in Kalifornien seine Auswirkungen. Nicht umsonst ist
Halloween gerade erst vorueber! Ich schleiche auf leisen
Gummisohlen zum Sicherungskasten und schalte den Strom im Wesleys
Buero aus. Mit rekordverdaechtiger Promptheit ertoent ein
markerschuetternder Schrei durch den Flur. Dann sehe ich den
Neuen wie von Furien gehetzt durch den Flur auf mich zu rasen.
Ploetzlich erstarrt er fuer einen Moment, glotzt mich mit weit
aufgerissenen Augen an, macht kehrt und rennt zum Aufzug, vor dem
er zurueckscheut wie ein Pferd, um schliesslich auf der
Feuertreppe zu verschwinden.

Als ich mich umdrehe, steht die Chefin hinter mir im Halbdunkel
und fixiert mich mit frostglitzernden blassblauen Augen. Dann
seufzt sie und sagt:
"Ich moechte gar nicht WISSEN, was das wieder werden soll."

t7t Offline




Beiträge: 302

28.06.2007 16:36
#29 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Ich spiele gerade mit meiner neuesten Errungenschaft, einem
programmierbaren Messsender, herum, als natuerlich das Telefon
klingelt.

Nie koennen sie mich in Ruhe lassen! Wie soll man da
wissenschaftlich arbeiten koennen, frage ich! Die ganze Misere
des Wirtschaftsstandorts Deutschland (Originalton!) ruehrt
wahrscheinlich allein daher, dass heutzutage jeder dahergelaufene
Idiot Zugang zu modernem Kommunikationsformen hat. Zum Beispiel
eben das Telefon. Ich moechte nicht wissen, wieviel Zeit jeden
Tag in unserer Volkswirtschaft mit absolut sinnlosen
Telefongespraechen vergeudet wird; ganz abgesehen von den
Dauertratschern, die es fertigbringen zwei Stunden am Stueck an
der Strippe zu haengen. Terrorismus ist das! Jeder
Affenabkoemmling, der in der Lage ist, sieben Tasten in der
richtigen Reihenfolge zu druecken, darf mich einfach ungestraft
von meiner Arbeit abhalten. Ungestraft? Naja, mal sehen...

Nach dem zwanzigsten Klingeln hebe ich ab.
"Hallo."
Kollege Jeff ist dran.
"Hallo, Leisch? Weisst Du eigentlich, wie spaet es ist?! Wir
waren um 11 Uhr verabredet, um die Folien fuer das kommende
'CHATTER'-Meeting durchzusprechen! Jetzt ist es halb zwoelf!!!
Hast Du verschlafen?!"

Verschlafen! Das mir, wo ich schon seit 22 Minuten an meinem
Schreibtisch hocke! Tatsache ist, ich habe es nicht verschlafen.
Obwohl ich mir alle Muehe gegeben hatte. Das 'CHATTER'-Projekt
(das amerikanische Pendant zum deutschen 'SCHWAFEL') oedet mich
schon lange an! Und die Meetings sind von einer so abgrundtiefen
Langeweile erfuellt, dass wir das letzte Mal drei Todefaelle
unter den Teilnehmern zu beklagen hatten. Die Kollegen hatten vor
Langeweile einfach vergessen weiterzuatmen...

Ich mime den Erstaunten:
"Oh... aeh... ist tatsaechlich schon so spaet...
... komisch, ich dachte... aber auf meiner Uhr
ist es erst halb elf... und in meinem Computer auch..."
"Quatsch...", sagt Jeff.
Dann ein laengeres Schweigen auf der anderen Seite. Im
Hintergrund klappert eine Tastatur. Dann kommt ein lahmes:
"Du hast ja recht... Merkwuerdig, ich haette schwoeren
koennen..."

Anfaenger! Wenn er genauer hinschauen wuerde, koennte er sehen,
dass ich gerade die Zeitzone aller Rechner im Institut nach
Hawaii verlegt habe. Aber wer beherrscht heutzutage noch die
einfachsten UNIX-Befehle? Fast niemand! Deshalb haben ja Leute
wie ich immer Oberwasser!

"Weisst Du", sage ich,
"es ist trotzdem ganz gut, dass Du schon jetzt anrufst. Ich
haette mir naemlich ganz gerne die Entwuerfe fuer die Folien
schon mal angeschaut, bevor wir uns zusammensetzen..."

Er sagt mir, wo die Dateien liegen! Einfach so!!! (No comment.)

(Wenn es drauf ankommt, kann ich auch ganz schoen schnell sein!)
Ich fuege noch ein paar besonders unanstaendige GIFs in die
Folien ein - Bildchen, bei denen sogar Beate Uhse rot werden
wuerde -, dann schicke ich das Ganze unter Jeffs Account mit der
Bitte um konstruktive Kritik an die Chefin. Mal sehen, wie sich
Jeff da wieder rauswinden wird...

Wenn ich Glueck habe, zieht sich der Skandal ueber den Nachmittag
hin, und ich habe genug Zeit fuer mein neues Spielzeug, das ich
aus dem Nachrichtentechnik-Praktikum geklaut habe. Normalerweise
stehe ich ja nicht so auf echte Hardware - irgendwie behindert es
die freie Entfaltung des Geistes, wenn man jeder Idee erst mit
dem Loetkolben zur Realitaet verhelfen muss - , aber dieses Baby
hier hat durchaus seine Reize. Ich schliesse den programmierbaren
Messsender ueber die parallele Schnittstelle an einen alten PC
an, den ich normalerweise dazu verwende, meine Videosammlung zu
archivieren. Nach ein paar Probelaeufen gelingt es mir schon mal,
Gingers Transistorradio im Sekretariat mit abscheulichen
Heultoenen zu stoeren. So weit, so gut! Waehrend Ginger noch
wuetend ihr Radio schuettelt, poke ich im Web herum, bis ich eine
erstaunlich detaillierte technische Beschreibung bei einem
Autoalarmanlagen-Hersteller entdecke. Natuerlich sind die Codes
der Funkgeber nicht angegeben, aber das Grundprinzip wird ganz
gut dargestellt...

In Berkeley - und wahrscheinlich auch woanders an der Westkueste
- gibt es ganz bestimmte kulturelle Auspraegungen bei den
Autobesitzern. Zum Beispiel fahren saemtliche Psychotherapeuten
und gehobenen Akademiker grundsaetzlich nur Volvos (es gibt hier
eine Fuelle von Volvo-Witzen, aehnlich den Manta-Witzen zu
Hause!). Die Schwarzen fahren riesige amerikanische Schlitten, je
groesser desto besser, vorzugsweise mit irgendwelchem vergoldeten
Firlefanz aussen und roten Plueschsitzbezuegen innen. Die weissen
Studenten fahren europaeische Marken oder - wer es sich leisten
kann - tiefer gelegte Kleinlaster aus den 50iger Jahren. Die
Studentinnen cruisen in billigen japanischen Zweisitzern herum,
vorzugsweise Cabriolets, damit man echt cool die blonde Maehne in
den Wind haengen kann, wenn man uebers Golden Gate faehrt.

Die uebriggebliebene 68iger-Generation (von der es hier eine Menge
gibt!) fahren uralte knatternde VW-Busse, mit denen sie
wahrscheinlich schon zu Anti-Vietnam-Demos nach Washington D.C.
getuckert sind. Die Mex bevorzugen Pickups, weil sie in allen
anderen Wagentypen mit ihren Cowboyhueten am Dach anstossen
wuerden. Die Chinesen - sparsam wie immer - fahren die billigen,
alten Schlachtschiffe der 70iger Jahre, die ihnen viel zu gross
sind. Das kann ab und zu einen merkwuerdigen Effekt haben, wenn
so ein Schlachtschiff scheinbar fahrerlos auf dich zu schlingert,
und erst beim Vorbeifahren sieht man, dass da eine winzige
Chinesin sich am Lenkrad hochzieht und muehsam ueber das
Armaturenbrett spaeht. Und wer faehrt die Mantas? Naja, echte
Mantas gibts hier nicht mehr, aber die Rolle der Mannis und Sepps
haben hier die asiatischen Youngsters uebernommen. Da passt
wieder alles: tiefergelegte, aufgemotzte Billig-Japaner mit
Rostspuren auf der Fahrertuere (Achselschweiss!), den
Kennwood-Aufkleber quer ueber die Heckscheibe, etc. etc. Aber
alle haben eines gemeinsam: jeder hat Panik, dass seinem
geheiligten Kalb etwas passieren koennte. Und deshalb haben alle
funkgesteuerte Alarmanlagen, die jedesmal kurz quaeken, wenn der
Besitzer laessig den Knopf an seinem Schluesselbund drueckt. Das
klingt so aehnlich wie "Quickquaeck" oder "Wuitwuit!" oder
"Ickaick!", und es geht mir auf den Nerv!

Ich plaziere den Messsender am Fenster und schreibe ein kleines
Programm, das systematisch saemtliche Sequenzen der
handelsueblichen Funkgeber durchprobiert (es gibt erstaunlich
wenige, nebenbei bemerkt!). Schon nach fuenf Minuten werde ich
durch ein froehliches "Quaeckquack!" draussen belohnt. Ein
schwarzer Pickup fuehlt sich fuer diese Kombi zustaendig. Ich
speichere die Sequenz und suche weiter. Gegen abend habe ich 36
Sequenzen von Autos auf dem Parkplatz geknackt und abgespeichert.

Gegen sechs Uhr beginnen die hoeheren Angestellten der
Stadtverwaltung gegenueber zu ihren fahrbaren Untersaetzen zu
eilen. Ich warte, bis einer ziemlich allein mitten auf dem Platz
steht und befehlsgewohnt seinen Funkgeber auf seine Auto richtet:
"Ickaeck!"
Ich aktiviere die Sequenz sofort nochmal und das Auto macht
gehorsam die Anlage wieder scharf:
"Aeckick?"
Der Besitzer hat nichts mitbekommen oder er meint, ein anderes
Auto gehoert zu haben, und sperrt auf. Natuerlich heult sofort
die Alarmanlage auf:
"Huuiiiaaaaaoooooaaaauuuiiiiiaaaaaoooo..."
Nach einigem Fummeln findet der Besitzer in Panik den
Notausknopf, und das Geheule erstirbt mit einem unanstaendigen
Ruelpsen. Der verdatterte Autobesitzer steigt wieder aus und geht
ratlos um sein Auto herum. Ich sende wieder die
Aktivierungssequenz, und weil die Tuere noch offensteht, heult
der Wagen, ein 94 Nissan, brav wieder los. Ein schwarzer
Polizeiwagen biegt traege wie ein Hammerhai auf der Suche nach
einem leichten Opfer auf den Parkplatz ein. Ein Cop steigt betont
langsam aus und tippt dem Besitzer, der es gerade wieder
geschafft hat, den Notausknopf zu finden, auf die Schulter. Die
beiden verhandeln heftig. Ich sehe sogar auf diese Entfernung,
dass der Cop meint, der Autofahrer sei reif fuer den Therapeuten
(das ist nicht besonders verwunderlich, weil die Cops hier jeden
Unbewaffneten mit genau dieser Grundeinstellung behandeln - und
in den meisten Faellen haben sie auch noch recht!).
Der Cop macht den Mund auf, um auch etwas zu sagen, aber in
diesem Moment aktiviere ich die Alarmanlage des Wagens hinter
ihm:
"Quickquock!!"
und der Cop macht einen absolut unwuerdigen und unprofessionellen
Hopser. Um diesen unverzeihlichen Gesichtsverlust zu kompensieren
- inzwischen haben sich naemlich einige Penner auf der Szene
eingefunden, die alles aufmerksam, wenn auch aus sicherer
Entfernung beobachten - packt der Cop den Nissanfahrer, knallt
ihn professionell auf seinen eigenen Wagen und legt ihm
Handschellen an. Der zweite Cop steigt aus dem Polizeiwagen -
nicht mehr ganz so langsam. Um die Szene etwas musikalisch
aufzulockern aktiviere ich wieder die Alarmanlage des Nissan, bei
dem die Tuere immer noch offensteht. Der zweite Cop rennt zu dem
Wagen und schuettelt an der Karosserie. Ein Polizisten-Reflex?
Alles was Laerm macht, erstmal schuetteln. Vielleicht hoert's
dann von selber auf! Der Nissan laesst sich nicht beirren:
"Oooaaaiiiiuuuaaaooooaaaaiiiiuuu..."
Cop Nummer 2 schreit etwas, aber der der Nissan-Besitzer, dem das
Blut von der ueberstuerzten Festnahme aus der Nase rinnt,
schuettelt trotzig den Kopf. Worauf ihn Cop Nummer 1
sicherheitshalber nochmal kraeftig durchschuettelt. Cop Nummer 2
oeffnet die Motorhaube und zieht die Dienstpistole. Drei gezielte
Schuesse und das Heulen erstirbt mit einem qualvollen Roecheln.

Die Sache beginnt mir Spass zu machen. Zu schade, dass das Licht
immer schlechter wird. Sonst waere das ein huebsches kleines
Video geworden...

Ich aktiviere die Alarmanlage des schwarzen Mercedes mit dem
vergoldeten Kuehlergrill direkt hinter Cop Nummer 2:
"Quockquack!!"
Der Cop faehrt blitzschnell herum und jagt zwei Schuesse in den
Kuehler des Mercedes 180. Die Penner gehen routiniert hinter
Parkbaenken in Deckung. Gruenes Kuehlwasser beginnt auf den
Asphalt zu bluten.

Ein schon etwas angegrauter Schwarzer kommt aus der
Stadtverwaltung und rast ueber den Platz. Beim Laufen sieht man
sein Huefthalfter unter seiner Jacke hervorschlenkern - ganz
offensichtlich ein Cop in Zivil. Bei seinem Anblick nehmen Cop
Nummer 1 und Nummer 2 sofort Haltung an. Nummer 2 zerrt sogar den
gefesselten Nissan-Besitzer an den Haaren in eine vertikale
Position. Der zivile Cop bruellt und fuchtelt in Richtung des
blutenden Mercedes - ganz offensichtlich sein Wagen. Cop Nummer 1
versucht zu erklaeren und wird niedergebruellt. Cop Nummer 2
versucht zu erklaeren und wird niedergebruellt. Der zivile Cop
geht auf seinen misshandelten Mercedes zu, aktiviert seinen
Funkgeber und reaktiviert natuerlich damit die Alarmanlage, die
ich ja vorhin schon ausgeschaltet hatte. Er schliesst die Tuer
auf, und prompt faengt das Ding an zu tuten. Ich starte mein
Programm, das bei allen 36 geparkten Auto staendig die
Alarmanlage an und aus schaltet. Auf dem Parkplatz bricht die
Hoelle los. Die Penner fluechten geduckt in den Park, Cop Nummer
1 und 2 rennen zu ihrem Wagen und verlassen mit quietschenden
Reifen den Parkplatz, der schwarze Cop fluechtet sich zurueck in
die Stadtverwaltung. Nur der Nissanbesitzer bleibt zurueck und
zerrt ohnmaechtig an seinen Handschellen.

Nach fuenf Minuten schalte ich den Messsender aus und fahre
befriedigt nach Hause. Das duerfte fuer eine Meldung in CNN gut
genug sein...

t7t Offline




Beiträge: 302

28.06.2007 16:37
#30 RE: Bastard Ass(i) goes Overseas Antworten

Ausnahmsweise scheint heute mal die Sonne Ich nuetze die seltene
Gelegenheit meinen angeschlagenen kalifornischen Teint
aufzufrischen und setze mich mit der neuesten Ausgabe von
'Hacker's Havoc' auf dem Dach ins Freie. Falls mich unten jemand
vermissen sollte, steht er halt vor verschlossener Tuere mit dem
Schild:

'DO NOT DISTURB - MEN AT WORK!'

Fuer die ganz Misstrauischen (die versuchen durchs Schluesselloch
zu spitzen oder an der Tuerfuellung lauschen) produziert meine
Workstation ueber Lautsprecher heftige Tastaturgeraeusche, und
auf dem Bildschirm erscheint mein Kopf als schwarze Silhouette
vor der normalen Oberflaeche (neuer Bildschirmschoner fuer
stressgeplagte Systemadministratoren; Patent bereits angemeldet).
Ich blaettere also im neuesten HH und blinzele in die schwache
Wintersonne. CA ist im Winter auch nicht gerade das, was die
Reisekataloge so versprechen: kuehl, neblig und regnerisch.
Natuerlich von Schnee keine Spur, so dass die armen, ganz in
CocaCola-Rot gewandeten Weihnachtsmaenner traurig in den Pfuetzen
vor den Department Stores herumtapsen muessen.

Ich blaettere um: den Preis fuer die duemmste und kostspieligste
Aktion des Monats haben schon wieder die Deutschen gewonnen.
Diesmal ist es die 'Krankenhaus-Notopfer-Eintreibung'. Der
Journalist zaehlt genuesslich auf, was die Eintreibung von 20
Mark per Post und Bankueberweisung von jedem Versicherten kosten
wird; nach seiner Rechnung muessen die Krankenkassen sogar noch
draufzahlen. Ganz zu schweigen davon, dass die meisten Leute
sowieso nicht zahlen werden, seitdem irgendein Superhirn
oeffentlich im TV gesagt hat, dass saeumige Zahler "aus
Kostengruenden" nicht belangt werden koennen. Da hat die Welt mal
wieder was zu lachen! In der letzten Ausgabe war es der
Elch-Mercedes, und davor... weiss ich nicht mehr; aber auf jeden
Fall auch etwas Deutsches. Achso, doch! Jetzt faellt's mir wieder
ein: vor zwei Monaten war es der CSU-Abgeordnete Wallner aus
Niederbayern, der von seinem Landtagstelefon aus fuer 25.000 Mark
Sex-Telefongespraeche gefuehrt hat. Was fuer ein irres Land! Und
ich sitze hier in San Francisco, wo es eine Schlagzeile auf der
ersten Seite gibt, wenn neun (9!) Fahrrad-Demonstranten
verbotenerweise ueber die Baybridge radeln! Und da heisst es
immer, im alten Europa sei nichts los, und nur hier in den
Staaten spiele die Musik! Von wegen!

Ich seufze so laut, dass die Moewen auf der Mauerbruestung
erschreckt auffliegen. In diesem Moment duedelt mein hausinternes
Handy. Da ich sowieso mit HH fertig bin, schalte ich den
automatischen Beantworter ab, der normalerweise dem Anrufer mit
freundlicher Stimme erklaert, dass der Teilnehmer Leisch momentan
nicht erreichbar sei, und sage:
"Hello."
"Aeh... ah... hello, yes... aeh... please can I... hrrmm... may I
speak with Mister... aeh... Leisch... sind Sie das...?"

Der Chef!!! Ich werfe einen raschen Blick auf die Uhr. In
Deutschland ist es bereits halb zwoelf in der Nacht! Der Chef
ruft mich normalerweise nie selber an, und jetzt sogar mitten in
der Nacht! Es muss sich also um was ganz Ernstes handeln. Mehrere
Szenarien erscheinen vor meinem inneren Auge:
Der bayerische Rechnungshof konfisziert meine Videosammlung, Frau
Bezelmann wegen Unterschlagung von roten Kugelschreibern
verhaftet, der Rabe Nero hat die Dogge des Hausmeisters getoetet,
Marianne bekommt ein Baby, und niemand weiss, wer der Vater ist,
Invasion der 'Reisekostenstelle from Heaven', oder haben die
Mitarbeiter irgendwie 'rausbekommen, dass ihre Mailboxen jede
Nacht nach USA auf meinen Rechner kopiert werden?

Ich gebe mich vorsichtig zu erkennen, und der Chef... ja, er
klingt fast irgendwie erleichtert?!
"Oh... ah... Leisch! Wie gut, dass ich Sie gleich... hrrmm...
haben Sie schon aeh... geschlafen? Oder... hm... wie war das
noch mit der... aeh... Zeitverschiebung...?"
Ich sage dem Chef, dass es zwar mitten in der Nacht, ich aber
natuerlich noch im Buero und bei der Arbeit sei. Regel Nummer 342
fuer den erfolgreichen Bastard: 'Unerwartete Wissensdefizite bei
Mitmenschen auf keinen Fall aufklaeren, sondern sofort fuer die
eigenen Imagepflege ausnutzen!'
"Ah... na, aber! Sie sollten aeh... sollten doch... hm... Sie
arbeiten doch zuviel... hm, ja. Ich rufe Sie an...hm, weil...
aeh... weil wir... das heisst das Institut, ja... weil wir
uns... hrrrm... gewissermassen in einer... aeh... unangenehmen
Lage... sehr unangenehmen Lage... aeh... befinden, ja..."

Also doch! Ich hatte es ja vermutet! Wahrscheinlich sagt er mir
jetzt, dass sie die ganzen gefaelschten Reisekostenabrechnungen
der letzten 8 Jahre gefunden haben, und ich mich besser schon mal
um eine Greencard bemuehen solle, weil ich in Muenchen sowieso
keinen Fuss mehr in die Tuere bekomme.

"Aeh... ja, haben Sie schon... haben Sie ueber den... hmm...
Studenten-Streik hier gelesen? Sehr unangenehm... wirklich..."

Und dabei hatte ich die Kollegen da drueben schon beneidet, dass
sie schon seit zwei Wochen keine Vorlesungen mehr halten muessen!
Ich gebe einen unverbindlichen, jedoch mitfuehlenden Laut von
mir.

"Ja... aehm... sehr... sehr... aeh... unangenehm. Die Sache ist
naemlich... hm... leider die: aeh... das Kultusministerium hat
uns... aehm angedroht, dass... hm... die... aeh...
Haushaltsmittel sofort... ja, gesperrt werden... aeh... wenn die
Studenten nicht... hm... sofort wieder in die... aeh...
Vorlesungen zurueckkehren, verstehen Sie? Das... aehm... waere
eine... eine Katastrophe.. waere das... hrrrm... ja."
"Wenn die Studenten in die Vorlesungen zurueckkehren?" frage ich
hoeflich.
"Wie... aeh... neinnein... hrrrm... wenn uns die Gelder gesperrt
werden... aehm... DAS waere eine... hm... Katastrophe..."

Aha! Da weht der Wind her! Ich lasse unauffaellig die angehaltene
Luft ab. Dann frage ich hoeflich, was die ganze Angelegenheit mit
mir zu tun hat. Schliesslich sei ich in CA und koenne von hier
aus bestimmt keine Studentenrevolten anzetteln (wenn auch
Berkeley dazu den stilgerechten Rahmen abgegeben wuerde!).

"Nein... ja... aeh... nun. Wir haben uns...aeh... gedacht,
dass... wo Sie doch immer... aeh... also, wir waren der
Meinung... hm... dass Sie vielleicht mit... hrrm... Sie
vielleicht die... aeh... Studenten wieder zurueck... aeh...
zurueck in die Veranstaltungen bringen... hm... bringen
koennten. Weil... soweit ich mich... aeh... erinnern kann,
aeh... haben bei Ihnen doch die... hm.. Studenten nie gefehlt...
verstehen Sie?"

Kein Wunder! Jeder, der in meiner Uebung fehlt, verscherzt damit
automatisch alle Chancen, jemals einen Schein bei mir zu machen.
Ausserdem geht immer zufaellig am gleichen Tag die Platte kaputt,
auf dem der betreffende Student sein Homeverzeichnis hat. Das hat
sich inzwischen 'rumgesprochen!

"Ich soll nach Muenchen kommen, nur damit die Studenten wieder in
die Vorlesung kommen?" vergewissere ich mich.
"Nun ja... aeh...ja, das waere... aeh... schoen..."
"Linienflug in Businessklasse?" frage ich.
"Aeh... kein Problem..."
"Ich komme!" sage ich, kehre der blassen Wintersonne und den
Moewen ostentativ den Ruecken zu und gehe hinunter, meinen Laptop
einzupacken.

Und so endet diese kalifornische Episode ebenso unerwartet, wie
sie begonnen hatte. Und wenn Prof. Icewater nicht zu einem
gruenblauen Eisblock mit Schokoladeneis-Augen erstarrt ist, und
Ginger nicht doch noch endlich ihren Motorradprinzen gefunden und
geheiratet hat, und Ron sich nicht beim Anstieg auf Mount Whitney
endgueltig das Genick gebrochen hat, und der financial director
an seiner Katzenhaar-Allergie nicht eingegangen ist, und Jerry
nicht vor lauter Coolsein das Einatmen vergessen hat, dann leben
sie wieder gluecklich und zufrieden - seitdem sie den B.A.f.H.
endlich losgeworden sind...

ENDE

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