Um einen guten Eindruck zu hinterlassen (der erste Eindruck ist bekanntlich der Entscheidende!) und um mich in die neue Situation einzustimmen, fruehstuecke ich lauwarmes Pepsi und microwaved Pizza, nachdem ich die ganze Nacht im 'Dark Sun' andere Spieler abgeschlachtet habe. Dann ziehe ich loechrige Jeans und das abgef....... T-Shirt an, das ich finden kann, schmiere mir die Reste der Pizza auf die Brust und fahre zum Campus.
Gleich auf dem ersten Gang kommt mir ein absolut fertiger Typ entgegen. Bleich, schmuddelig mit fettigem Haar, Ringen unter den Augen und eingefallener Huehnerbrust. So schauen also die hiesigen Hacker aus, denke ich und hebe laessig gruessend die Hand. Dann erst merke ich, dass ich den Spiegel an Ende des Flurs gegruesst habe.
Nach einigem Hin und Her (der Sicherheitsoffizier am Eingang wollte mich 'rausschmeissen, weil er mich fuer einen 'Homeless' hielt), finde ich ins Buero von Ginger, dem 'Human Resources Manager' des Instituts. Ginger ist eine angenehme 25-jaehrige Ueberraschung mit kupferroten kurzen Haarschopf und hinterlistig gruenen Augen. Sie ueberhaeuft mich zunaechst mit einen Riesenstapel an Formularen und Informationsmaterial, die ich alle laessig in die leere Pizzaschachtel schaufele. Schliesslich rennt hier jeder morgens (so gegen zwoelf) mit einer Pizzaschachtel 'rum und ich wollte nicht gleich am ersten Tag als Auslaender erkannt werden. Gerade als ich dezent vorschlagen will, ob Ginger mir nicht beim Ausfuellen des ganzen Papierkrams behilflich sein koennte - zum Beispiel heute abend in meinem neu angemieteten Penthouse - gerade in dem Moment haelt sie mir eine Broschure ueber 'Sexual Harrasment am Arbeitsplatz' unter die Nase.
Dann fuehrt sie mich zu meinem Buero, beziehungsweise zu dem lichtlosen, quadratischen, grau ausgepinselten Wuerfel, was die hier so sinnig 'cubicle' nennen. Mein cubicle ist vollgestopft mit Rechnern bzw. Rechnerteilen, alten Manuals, vergammelten Zeitschriften und verstaubten Ethernet-Kabel-Trommeln. Auf dem Schreibtisch steht eine altersschwache Sparc2 und wimmert vor sich hin. Auf den ersten Blick sehe ich, dass essentielle Teile fuer ein erfolgreiches System-Management fehlen - z.B. ein TV mit VCR und ein Microwave. Ginger grinst spoettisch und laesst mich in den Chaos allein, das mein Vorgaenger - moege er im untersten Kreis schmoren! - mir hinterlassen hat.
Als allererstes mache im einzigen Regal Platz fuer meine Pizza-Schachtel, indem ich die ganzen 'Internal Procedure Manuals' (das ist das unnoetige Zeug, wo genau drinsteht, wer wann und warum auf welchen Rechnern welche Rechte hat) in den Papierkorb werfe. Dabei faellt mir auf, das dieser angefuellt ist mit angeschimmelten Pizzastuecken. Die Putzfrau (falls es hier so was gibt) muss ich mir gleich morgen mal krallen ...
Prof. Icewater, meine neue Chefin steht ploetzlich hinter mir in der offenen Tuere und begruesst mich so kuehl wie ein antarktisches Walross. Waehrend des einleitenden chitchat mache eine geistige Notiz, dass sie auf weissen Turnschuhen daherzuschleichen pflegt. Also ist Vorsicht geboten!
"Well, das ist also Ihr neues Reich", meint sie in einem Anflug von kaelteklirrender Herzlichkeit, der ihr gar nicht steht, und blickt sich in meinem cubicle um. "Jetzt haben wir nur noch ein klitzekleines Problem: ihr... aeh... Vorgaenger hat vergessen, das Root-Passwort zu hinterlassen. Und seitdem ... aeh..." Ich laechele nachsichtig. "Wo liegt da das Problem?" Prof. Icewater schaut mich zweifelnd an und verabschiedet sich.
Ich setze mich an die Sparc2 und gebe ihr mit Stop-A den Todesstoss. Als sie schnaufend wieder hochkommt, gehe ich in den Single-User-Mode und unterbreche an der richtigen Stelle ein SUID-Skript. Dann setze ich das Root-Passwort neu und scanne erstmal in aller Ruhe die Userverwaltung nach weiblichen Namen, um sie fuer die taegliche Usermail vorzumerken. Nachdem ich die heutige Usermail ueberflogen habe, loesche ich saemtliche System-Mailboxen, um die Mitarbeiter auf den neuen System-Manager aufmerksam zu machen. Anschliessend schicke ich eine mail an alle, in der alle Rechnerbenutzer hoeflich darauf aufmerksam gemacht werden, dass es in den naechsten Wochen wegen Umstrukturierung des Rechnersystems unter Umstaenden zu 'Unregelmaessigkeiten im Rechnerbetrieb' kommen kann.
Die Netzverbindung zum Internet funktioniert und ist erstaunlich schnell. Ich logge mich mal kurz zuhause in D ein und lasse saemtliche Suns, auf denen User eingeloggt sind, neu booten. Nur damit die Kollegen zuhause nicht meinen, sie waeren mich los!
Dann studiere ich die Broschure ueber 'Sexual Harrasment' (zu deutsch in etwa. 'Sexuelle Belaestigung'). Eine ziemlich gute Anleitung fuer Triebtaeter und alle, die es werden wollen. Vor allem ist darin genau beschrieben, was man alles NICHT machen darf. Z.B. Liftfahren: niemals mit einer Kollegin oder einen Kollegen ALLEIN in Lift fahren, wenn man keine Klage an den Hals bekommen moechte. Oder die Tuere zumachen, wenn man ein Meeting zu zweit hat. Oder Kollegen im Auto mitnehmen. Oder Pinup-Girls im Buero aufhaengen. Oder... die Liste ist erstaunlich umfassend! Fuer Studenten ist noch ein extra Formularblock angeheftet, auf denen sich Maennchen und Weibchen (oder auch andere Kombinationen; man ist ja schliesslich in San Francisco!) vor dem Beginn einer Romance gegenseitig durch Unterschrift bescheinigen koennen, dass es in beider Sinne geschieht. Oh Hoelle!
Nachdem ich die Broschure gruendlich studiert habe, gehe ich zurueck in Gingers Buero und frage unschuldig, ob sie mir ein paar der Begriffe erklaeren koenne. Zum Beispiel 'space bubble', 'pinching', 'hazing', 'mooning', 'leering', usw. Ginger wird etwa dunkler im Gesicht, aber sie versucht tatsaechlich, es zu erklaeren (diese Amis sind einfach zu hilfsbereit!), und ich setze mein duemmstes Gesicht auf, Kategorie 'die blanke Leere' und verstehe gar nichts. Nach einigen vergeblichen verbalen Anlaeufen, schlage ich beilaeufig vor, sie solle es doch mit ein paar praktischen Demonstrationen versuchen. Ginger guckt mich mit ihren gruenen Augen pruefend an, dann grinst sie und schuettelt den Kopf: "Nice try!"
Immerhin darf ich sie zum Abendessen einladen, zwecks Fortsetzung des Unterrichts ...
Das wichtigste in einem neuen Job ist herauszufinden, wer das Geld fuer Anschaffungen verwaltet (schreibt euch das folgende besser auf, Leute! Ihr werdet es irgendwann mal brauchen!). Nicht wer das Geld HAT, sondern wer es VERWALTET ist entscheidend. Und am einfachsten ist es, unbekuemmert etwas zu kaufen, dann kommen die verantwortlichen Leute von selber an und man muss nicht lange nach ihnen suchen.
Also nehme ich die Yellow Pages und suche einen Laden, der Workstations liefert. Fuer laecherliche 7 Riesen bestelle ich nach kurzem Verhandeln eine Sun Ultra II mit 20 Zoll Farbdisplay und deutscher Tastatur, Spy-Camera und noch einigem Schnickschnack (zu englisch: knickknacks).
Die Schachtel wird noch am selbem Tag geliefert, und ich entlasse die alte schnaufende Sparc2 offiziell aus ihren Diensten. Einen gluecklichen Nachmittag lang bin ich beschaeftigt, alle meine Tools und Games von D auf die neue Ultra zu portieren. Nebenbei drangsaliere ich ein paar uebereifrige PhD-Studenten, die im PC-Lab ihre Thesis zusammenhacken. So ein paar Abstuerze zwischendurch lockern doch gleich die verkrampfte Deadline-Atmosphaere.
Ploetzlich steht ER in der Tuere. Ich sehe am monetaeren Glitzern in seinen kleinen Schweinsaeuglein, dass ER es sein muss: der Financial Director from Heaven (FDfH). In der zitternden Linken haelt er die Rechnung meiner neuen Ultra; mit der Rechten rueckt er nervoes an seiner Buchhalterbrille mit Stahlbuegeln. "Hi" sagt er neutral zur Begruessung und taxiert finster die glaenzende Sun Ultra auf meinem Schreibtisch. Dann taxiert er mich und versucht herauszufinden, ob ich gefaehrlich sein koennte oder ob er mich am besten gleich mit einem gewaltigen Tritt zerquetschen sollte wie eine vorwitzige Kakerlake, die ihre sichere Deckung unter der Spuelmaschine aufgegeben hat. Er entscheidet sich fuer die Kakerlaken-Methode, stellt sich auf die Zehenspitzen, holt tief Luft und sagt: "SIE!" (es ist ein bisschen schwierig, jeweils die richtige deutsche Anrede fuer die Uebersetzung auszuwaehlen. Das englische 'You' kann bekanntlich beides sein: Hoefliche Distanz oder engste Fraternisierung. In diesem Falle bin ich mir ziemlich sicher, dass der FDfH 'Sie' meint, wenn er 'YOU' sagt; er spricht quasi in Grossbuchstaben!) "SIE haben fuer $ 7.242,65 eine Sun Ultra II mit", er blaetterte frenetisch in der Rechnung, "mit einem 20 Zoll Farbdisplay und Spezial-Tastatur, etc. etc. bestellt?!" Ich bestaetige freundlich, dass dem so sei, und frage hoeflich, mit wem ich die Ehre habe. "Ich bin Harold McGain, der Financial Director dieses Instituts", sagt er gewichtig und schiebt den Spitzbauch vor. "Sie koennen unmoeglich einfach..." "Ah! Der User 'mcgain'", unterbreche ich ihn und raschele in meinen Papieren. "Freut mich wirklich, Sie kennenzulernen! Der einzige User am Institut, der regelmaessig 'alt.sexual.stockings.and.leather_belts' und 'alt.sexual.perverse.in.negliglee' konsultiert. Mal im Vertrauen: ein ziemlich ausgefallener Geschmack, finden Sie nicht?" Seine braunen Froschaugen drohen auf meinen Teppich zu fallen; er schnappt erst nach Luft, dann laesst er Dampf ab wie ein angestochenes Kaesesouffle. "Das.. das... wie... woher wissen Sie...", stottert er. "Well, Sie wissen doch", ich streichele zaertlich die Ultra, "es ist alles da drin... Wissen Sie was? Das ist doch alles gar kein Problem. Es braucht ja niemand zu erfahren, nicht wahr? Alles was Sie brauchen, ist doch nur eine vernuenftige Erklaerung, wie Sie die Ausgaben vor dem Financial Committee rechtfertigen koennen, was?" Er nickt schwach und laesst sich in den Besuchersessel fallen, den ich aus der Eingangs-Lobby geklaut habe. "Na, dann ist doch alles beste Bohne: ich liefere Ihnen schon die noetigen Begruendungen!" Der FDfH hebt muede den Arm und deutet auf die leise schnurrende Ultra. "Und was ist damit?" fragt er weinerlich. "Deutsche Tastatur!" sage ich trocken. "Was?" "Schreiben Sie als Begruendung: war die einzige erhaeltliche Workstation mit optionaler deutscher Tastatur." "Aber..." "Schreiben Sie einfach: der Mitarbeiter (also ich) droht mit Klage gegen die Leitung der Universitaet wegen Diskriminierung von deutschen Minderheiten, wenn er nicht eine deutsche Tastatur erhaelt. Und Sun war die einzige Firma in der Bay Area, die eine deutsche Tastatur auf Lager hatte."
Tja, ich habe meine Hausaufgaben gelernt. Das Woertchen 'Diskriminierung' bringt sie hier alle auf Trab. Nicht ist besser, als im Land der unbegrenzten Moeglichkeiten einer Minderheit anzugehoeren. Zum Beispiel beim Busfahren: Alle Plaetze sind besetzt mit alten Muetterchen, stillenden Muettern und einbeinigen WWI-Veteranen. Aber wehe es taucht jemand aus einer Minderheit auf! Da hopsen die Omas wie die Schachtelteufelchen. Aber holla! Schliesslich will man ja nicht auf seine alten Tage noch wegen rassistischer Diskriminierung eines Deutschen verklagt werden...
Das Institut, mein neuer Arbeitsplatz also, wurde anlaesslich der Uebernahme durch Prof. Icewater umbenannt in 'Applied Research in Semi-Conducting Hyperwavelets'. Also aendere ich den Namen fuer unsere Sub-Domain um in:
ARSCH.berkeley.edu
Der alte Name war sowieso viel zu langweilig! Natuerlich gehen jetzt alle Reply-Mails an die Mitarbeiter erstmal ins Nirwana. Aber wer moechte ernsthaft behaupten, dass email eine 100%ige Kommunikationsform darstellt? Na, bitte!
Waehrend die Mitarbeiter beim Lunch sind, inspiziere ich mit einem Zweitschluessel aus Gingers Schreibtisch die Labs, ob auch ueberall ordnungsgemaess die Mikrophone angeschlossen sind. Man moechte doch moeglichst on-line mitbekommen, was die Mitarbeiter fuer Sorgen haben!
Bei einer der alten Sparcs ist der Bildschirm nicht gesperrt und ein gelber Zettel klebt an der Tastatur: 'Please do not log out! I forgot my password!'
Ich notiere mir den Usernamen, georgia, fuer spaeter und haenge einen zweiten, roten Zettel darunter: 'Hey, security dump ass! Use the command passwd to set a new password immediately - or you can try to find an account in Nevada!!! Signed: System Ops'
Dann - damit die Kollegen auch mal was zu lachen haben - gebe ich Georgias 'passwd'-Befehl einen neuen Alias: 'rm -r $HOME'
(LEGAL DISCLAIMER: DON'T TRY THIS ONE AT HOME! KEEP IN MIND: I'M AN EXPERT - YOU'RE PROBABLY NOT!)
Auf meinem weiteren Rundgang schaue ich mir alle Bueros - vor allem die mit Blick aufs Golden Gate - genau an. Meine Wahl faellt auf ein besonders geraeumiges Eckzimmer, ziemlich genau gegenueber von Prof. Icewaters heiliger Residenz an anderen Ende des Gebaeudes. Der gegenwaertige Besitzer ist unser Financial Director, Harold McGain; zumindest steht das an der Tuere. Noch!
Zurueck in meinem cubicle recherchiere ich kurz den guten McGain im Computersystem der Univerwaltung. Seinen Daten nach zu urteilen, scheint er zu der ganz braven Sorte zu gehoeren. Zu aergerlich aber auch! Ich moechte schon aufgeben, da finde ich in seinen 'medical records' eine kilometerlange Liste von Allergien, an denen der gute Direktor leidet! Unter anderen vertraegt er kein Katzenhaar!
Am naechsten Tag lockt mich tumultartiges Treiben auf den Gang. Eine Traube von Mitarbeitern und Studenten guckt durch die offene
Tuere in McGains Buero, aus dem periodische Geraeusche wie aus DooM, Level 56, zu hoeren sind: "Hhrrchh! Hhhhrrrrccchhh!" Ich draenge mich durch die Schaulustigen. Director McGain ist krebsrot bis dunkelviolett im Gesicht, reisst die vorquellenden Augen auf und absorbiert offensichtlich nur noch eingeschraenkt Sauerstoff. Ginger und Prof. Icewater stehen kopflos am Telefon und beratschlagen hektisch, ob und welchen Notdienst sie alarmieren sollen. (Nebenbei bemerkt, in USA eine schwierige Frage: die einen nehmen nur Cash, die anderen wenigstens Mastercard und die ganz vornehmen - aber auch die teuersten - nehmen alle ueblichen Zahlungsmittel, sogar Checks!)
Ich betrete souveraen den Ort des dramatischen Geschehens, fuehle kurz den rasenden Puls und inspiziere die unteren Augenlider des keuchenden Direktors. Dann frage ich ihn: "Sind Sie etwa Allergiker?" "Hhhhrchhh! Hrchaa!" McGain nickt muehsam. "Alles klar", sage ich zu Prof. Icewater. "Sehen Sie die violetten Flecken in seinem Gesicht? Und die typischen lila Ohren? Ein akuter Anfall von Sonnenlicht-Allergie!" "Hhhhrrchrchhh??!" "Wir muessen ihn schleunigst aus diesem Raum fortschaffen! Ich schlage vor, wir tragen ihn vorlaeufig in mein Buero. Das hat kein Sonnenlicht."
Zwei kraeftige Studenten packen mit an, und wir bugsieren den schlaffen McGain in mein cubicle. Den ganzen Weg lang erlaeutere ich der besorgten Prof. Icewater die Symptome dieser lebensgefaehrlichen Allergie: "... hat gerade in Sued-Kalifornien in letzter Zeit massenhaft zugenommen. Kann sogar zum Tode durch Ersticken fuehren, wenn man die Patienten nicht sofort vom Tageslicht isoliert..." "Hhhhrchhhhrrrchhh!!!" "... gerade noch rechtzeitig.... nur gut, dass ich da schon Erfahrung hatte... kann unmoeglich in diesem hellen Buero bleiben..."
In meinem dunklen cubicle geht es den Director sofort sichtlich besser. Er bekommt zwar immer noch keinen Ton heraus, aber die lila Farbe wandelt sich in ein gesuenderes Pink. Prof. Icewater ist schwer beeindruckt. Sie fragt, wie ich die Sonnenlicht-Allergie so schnell erkannt haette, ob ich etwa auch...? Ich beeile mich, sie des Gegenteils zu versichern: "... nein, nein, keine Sorge... hab' nur mal erlebt, wie so ein armes Schwein auf einer Aussichtsplattform in Kabul an Sonnenlicht-Allergie eingegangen ist; einfach erstickt, Sie verstehen? Ganz lila ist er angelaufen und hat Blut aus allen Poren geschwitzt; die Zunge hing ganz blau geschwollen aus dem Mund, und dann ist er ratzfatz verendet. Und das Ganze nur, weil auf der bloeden Plattform kein Schatten war, und sie den armen Kerl nicht schnell genug zurueck in den Lift schaffen konnten, weil eben zu dem Zeitpunkt schon wieder mal der Strom ausgefallen war. Sie wissen ja, wie oft in diesen Laendern der Strom ausfaellt, nicht wahr?" "Hhhhhhrrrrrcccchhhhh!!!" Prof Icewater zuckt zusammen; dann schaut sie sich unauffaellig in meinem dunklen cubicle um. Ich hatte vorher extra alle Lampen bis auf eine kleine, 15-Watt-Schreibtischlampe ausgeschaltet. Fuenf, vier, drei, zwo, eins, ... "Wie waere es eigentlich, wenn Sie mit McGain tauschen wuerden?" fragt sie mich besorgt. "Hhrrcchh?!!" Ich tue so, als ob ich diesen ueberraschenden Vorschlag erst ueberdenken muesste. Dann nicke ich nachdenklich. "Jaaaaa, das ginge vielleicht. Man koennte dann den neuen Netzknoten Theta gleich in McGains Buero installieren, und ich haette bei der Installation leichter die Kontrolle darueber. Ja, doch. Ich denke das ginge schon..."
Keine sechs Stunden spaeter - McGain ist noch nicht mal von seinem Hausarzt zurueck - sind die beiden Bueros schon umgezogen. Als erstes schraube ich den Zuluftschacht der Klimaanlage auf und hole den alten Lumpen heraus, den ich gestern stundenlang am Fell der Katze meiner Nachbarn gerieben habe.
Schliesslich will ich nicht riskieren, auch noch Sonnenlicht-Allergie zu bekommen...
Ich hole mir einen Becher voll der ekligen Fluessigkeit, die hier gemeinhin als Kaffee bezeichnet wird, und mache es mir mit der Mittagsausgabe des San Francisco Chronicle in meinem neuen Buero gemuetlich. Schliesslich ist es noch viel zu frueh, um an ernsthafte Arbeit auch nur zu denken. Und bis zum Lunch lohnt es sich eh nicht mehr, irgendetwas groesseres zu beginnen.
Waehrend ich mich systematisch von hinten (Funny Pages) ueber den Mittelteil (Datebook, local Sports) zur Titelseite (Catastrophies) durcharbeite, fuehre ich auf einem Schmierzettel die heutige Verluststrichliste. Alles in allem eine eher ruhige Nacht: insgesamt 8 Tote und 24 Verletzte bei 6 verschiedenen Shootings in San Fran, 4 und 9 in Oakland und ein 'aus Versehen' erschossener Schuljunge in Berkeley. Dann war da noch ein Geistesgestoerter, der mitten auf dem Freeway seine Magnum leergeballert hat (hat aber keinen getroffen!), eine Lady, die beim Joggen in den Berkeley Hills von einem tollwuetigen Mountain Lion angefallen wurde, und ein ungluecklicher Teilnehmer eines Firmen-Picknics im Tilden Park, der im Suff in einen Bach gestolpert und ersoffen ist.
Gleichzeitig findet auf der Leserbriefseite eine hitzige Debatte statt, ob man den City-Cops von Berkeley die Verwendung von Pfeffergas-Sprays verbieten solle. Ausserdem plaediert der Vertreter der ARA (American Rifle Association) fuer eine Ruecknahme der Sonderbesteuerung fuer automatische Schnellfeuer-Waffen.
Eine wirklich reizende Gegend! So lebhaft! Vor allem Nachts!
Wo sonst ueberall um sechs Uhr die Gesteige hochgeklappt werden, ist hier wenigstens noch was los auf den Strassen!
Ich blaettere weiter zu den Kleinanzeigen. Da bitte! Ein Gun-Club in Oakland bietet zur Zeit Sonderkonditionen fuer neue Mitglieder. Einfuehrung in alle Handfeuerwaffen, auf Wunsch auch Unterweisung in automatischen Schnellfeuerwaffen. Spezielle Sondertarife fuer Hochschulangehoerige. Vielleicht sollte ich auch ...? Wenn irgendeiner von den lausigen Usern, die ich gestern geloescht habe, durchdrehen sollte...? Schliesslich waren da so merkwuerdige Loecher in der Wand hinter meinen Schreibtisch... Und was ist eigentlich mit meinem Vorgaenger passiert...?
Naaay! Meine Waffe ist immer noch das Wort und der Computer! Seufzend lege ich die Zeitung beiseite und beginne mit der harten Front des Tages, indem ich in Gingers Buero vorbeischaue und mir ausfuehrlich den neuesten Hochschulklatsch berichten lasse.
Nach dem Lunch, am spaeten Nachmittag, gehe ich ins Treppenhaus und bohre eine Stecknadel durch das rote Koaxialkabel der Feuermeldeanlage. Brav beginnen die Sirenen zu heulen und die Mitarbeiter marschieren gaehnend aus ihren Bueros, um sich in den nicht angekuendigten 'fire drill' einzureihen.
In einem Land, wo alle Gebaeude praktisch aus Pappe und Sperrholz bestehen, wagt es keiner, einen Feueralarm zu ignorieren. Nicht einmal die Systemverwalter. Waehrend alle Angestellten sich unten auf der Strasse versammeln und auf die Feuerwehr warten, klappere ich in aller Ruhe die Buero der System-Manager in den anderen Instituten ab. Fast ueberall sind ein paar Root-Windows offen geblieben, und ich pflanze ein paar huebsche trojanische Pferde in die Systeme ein.
Dann, bevor noch die Feuerwehrmaenner mit der Suche nach dem vermeintlichen Brandherd beginnen, verschwinde ich durch den Lieferanteneingang.
Morgen ist auch noch ein Tag. Ich kann schliesslich nicht staendig Ueberstunden schieben; irgendwann faellt das auf!
Die Geschichte dieser Woche widme ich Larry Waters, dem diesjaehrigen Gewinner des 'Darwin Awards'. (Obwohl einigen von euch das folgende bekannt vorkommen wird, konnte ich nicht widerstehen. Man beachte bitte, dass ich jedwede Verantwortung am Wahrheitsgehalt der folgenden Geschichte ablehne!)
Der 'Darwin Award' wird - wie jedermann und -frau weiss (da wars wieder!) - jedes Jahr an diejenige Persoenlichkeit verliehen, die dem humanoiden Gen-Pool den groessten Dienst erweist, indem sie sich auf die nur denkbar duemmste Art und Weise selbst liquidiert. Getreu nach Darwins Prinzip: 'Survival of the Fittest' (und nicht 'Survival of the Fattest', wie oft irrtuemlich zitiert wird!).
Der Gewinner des Jahres 1995 war ein Cola-Konsument, der bei dem Versuch ums Leben kam, eine Dose Coca-Cola aus einem Automaten zu bekommen. Er kippte den Automaten nach vorne und wurde unter ihm begraben.
Der Preistraeger von 1996 war ein Sergeant der amerikanischen Luftwaffe, dem sein Auto (180 Spitze) zu langsam war. Er befestigte ein 'jet engine unit' (JATO, was immer das ist) an seinem Auto, fuhr fuer eine kleine Testtour in die Wueste von Nevada und knallte mitsamt dem Wagen etwa hundert Meter hoch in eine Felswand.
Ich glaube, ihr habt jetzt eine Vorstellung...
Und nun der Gewinner von 1997: Larry Waters aus Los Angeles. (uebrigens einer der wenigen, die die Verleihung des 'Darwin Awards' noch selbst erlebt haben...) Seit er ein kleiner Junge war, traeumte Larry vom Fliegen. Nach der Highschool trat er in die Luftwaffe ein, in der Hoffnung, Pilot zu werden. Seine schlechten Augen machten seinen Traum zunichte und er musste sich fortan damit begnuegen, die Jets ueber seinen Garten duesen zu sehen.
Eines Tages hatte er einen Geistesblitz. Er wollte selber fliegen. Er ging in einen Army-Shop und erwarb 45 Wetterballone und mehrere Flaschen Helium. Ein Wetterballon misst, wenn er voll aufgepumpt ist etwa 1 Meter 20 im Durchmesser.
Zuhause befestigte Larry die Ballone an seinem Gartenstuhl und sicherte diesen wiederum an der Stossstange seines Jeeps. Dann fuellte er die Ballone mit Helium.
Nope, sorry. Der Jeep flog nicht davon; dazu waren die Wetterballone doch nicht in der Lage. Aber der Gartenstuhl zerrte froehlich an der Stossstange, und als Larry probeweise hineinkletterte, sank er nicht zu Boden.
Es wuerde also klappen. Aber wie wieder herunterkommen? Larry nahm seine Luftpistole mit, in der Absicht, einen oder zwei der Ballone abzuschiessen, wenn er genug geflogen waere, und dann sanft zur Erde zurueckzukehren. Dann versah er sich mit ein paar Sandwiches und einem Sixpack Bier, band sich selbst in den Gartenstuhl und kappte das Ankerseil. Er dachte, so in etwa 10 Meter Hoehe ueber seinem Garten dahinzuschweben und die Aussicht und das Gefuehl des Fliegens auszukosten.
Die Sache funktionierte - aber nicht ganz so, wie geplant.
Als Larry das Ankerseil kappte, schoss der Gartenstuhl senkrecht in die Luft wie eine Kanonenkugel (Parallelen zu 'Baron von Muenchhausen' draengen sich an dieser Stelle einfach auf!). Er schwebte nicht sanft in 10 Meter Hoehe; er schwebte auch nicht in 100 Meter Hoehe. Als er endlich zu steigen aufhoerte, befand sich Larry 3700 Meter hoch am kalifornisch-blauen Himmel. Natuerlich wusste Larry das nicht; er wusste nur, dass irgendetwas verdammt falsch gelaufen war, dass es verdammt weit bis hinunter war und dass es hier oben verdammt kalt war. In dieser Hoehe traute er sich nicht mehr, einen der Ballone abzuschiessen, in der verstaendlichen Befuerchtung, dass noch irgendetwas verdammt schiefgehen mochte. Also schwebte er langsam ueber den blauen Himmel, frierend und bibbernd - ueber 14 Stunden lang.
Dann begann der Aerger erst richtig.
Der Wind trieb Larry naemlich genau in den Hauptanflugkorridor des 'Los Angeles International Airport' (LAX).
Der erste, der Larry bemerkte, war ein Pilot der Luftlinie 'United'. Er funkte den Tower an und gab durch, dass er gerade an einem Kerl in einem Gartenstuhl vorbeigeflogen war, und - der Kerl hatte eine Pistole. Nachdem sich der Tower vergewissert hatte, dass der Pilot nicht uebergeschnappt war, und auf dem Radarschirm tatsaechlich ein kleines, nicht identifiziertes Objekt in der Anflugschneise zu sehen war, wurde roter Alarm ausgeloest. Ein Helikopter stieg auf, um sich das naeher anzusehen.
Inzwischen ging es auf die Nacht zu und der uebliche abendliche
Landwind blies Larry aufs offene Meer hinaus (LAX liegt genau an der Kueste des Pazifiks; abgesehen von ein paar kleineren vorgelagerten Inseln kommt da bis Hawaii nichts mehr!) - der Helikopter flog natuerlich hinterher.
Einige Meilen weiter draussen holte er Larrys Gartenstuhl ein und umkreiste ihn vorsichtig. Immerhin hatte der 'United'-Pilot von einer Waffe gesprochen. Die Besatzung des Helikopters fand bald heraus, dass Larry keine boesen Absichten hatte, und beschloss, den armen Kerl an Bord zu holen. Aber immer wenn der Hubschrauber versuchte naeher heranzukommen, blies der Wind der Rotoren Larrys Ballone wieder weg. Schliesslich positionierte der Pilot sich direkt ueber den Wetterballonen und liess eine lange Rettungsleine herab. Larry schaffte es, die Leine zu schnappen und wurde an Bord gezogen. (Was mit dem Gartenstuhl und den Ballonen passiert ist, ist leider nicht bekannt. Wahrscheinlich kreisen die immer noch irgendwo in der Stratosphaere.)
Sofort nach der Landung wurde Larry verhaftet. Als er in Handschellen abgefuehrt wurde, rief ihm ein Reporter hinterher, warum er das gemacht habe. Larry drehte sich um und sagte laessig: "Ein Mann kann nicht immer nur herumsitzen!"
"WHAT THE HELL IS THIS!!!" Mit lauten Knall klatscht Jerry ein Papier auf meinen Schreibtisch und funkelt mich angriffslustig an.
So etwas kann ich schon gar nicht verknusen! Vor 11 Uhr morgens loesen Geraeusche mit mehr als 90 dB bei mir allergische Reaktionen aus. Andererseits scheint Jerry momentan nicht in der Verfassung zu sein, sich mit dem ueblichen "I'll come back to you!" abspeisen zu lassen.
Jerry ist normalerweise absolut 'cool'. Er ist so 'super-cool', dass er eine Buechse Cola nur anschauen muss und sie bedeckt sich in Sekunden mit Rauhreif.
Allerdings schaut er nicht sehr viel - ausser auf sein Computer-Display.
Die schweren Augenlider unter der umgekehrt aufgesetzten Baseball-Kappe und den beringten Augenbrauen sind normalerweise auf Halbmast festgezurrt. Weitere Ringe in seiner Unter- und Oberlippe verhindern, dass er zu schnell spricht (was aber sowieso 'un-cool' waere), und wenn er Nahrung in fluessiger Form zu sich nimmt, rinnt unvermeidlich ein duenner Faden sein Kinn herab. Hoeren tut er auch nicht besonders gut, weil die vielen 'ethnic piercings' in seinen ziemlich abstehenden Ohren staendig gegeneinanderklingeln. Aber Zuhoeren ist sowieso 'un-cool'! Seine Haare sind in verschiedenfarbigem Rautenmuster geschoren, und er traegt immer dieselbe kackbraune Latzhose, deren Schritt irgendwo bei seinen Kniekehlen baumelt. Deswegen kann er sich auch nur mit ganz kleinen Schritten fortbewegen, aber schneller zu laufen waere sowieso... genau: absolut 'un-cool'! Zur Latzhose gehoert ein geripptes Unterhemd, wie sie mein Grossvater immer getragen hat, das selbstverstaendlich die 'cool-sten' Loecher an den richtigen Stellen hat, die von einem absolut 'hyper-coolen' 'ripped-underwear-designer' mit groesster Sorgfalt ausgesucht wurden. Durch manche der Loecher kann man seine Tatoos sehen, die natuerlich alle 'super-cool' sind (Stacheldraht um die Huehnerbrust, der sich auf dem Weg nach unten in ein 'power cord' verwandelt; dreimal duerft ihr raten, wo sich der zugehoerige Stecker befindet!). Jerrys Sonnenbrille ist so 'cool', dass sie jedem Vollblinden perfekt anstehen wuerde. Aber das macht ihm nichts aus, denn Herumlaufen waere ja, wie bereits gesagt, absolut 'un-cool', und zum Herumhaengen oder Am-Strassenrand-Sitzen reicht die Blindenbrille allemal.
Jerry ist so 'cool', dass er eigentlich schon nicht mehr 'cool' ist: er ist 'nifty'! Nebenbei ist er einer unser besten Hacker und ein Faulpelz...
Im Moment scheint er allerdings nicht so ganz auf seiner ueblichen 'coolen' Hoehe zu sein. Also nehme ich seufzend und aufreizend langsam den Fetzen Papier zur Hand, suche umstaendlich meine Lesebrille von Woolworth mit 0.0 Dioptrin und gucke angestrengt auf das Papier. "Schaut aus wie deine Lohnabrechnung", sage ich fuenf Minuten spaeter, waehrend derer Jerry sich muehsam beherrschend an meiner Tischplatte festgekrallt hat. Er reisst mir den Ausdruck aus der Hand und zischt: "Allerdings ist das meine Lohnabrechnung! Und hier?! Und das hier?! Was zum Teufel ist das hier?! Ginger hat gesagt, das sei deine verf... Idee gewesen?!" "Das ist nur die Abrechnung deiner Maus-Maut", sage ich besaenftigend und nehme die Brille ab. "Absolut kein Grund zur Aufregung. Ganz 'cool' bleiben, Mann!"
Jerrys Stimme schnappt ueber: "Da fehlen 565 Dollar auf meinem Paycheck!!! Und ich soll cool bleiben! Was zum Teufel heisst das hier: 113.4 Miles Mouse Toll equals $ 565" "Ganz einfach", sage ich und nehme das Papier aus Jerrys zitternden Fingern. "Unser Hardware-Etat ist infolge einiger notwendiger Investitionen in der... aehm... juengeren Vergangenheit so zusammengeschmolzen, dass die... hmm... Institutsleitung beschlossen hat, eine Mautgebuehr fuer die Abnutzung der Maeuse einzufuehren. Weisst du ueberhaupt, wieviel wir im Jahr fuer kaputte Maeuse ausgeben?" "Ich..." "Fast dreitausend Dollar! Es wurde deshalb vorgeschlagen, diese Kosten aufwandsneutral und verschleissproportional an die Benutzer durchzureichen..."
'Aufwandsneutral', 'verschleissproportional ' und 'an Benutzer durchreichen' habe ich mir von unserem bayerischen Augenbrauen-Monster T.W. abgehoert. 'Verbreiterung der Einkommensbasis' ist auch so ein Renner von ihm! Ich haette wirklich Politiker werden sollen!
"... und deshalb werden fuer jeden Benutzer ab sofort die mit der Maus zurueckgelegten Meilen registriert und am Monatsende mit $ 5 pro Meile vom Paycheck abgezogen. uebrigens zahlen natuerlich auch die Studenten, allerdings nur $ 3 pro Meile..."
Jerry starrt mich an; das muss er erstmal verdauen. "BUT THIS IS OUTRAGEOUS!" explodiert er schliesslich. "Das lasse ich mir nicht bieten! Wie soll man da noch wissenschaftlich arbeiten! Ich werd' mich beim Dean beschweren..."
Ich zucke gelassen mit den Schultern. "Es soll ja noch andere Leute geben, die scharf auf einen Job an der Uni sind. Im Silicon Valley wimmelt es geradezu von frustrierten, ausgenutzten Hackern, die nur darauf warten, dass hier an der Cal ein ruhiger Job frei wird..." Ich oeffne eine Textdatei und gucke hinein. "... ausserdem wuerde ich hier nicht so laut vom 'wissenschaftlich arbeiten' herumtoenen. Ich habe mir mal deine letzten vier Veroeffentlichungen angeschaut. Tststs. Also beim besten Willen: da steht doch ueberall dasselbe drin, obwohl das Kind jedesmal einen anderen Namen hat. Jaja, ich weiss schon: 'publish or perish'. Aber mit so einer Veroeffentlichungsliste wuerde ich an deiner Stelle lieber einen Sicherheitsabstand zum Buero des Dean einhalten..."
Jerry macht den Mund auf. Dann macht er ihn wieder zu, reisst mir die Abrechnung aus der Hand und verschwindet.
Das Arbeitsklima wird doch gleich viel entspannter, wenn man ein bisschen ueber den Hintergrund seiner Mitarbeiter Bescheid weiss...
In meiner Mailbox ist eine Nachricht mit dem Titel: 'Datenverlust - Bitte restaurieren!'
Ich loesche die mail.
Keine Stunde spaeter kommt wieder eine mail vom selben Absender: 'Re: Datenverlust - Brauche dringend die Daten!!!'
Ich loesche die mail.
Gerade als ich zum Lunch gehen will, da schmatzt mein Mailer schon wieder (Ich habe meinen Mailer so konfiguriert, dass er vor dem Lunch schmatzt und nach dem Lunch ruelpst): 'Re: Re: Datenverlust - HALLO, HOERT MICH JEMAND???'
Ich ueberlege, ob es sich lohnt, in die mail zu gucken - aber dann loesche ich sie doch lieber. Man soll sich so kurz vor dem Mittagessen nicht ablenken lassen. Das koennte die Magensaftproduktion durcheinanderbringen.
Kurz nach dem Lunch - so gegen 3 pm - klingelt mein Telefon. Weil heute die Sicht aufs Golden Gate so gut ist und die gegrillten Austern wirklich ganz ausgezeichnet waren (mit selantro-lemon sauce!), hebe ich ab.
Er ist es wieder: "Was ist denn los?! Haben Sie meine emails nicht bekommen?!" Ich frage nach seinem Account und er gibt ihn mir. "Doch, die emails habe ich bekommen", sage ich, "sie stehen an 346., 347. und 348. Stelle in meiner Task-Liste." Er schnappt nach Luft. Dann kapiert er, was das bedeutet und er schnappt noch einmal nach Luft. "Aber ich brauche diese Daten D R I N G E N D ! Ohne die kann ich nicht weitermachen, und uebermorgen ist deadline fuer mein proposal und..." "Um was fuer Daten handelt es sich ueberhaupt?" frage ich. Er berichtet mir aufgeregt, dass er ein ganzes Dir mit brandaktuellen, einzigartigen, phantastischen, nobelpreisverdaechtigen, Ergebnissen geloescht hat.
"Tja, herzliches Beileid. Da kann man nichts machen", versuche ich zu troesten, "dafuer haben Sie jetzt wieder mehr Platz in Ihrem Account. Und wahrscheinlich haben wir heute was gelernt, hmm?"
Das muss er erst ein paar Sekunden lang verdauen, bis er auf die tieferen Implikationen stoesst: "Aeh... was soll das heissen: da kann man nichts machen?" erkundigt er sich mit zitternder Stimme. "Wir haben doch Backup?"
Ich schweige.
"Haben wir doch, oder?" wiederholt er leise.
Ich schweige.
"Oder, haben wir nicht?" fragt er mit ganz heiserer Stimme.
"Nicht mehr", sage ich ruhig.
"WIESO NICHT?!!!"
"Wir hatten doch dieses schnucklige kleine Bandgeraet im Rechnerraum, das jede Nacht ein increment von allen Userdaten gemacht hat", erklaere ich. "Sie wissen schon, das Ding, in das man JEDEN ABEND ein neues Band einlegen muss. Tja, vorgestern wollten wir den Rechnerraum mit ein paar Blumentoepfen verschoenern. Und dabei hat jemand aus Versehen einen ziemlich schweren Pflanzkuebel mit blauen kalifornischen Jorgulieren auf das Bandgeraet fallen lassen. Und seit dem: keine Backups mehr..." "Oh, nein!"
Das ewige Bandwechseln ging mir schon nach einer Woche auf den Geist. Zum Glueck habe ich in einer dunklen Ecke des Rechnerraums einen handlichen 5-Pfund-Hammer entdeckt (in einer roten Kiste mit der Aufschrift 'EMERCENCY ONLY'). Abgesehen davon gibt es keine 'blauen kalifornischen Jorgulieren'; zumindest kenne ich keine - ihr vielleicht?
"Doch, leider. Aber ich habe uns sofort ein ultramodernes Backup-Geraet bestellt, sogar mit einem Roboter zum automatischen Baenderwechseln. Das Ding steht schon hier bei mir zum Testen", sage ich, um ihn aufzumuntern. (Psychologie ist wichtig bei meinem Job!)
Und da wird es vorerst auch bleiben. Robby kann naemlich auch VCR-Kassetten wechseln. Jetzt muss ich zwischen den Videos nicht mehr aufstehen und zum Recorder gehen...
"Aber wo sind dann meine Daten?!" fluestert er.
"Tja, mein erster Tip waere: nirgends mehr! Unter UNIX werden freigegebene Bloecke auf der Platte normalerweise sofort wieder ueberschrieben. Aber..." "Ja?" "Naja, manchmal, wenn es sich um ziemlich viele zusammenhaengende Daten handelt, sind die Files vielleicht doch noch irgendwo auf der Platte..." "Jaaah?" "Haben Sie denn noch die Namen der geloeschten Files?" frage ich. "Jaaah!!!" "Es kommt naemlich vor, dass sich die gelinkten Node-Entries auf der VAT gegensynchron aus der gespiegelten Meta-VAT decodieren und ueber den normalen Fodgers-Robertson-Effekt in den Tunnelbereich der magnetischen Resonanz der Bernoulli-Oberflaeche extrapolieren..."
Ich kann's einfach nicht lassen!
"Oh...", sagt er. "natuerlich..." Das heisst also: DUMMY MODE ON!
"Versuchen Sie doch einfach mal folgendes", sage ich. "Sie legen das geloeschte Dir wieder an und erzeugen darin mit dem Befehl 'touch' genau die Files, die geloescht wurden. Manchmal synchronisieren die Eintraege dann an die richtige Stelle in der VAT und die Daten werden wieder sichtbar. Aber wenn ueberhaupt, dann erst wenn wieder alle Filenamen komplett da sind" "Aha... aber das waren ja Hunderte von Namen...", sagt er. "Tja, ich habe ja auch nicht gesagt, dass es einfach ist...", sage ich bedauernd. Wie gesagt: manchmal kann ich mich selber nicht ausstehen... Er sagt, dass er es immerhin versuchen werde, und legt auf.
Das wird ihn die Nacht ueber beschaeftigen - und ihn morgen hoffentlich davon abhalten, weitere emails an 'admin' zu schicken...
Zum woechentlichen neo-traditionellen Halb-Vier-Uhr-Tee gibt es warme 'scones' (Erklaerung fuer Provinzler: traditionelles englisches Teegebaeck, das von der Konsistenz ein wenig an die bayerischen 'Boxer' erinnert - allerdings ohne den Zuckerguss! (Jetzt wissen natuerlich wieder 90 % von euch nicht, was 'Boxer' sind! (Kann ich aber auch nix dafuer, wenn ihr im falschen Bundesland wohnt!! (I love brackets!!! (;-) ) ) ) ) Die 'scones' holt Ginger hoechstselbst aus einer dafuer spezialisierten Baeckerei - etwa 27 Meilen vom Campus entfernt. (Benzin ist recht preiswert in Kalifornien!) Frueher, bevor ich am 'ARSCH' eingestellt wurde, hatte es einen traditionellen Fuenf-Uhr-Tee gegeben, der mangels Beteiligung der Angestellten praktisch nie stattfand. Welche halbwegs vernuenftige humanoide Lebensform ist um fuenf Uhr noch im Buero? Allerhoechstens ein paar unverbesserliche Hacker vom Saturn ...
Seit allerdings auf meinen Vorschlag der Termin auf 3:30pm vorverlegt wurde und ich zudem den Wartungszyklus fuer unsere Workstation-Cluster auf diesen Termin verlegt habe, ist die Beteiligung der Belegschaft um mehrere Tausend Prozent gestiegen ...
Zu den warmen 'scones' schmeckt am besten frische, salzige Butter. Also gehe ich in die Teekueche und hole ein frisches Paeckchen aus dem Kuehlschrank. Als ich es auswickeln moechte, faellt mein Blick auf den Aufdruck:
"FRISCHES PAeCKCHEN! HIER OeFFNEN!"
Wirklich interessant! Es haette sich ja auch um voellig verranzte Butter aus dem Freiheitskrieg handeln koennen! Also muss man den beruhigenden Hinweis 'FRISCHES PAeCKCHEN' wirklich dankbar zur Kenntnis nehmen. Und 'HIER OeFFNEN' steht praktischerweise auf der einzigen freien Lasche des Pergamentpapiers, damit ich auch nicht aus Versehen mit dem Buechsenoeffner 'rangehe!
Sheeeeesh-Aaaargggg!!! Manchmal uebertreiben sie es schon ein bisschen hier - ein bisschen?
Fuer meinen mintgruenen Ford Mustang habe ich mir einen 'sun screen' besorgt. Das ist im Prinzip nur ein riesiges, farbenfrohes Stueck Pappe, das man hinter die Windschutzscheibe klemmt, damit die Sonne nicht den ganzen Tag ins geparkte Auto knallt. Und was steht mit grossen roten Buchstaben auf der Rueckseite:
'WARNING: DO NOT DRIVE WITH SCREEN IN PLACE!'
Sheeeeesh-Aaaargggg!!!
Nach dem Tee mache ich meine Runde durch die Labs, um zu kontrollieren, ob die Studenten noch ein paar 'scones' mitgehen haben lassen und jetzt die Tastaturen vollbroeseln. Wenn ich einen erwische, gibt es eine ernste Verwarnung, 10 Dollar Strafe und ich konfisziere sofort das corpus delicti. Das Geld kommt in die schwarze Kasse fuer 'Sonderanschaffungen' (wo auch die Maus-Maut hinfliesst!), und die beschlagnahmten 'scones' kommen in meinen Magen.
Einigermassen gesaettigt kehre ich in mein Buero zurueck und schaue nach, was heute noch ansteht: Meine Mailbox? Leer! Ausgezeichnet! Allmaehlich scheinen meine Erziehungsbemuehungen Fruechte zu tragen ... Die Mailboxen der Mitarbeiter? Ich ueberfliege kurz die Titel - Nichts was sich fuer eine kleine Erpressung lohnen wuerde ...
Ich klicke mich durch die Pages von ein paar lokalen Tageszeitungen. Schliesslich muss man sich mit der fremden Kultur vertraut machen. Und was hilft da besser, als die Klatschspalten der lokalen Presse.
Probleme mit der Sprache? Aber woher denn! Amerikanisches Englisch ist sowieso verkapptes Deutsch ... Wie? Ihr zweifelt? Ok, let's see ...
"... and her frumpy Hausfrau look fits more for a Putz-around-the-house than for a gala dinner..." (kritische Anmerkungen zur Mode der Hollywood-Prominenz)
".. while years ago kids used to spent their free time in the Kinder-Gym, nowadays the only observable movement may be a very cool sneer ..." (kritische Anmerkungen zur heutigen Jugend)
"... and then all suddenly it's there: Wanderlust fills your mind ..." (Hiking tips)
"... pure Schadenfreude on the winner's side and the Angst for the rest of us ..." (sarkastische Bemerkungen zur neuesten Game-Show, bei der es darum geht, moeglichst viele Gegner mit blauem Schimmelkaese zu ersticken, waehrend gleichzeitig Verse von Bukowsky rezitiert werden)
"... he cautiously approached his vicious Doppelgaenger ..." (Fortsetzungsroman ueber kartoffelaehnliche Aliens, die sich als Menschen replizieren. Wir raten ab!)
"... influenced by an overthrown Weltanschauung that..." "... however, considering the Zeitgeist in ..." (Philosophisches Feuilleton - unverkennbar!)
"... again to be said that the politically correct positive thinking regarding the EURO is set ueber alles ..." (Tendenzioeses Editorial zur Europapolitik)
"... walked back to the microphone and continued his Spiel ..." (Schon wieder Feuilleton! Diesmal der Kritiker)
"... but the Green Party - after a few detours - got back to it's fruitless Realpolitik ..." (Politischer Kommentar, republikanisch)
"... Ur-pepper ..." (Kochrezepte, demokratisch)
Auf dem Nachhauseweg besuche ich noch ein paar oeffentliche PC-Labors in unserem Gebaeude und packe bei einem halben Dutzend Windoofs-Rechnern die DOS-Box in den Autostart-Ordner. Bei den Macs lenke ich die Drucker-Queues um auf den Laserdrucker im Sekretariat des Deans. Die Sekretaerin des Deans ist ein besonders boesartiger wasserstoffgebleichter Drachen mit kuenstlich verlaengerten, dunkelroten Krallen, deren Buero man nicht ohne kugelsichere Weste betreten sollte ...
1906, San Francisco, California. Die Braende, die das grosse Erdbeben ausgeloest hatte, sind unter Kontrolle. Ich habe bereits die Wasserversorgung in 95 % der Haushalte wiederhergestellt und der Wiederaufbau der Verkehrsinfrastruktur ist im vollen Gange. Die Finanzlage stabilisiert sich allmaehlich, und ich lockere ein wenig die Steuerschraube, was mir wiederum ein paar Prozent in den Umfragen einbringt. Wenn jetzt nicht noch ein Monster auftaucht und Golden Gate Park verwuestet, werde ich die naechste Wahl haushoch gewinnen.
Eine kleine Pause kann nicht schaden, denke ich und nehme die Haende von der Tastatur. Es wird auch hoechste Zeit: meine rechte Hand fuehlt sich taub an und seit einer Stunde kaempfe ich mit Kraempfen im Unterarm. Vier Stunden City2000 am Stueck ist vielleicht doch etwas zuviel!
Kollege Ron trampelt auf seinen ueberdimensionierten Joggingschuhen an meinem Zimmer vorbei und sieht, wie ich meine Hand massiere. "Zuviel gearbeitet?" sagt er grinsend. "Du solltest mehr fuer deine Fitness tun, sonst bist du mit 40 reif fuer die erste Herzattacke..." "Harhar", sage ich und loesche rasch alle seine emails in der Mail Spool Area.
Ron gehoert der hier weitverbreiteten Gattung der Auto-Masochisten an. Er ist nur gluecklich, wenn er sich taeglich mindestens eine Stunde lang selbst quaelen kann. Z. B. faehrt er nicht, wie alle anderen vernunftbegabten Lebewesen, die es in jahrmillionlanger muehsamer Evolution geschafft haben, Cabriolets zu entwickeln, mit dem Auto ins Buero, sondern mit dem Fahrrad - Verzeihung! - mit dem Mountainbike, wollte ich sagen. An sich waere das ja noch relativ harmlos (obwohl die Vollbluthacker unter euch sicher bereits die Stirne runzeln), aber Ron wohnt auf den Berkeley Hills - circa 350 Meter ueber Normalnull; und der Campus liegt auf Meereshoehe! Letzte Woche ist er "mal eben so" von Alcatraz nach Angel Island geschwommen. Jeder, der 'Escape from Alcatraz' gesehen hat, weiss, dass das Wasser eiskalt ist, von Haien wimmelt und es nur eine kurze halbe Stunde zwischen den Tiden gibt, waehrend der die gefaehrlichen Stroemungen abflauen. Natuerlich laeuft er jedes Wochenende einige Zig Meilen durch die Hitze - am liebsten auf steile Berge, damit es nicht zu langweilig wird. An den Strand nach Point Reyes faehrt Ron mit dem Fahrrad. Wenn er allein ist und ihn keine Langweiler aufhalten, braucht ER dafuer eineinhalb Stunden. ICH brauche dazu eine Stunde - mit meinem mintgruenen Mustang auf dem Freeway! Alle grossen Marathonlaeufe der westlichen Hemisphaere hat Ron bereits erfolgreich absolviert. Sein groesster Kummer ist, dass er noch niemanden gefunden hat, der mit ihm 'The Big Run' machen moechte. 'The Big Run' fuehrt vom tiefsten zum hoechsten Punkt der Vereinigten Staaten (ausser Alaska), also vom Death Valley (282 Fuss unter Null, ca. 46 Grad im Schatten) bis zum Gipfel des Mt. Whitney (14495 Fuss ueber Null, ewiges Eis), und das Ganze innerhalb von 24 Stunden.
Die Aufzaehlung liesse sich fortsetzen, aber ich denke, ihr wisst jetzt, was ich unter 'Auto-Masochisten' verstehe. Wuerde mich gar nicht wundern, wenn Ron demnaechst nach Hawaii schwimmen wuerde...
Trotzdem, vielleicht sollte ich auch mal was fuer meine Figur tun... Immerhin faellt mir auf, dass ich letzter Zeit die Arme immer weiter strecken muss, um an die Tastatur zu kommen.
Diaet halten? Kommt nicht in Frage! Ausserdem mache ich sowieso schon seit Jahren eine strikte Pizzadiaet... Durch die Hitze joggen? Forget it! Bin ich Arnold Schwarzenegger? Wenn ich schon 'work out' mache, dann mit allen technischen Schikanen!
Ich gehe zwei Block weiter zum 'Platinum Gym', dem teuersten Fitness-Tempel am Ort, und sage dem Blondie-Girl am Empfang, dass um die Ecke ein Pickup meinen Wagen behindert, und ich nicht wegfahren kann, und ob sie nicht vielleicht mal ganz hoppti nachschauen koennte, ob es vielleicht der Pickup von einem ihrer beknackten Kunden sei. Eingeschuechtert verlaesst die Kleine ihren Posten, OHNE VORHER IHR TERMINAL ZU SPERREN! Zehn Minuten spaeter kommt sie ganz verwirrt zurueck und entschuldigt sich tausendmal, aber sie koenne keinen Pickup sehen, der ein parkendes Auto behindere. "Oh?" sage ich und laechele mein charmantestes Laecheln, "Wahrscheinlich ist der Kerl schon selber weggefahren. Ich habe noch ein klitzekleines Problem: Ich habe leider meine Mitgliedskarte verloren. Aber ihr habt ja alle meine Daten im Computer..." Ihr Gesichtchen unter dem blonden Haarschopf hellt sich auf: das ist etwas, wo sie helfen kann!
Bald darauf bin ich im Besitz einer funkelnagelneuen Mitgliedskarte (Gold Plus) fuer das naechste Jahr und sitze im 'Cardiovascular Training Center' auf einer 'tread mill'. Der Raum ist konstant auf 22 Grad und 78 % Luftfeuchtigkeit klimatisiert, das Licht mit sanfter UVA Strahlung angereichert und saemtliche anwesenden Auto-Masochisten sind an Herzmonitore angeschlossen. Meine 'tread mill' ist eine Art robustes Fahrrad auf Stelzen, das ein sadistisch veranlagter Ingenieur mit einem zufallsgesteuerten Steigungsprofil ausgestattet hat. Direkt vor meiner Nase ist ein grosses 17 Zoll Farbdisplay, auf dem ich wahlweise folgende Informationen abrufen kann:
- die Uhrzeit, - die verstrichene Trainingszeit, - meine Pulsrate, - meine 'burning rate' (Kalorien pro Stunde), - meine bereits erzeugte Energiemenge, - meine (virtuelle) Geschwindigkeit, - die aktuelle Steigung (auf die ich keinen Einfluss habe, weil ich den Zugangskode zu dem bloeden Ding noch nicht 'rausbekommen habe), - das Steigungsprofile der naechsten 60 Sekunden (damit ich mich schon mal geistig darauf einstellen kann), - den Wetterbericht, - das heutige Menue im Casino, - die Aussentemperatur, Innentemperatur und Luftfeuchtigkeit, - den aktuellen Dow Jones Index, - den Bay Area Traffic Report, - 46 Fernsehkanaele (einschliesslich HBO und ShowTime), - meinen letzten Kontostand, - die letzten Sonderangebote im Supermarkt um die Ecke.
Nachdem ich saemtliche erforderlichen Disclaimer unterschrieben habe, dass ich auf eigenes Risiko trainiere und unter gar keinen Umstaenden die Leitung des Fitness-Centers fuer etwaige Verletzungen oder gar ein vorzeitiges Ableben gerichtlich belangen werde, fuelle ich zuallererst ein Beschwerdeformular aus, in dem ich beklage, dass von den 'tread mills' aus kein Internet-Zugang moeglich ist.
Dann beginne ich mit dem eigentlichen Training: Fuenf Minuten spaeter bin ich im Kontrollprogramm meiner 'tread mill' und aendere das Vorzeichen des Kraftwiderstands. Die Pulsrate stelle ich kontant auf 174. Dann waehle ich die hoechste Stufe und die 'tread mill' beginnt von sich aus zu strampeln. Ich muss mich nur noch zuruecklehnen und die Beine entspannen.
Neben mir schwitzt eine etwa 40jaehrige Asiatin, die links und rechts ueber den Sitz quillt. Ich schiele diskret auf ihr Display: sie ist auf der hoechsten Schwierigkeitsstufe, Pulsrate 142 und Trainingszeit bereits 53 Minuten. Auf ihrem schweissbedeckten Gesicht liegt ein entruecktes Laecheln; die Augen sind halb geschlossen. Sie murmelt leise vor sich hin, waehrend sie schnaufend in die Pedale steigt. Ich spitze die Ohren (+20 dB): "Meine Beine werden staerker und staerker. Ich werde jeden Tag staerker. Meine Leistung steigert sich und steigert sich und steigert sich. Mein Bauch ist flacher und staerker als gestern. Meine Knie sind stark und flexibel. Mein Koerper fuehlt sich super. Ich brauche keine Suessigkeiten mehr. Ich fuehle mich wohl..." So geht das die ganze Zeit. Ununterbrochen. Psycho-Training. Stand auch in einer der vielen Broschuren, die sie mir bei der Anmeldung in die Hand gedrueckt hatten. Es geht mir auf den Geist! Mal sehen, was man dagegen tun kann...
Ich beginne zu keuchen und zu schnaufen. Dann wuerge ich kurzatmig kurze Woerter hervor: "Aarrg... Oh, Gott... Uaaarg... Shit!... Uff!... Oh, Gott..."
Meine Nachbarin kommt aus dem Takt und schaut irritiert zu mir herueber. "Wissen Sie, an was ich immer denken muss, wenn ich hier bin?" frage ich. Sie schuettelt stumm den Kopf. "Schokolade", sage ich sehnsuechtig, "Tonnen von Schokolade. Kartoffelchips, ganze Saecke voll. Oder Icecream, am besten Marshmallow Fudge von Baskin Robins mit der leckeren Peanut-Roasted-Almond-Sauce..." Die Quallen-Frau schluckt hart und guckt wieder auf ihr Display. Ihre 'burning rate' ist bereit um 15 Kalorien pro Stunde gefallen. Ich seufze so laut, dass sie zusammenzuckt. "Ist das nicht eine unglaubliche Schinderei hier?" aechze ich. "Da sitzt man nun stundenlang und rackert sich ab, und nimmt trotzdem nicht ab... Da sehen Sie mal: ich bin auf 174 und fuehle mich graesslich! Richtig uebel kann es einem werden, wenn man sich so ueberanstrengt..." Die Quallenfrau wirft einen verzweifelten Blick auf meine wie rasend wirbelnden Beine und wird selber immer langsamer. "Schaetze, ich werde mich noch ein wenig steigern muessen", seufze ich resigniert. "So hat das ja alles keinen Sinn..." Kurze Zeit spaeter wirft sie heulend das Handtuch und wabbelt schniefend zum Ausgang.
Erfrischt gucke ich mir das 'Strength Center' an: lauter vollcomputerisierte Kraftmaschinen fuer jeden nur denkbaren Muskel der menschlichen Anatomie (von einigen Muskeln wusste ich nicht mal, dass sie existieren!). Ich fummele ein wenig am Control-Panel der 'Pull Down' Maschine herum und erhoehe den 'Negative Resistance Factor' auf 1000%. Dann suche ich die Trainerin vom Dienst, ein zierliches Persoenchen mit Muskelknoten an jeder freien Ecke, und bitte sie, mir die 'Pull Down' Maschine zu erklaeren. "Ganz einfach", sagt sie professionell und besteigt das riesige Folterinstrument. "Sie setzen sich hier hin, waehlen das aufgelegte Gewicht mit dieser Tastatur und ziehen dann diese beiden Griffe immer bis auf Schulterhoehe herunter. Schoen langsam. Diese Maschine produziert wie alle anderen auch ein hoeheres Gewicht auf dem Weg nach oben als nach unten... Aaaaarrrrrg!!!" Die 1000% Negativgewicht reissen die Trainerin wie nichts in die Hoehe; dort strampelt sie verzweifelt mit den Beinen und schreit um Hilfe. Ich simuliere Panik und reisse den Netzstecker der Maschine aus der Wand. Die Maschine laesst los, und die Trainerin knallt aus 3 Meter Hoehe hart auf den Fussboden. "Ich glaube, ich gehe doch lieber in die Aerobic-Klasse", sage ich und verziehe mich diskret.
Im Aerobic-Studio ist ein muskelbepackter ebenholzschwarzer Sadist mit weissen Tennisschuhen dabei, eine Gruppe von schwitzenden weissen Frauen in papageienhaften Gewaendern bis aufs Blut zu maltraetieren. "Yeaah! Feel the burn! Do yah feel it? Are you burning yet? Yeeesss! That's what you want, huh? Your body is never on vacation..." Man kann sehen, dass es ihm Spass macht, alle die verweichlichten Weissbrote der gehobenen Mittelklasse auszuwringen. Und gleichzeitig kann er auch noch seine Lieblingsplatten hoeren. Kein schlechter Job! Als ich dazukomme, zaehlt er gerade fuer Liegestuetze den Countdown im Takt der Musik: "... elf... zehn... neun... acht... sieben... sechs... fuenf..." Er sieht mich in der Tuer stehen und grinst gluecklich von einem Ohr zum anderen. Die feminimen Weissbrote schnaufen und stoehnen. Ich lasse meinen kritischen Blick ueber die schweissnassen, aechzenden Leiber schweifen, schuettele langsam den Kopf und deute mit dem Daumen nach unten... Der Aerobic-Sadist grinst noch breiter: "... vier... drei... zwei........ neun... acht... sieben..." Erstickte Protestrufe aus der Gruppe; einige geben auf und bleiben in einer Pfuetze aus Schweiss liegen. Der Aerobic-Sadist springt zu der Frau, die am lautesten protestiert hat, und schreit im Kasernenton: "Fuenf extra! Aber flotty! Fuenf... vier... drei..."
Vielleicht sollte ich mich als Trainer bewerben...
Mein Liste der zu erledigenden Aufgaben (Task List) ist auf 234 angeschwollen. Also gehe ich auf den Flur und werfe mit einem nassen Lappen nach der runden Deckenlampe, bis Ginger mit der Tagespost vorbeikommt. Sie beobachtet mich eine Weile aus sicherer Entfernung, wie ich mit stupider Hartnaeckigkeit immer wieder den nassen Lappen aufnehme und nach der Lampe schleudere. Nach dem zehnten Wurf ueberwaeltigt ihre angeborene weibliche Neugierde die anerzogene amerikanische Zurueckhaltung, und sie fragt mich, was ich da tue. "Ich werfe einen nassen Lappen nach der Deckenlampe", sage ich. Ginger bruetete einen Moment ueber dem Sinn dieser Aussage, ob ihr da vielleicht eine tiefere Bedeutung entgangen sei; dann fragt sie beherzt: "Und wozu soll das bitte gut sein?" "Ich uebe Korbwerfen", antworte ich.
Nun ist Basketball eine der vielen Ball-Manien der Amerikaner. (Ist euch schon mal aufgefallen, dass Amerikaner handorientiert und Europaeer fussorientiert sind? Man kann einen sehr einfachen kulturellen Zugehoerigkeitstest machen, indem man einem Amerikaner und einem Europaeer jeweils einen Ball zuwirft. Derjenige, der den Ball wegtritt, statt in zu fangen, ist der Europaeer!) Deswegen ist es nicht weiter auffaellig, wenn ein Amerikaner sogar am Arbeitsplatz Korbwerfen uebt - allerdings im allgemeinen mit einer Miniaturversion von Ball und Korb, und nicht mit einem nassen Lappen!
Inzwischen hat sich Ginger zur naechsten Frage durchgearbeitet: "Aber warum uebst du Korbwerfen mit einem nassen Lappen, statt mit einem Ball?" "Weil mit einem Ball die Lampe kaputtginge", erklaere ich und werfe wieder.
Ueberwaeltigt von soviel Logik laesst mich Ginger mit meinem Lappen allein, und ich mache noch ein paar Wuerfe, bis ich ziemlich fit bin. Dann steige ich aufs Dach hinauf und werfe den Lappen mit einem einzigen eleganten Schwung ueber die Mikro-Link-Antenne, die unser Subnetz mit dem Internet auf dem Campus verbindet. Die Feuchtigkeit im Lappen unterbricht die Mikrowellen, und mit einem Schlag sind wir von der grossen weiten Cyberwelt abgeschnitten.
Als ich in mein Buero am ARSCH zurueckkomme, klingeln schon die Alarmglocken. Von allen Enden des Instituts kommen emails verzweifelter Mitarbeiter, die es mitten im schoensten Surfen erwischt hat. Ich schicke eine email an alle, in der ich lapidar mitteile, dass unsere Internet-Anbindung aus noch unbekannten Gruenden zusammengebrochen sei, dass diese Aufgabe absolute Prioritaet habe und ich mir deshalb erlaube, saemtliche andere Punkte auf meiner Task-Liste zu streichen. Und falls jemand etwas dagegen haette, solle er sich bitte oeffentlich per email dazu aeussern. Natuerlich wagt es keiner, die Prioritaet der Internet-Anbindung anzuzweifeln - schliesslich moechte niemand gern von einem aufgebrachten Mob Internetsuechtiger gelyncht
werden. Dann fuege ich noch hinzu, dass ich bis zum Abschluss der erfolgreichen Reparatur unter keinen Umstaenden gestoert werden moechte, und dass die Verbindung noch heute wieder funktionieren werde.
Dann schliesse ich mein Buero ab und gehe hinueber ins Casino des Faculty Clubs. Nach einem ausgiebigen fuenfgaengigen Lunch mit einem vollmundigen Coastal Chardonay gehe ich laessig zur Kasse und verlange die Rechnung. In dem Moment, wo die Check-Maus meine Tischnummer eintippt, ziehe ich ganz kurz das Netzkabel aus ihrem Computer. Natuerlich stirbt sofort das OS der Kasse, und die Check-Maus bekommt das Ding nicht wieder zum Laufen. Ich schaue auf meine Armbanduhr, trommele mit den Fingern und bemerke dass ich eigentlich weg muesste, und so weiter, und ob ich ihr nicht helfen koennte. Erleichtert laesst sie mich an die Tastatur, und ich fummele ein wenig daran herum. Dann sage ich, dass ich ohne das Master-Passwort nicht weiterkomme, und dass sie den Manager suchen soll. Sie sprintet los und ich kann in aller Ruhe meine gespeicherte Rechnung auf ein vernuenftiges Mass reduzieren. Leider kommt sie schon wieder zurueck, gerade als ich die gebuchten Trinkgelder der letzten 6 Monate auf mein Kreditkartenkonto rueckueberweisen moechte. Naja, man kann nicht alles haben! Ich bezahle meine Rechnung ueber $ 0.95 und gehe zurueck zum ARSCH.
Auf dem Flur vor meinem Buero patrouilliert der harte Kern meiner internetabhaengigen Kollegen. Erste Entzugserscheinungen (Mausfingerzittern und aehnliches) zeigen sich bereits bei den ganz schweren Faellen. Als sie mich ausserhalb meines Bueros sehen, erstarrt der ganze Haufen fuer einen Moment, dann stuerzen sie sich wie eine Meute ausgehungerter Serengeti-Hyaenen auf mich. "Was machst du hier draussen!?" "Ich dachte, du bist dran die IN-Verbindung zu reparieren!!" "Weisst du nicht, wieviele Leute darauf warten, Idiot?!" "Wo warst du!? Etwa beim Lunch?? Er war beim Lunch!!! Ist das zu fassen..." Einer bekommt sogar einen hysterischen Lachkrampf; ein anderer beisst sich mit irrem Blick in die Handknoechel.
Ich hebe beide Arme, damit sie mich zu Wort kommen lassen. "Ich bin hart an der Sache dran", sage ich ernsthaft. Hoehnisches Gelaechter antwortet mir. "Ich wette einen Zwanziger, dass wir heute nicht mehr on-line gehen", faucht Jerry hetzerisch. "Wie soll denn was vorangehen, wenn der Kerl sich hier draussen 'rumtreibt!" Kerl? Mein lieber Freund... Ich nehme mir vor, bei naechster Gelegenheit den Paket-Scrambler in Jerrys Workstation wieder zu aktivieren. Ein huebsches kleines Socket-Filter, dass die Adressen aller abgehenden Pakete durcheinanderbringt. Das hat schon manchen Surfer in den Wahnsinn getrieben...
Die Kollegen knurren beifaellig. Ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen. Nach meiner Rechnung muesste der Lappen inzwischen fast trocken sein und die Mikrowellen nicht mehr abschirmen. "Top!" sage ich und halte Jerry eine Zwanzig-Dollar-Note unter die Nase. Nach amerikanischen Maenner-Ehren-Kodex kann er jetzt keinen Rueckzieher mehr machen. Muerrisch holt er auch einen Zwanziger heraus und deponiert ihn bei Ginger, die gerade vorbeikommt. "Das letzte Mal hat es drei Tage gedauert", versucht Ron ihn zu troesten.
In dem Moment stuerzt ein Student aus dem PC Labor. "Das Netz ist wieder da!" kreischt er mit verzuecktem Blick. Ringsherum Jubelschreie und kleine Staubwolken, als die Kollegen zu ihren Workstations sprinten; nur Jerry zieht ein langes Gesicht, waehrend ich mir die zwei Zwanziger schnappe.
Ich installiere gerade meine neueste Errungenschaft, eine echte mexikanische Haengematte, in meinem Buero, als Prof. Icewater an meiner Tuer vorbeikommt und voll die Bremsen anzieht. Ihre eisgrauen Augen streichen missbilligend ueber das farbenpraechtige Muster der Haengematte und sie fragt mich mit vor Kaelte klirrender Stimme, ob irgendetwas nicht in Ordnung sei. Ich mustere sorgfaeltig mein Buero, und versichere, dass im Gegenteil alles in bester Ordnung sei. "Und was ist das hier?" haucht Prof. Icewater. Bilde ich mir das nur ein, oder beschlagen sich ploetzlich meine Fensterscheiben? Muss mir unbedingt mal eines von diesen Infrarot-Fern-Thermometern bei den Physikern ausleihen... "Das?" sage ich ueberrascht und betrachte erstaunt die Matte, die sich quer durch den Raum erstreckt. "Das ist eine Haengematte, HAENGE-MATTE, Haenge wie Henker, Matte wie Mathematik. Haengematten bilden ein uraltes Kulturgut der seefahrenden Voelker, insbesondere des Mittelmeerraums..." "Lassen Sie den Quatsch!" faucht Icewater. Offensichtlich ist sie heute nicht in der allerbesten Stimmung. "Was hat das Ding hier zu suchen? Sie sind hier nicht zum Schlafen angestellt..."
Ich schalte um auf serioes-wissenschaftlich. "Natuerlich nicht", versichere ich ernst. "Es handelt sich um ein NSF-finanziertes Experiment. Ich habe mich freiwillig als Versuchsperson der NASA angeboten, und die haben mir postwendend diese Test-Haengematte geschickt. Es geht darum zu klaeren, ob man mit beeintraechtigtem Gleichgewichtssinn in der bemannten Raumfahrt genauso schnell und zuverlaessig tippen kann, wie auf festen Boden. Eine spezielle Software registriert automatisch, wie oft und welche Tasten ich korrigiere, wenn ich in der Haengematte liege..."
Im allgemeinen sollte das genuegen. Worte wie 'NASA' und 'NSF' (National Science Foundation) lassen gewoehnlich jeden normal-sterblichen Wissenschaftler in Ehrfurcht erstarren. Aber Icewater ist ein ganz besonderer Fall - und ich weiss das! Bevor sie auf die Idee kommen kann, irgendwelche schriftlichen Unterlagen, Vertraege, etc. einsehen zu wollen, sage ich rasch: "Am besten ich zeige Ihnen rasch die NASA-Web-Seite, wo das Projekt beschrieben wird." Icewater ueberfliegt mit zusammengekniffenen Lippen rasch die geschmackvoll gestylte Seite mit dem NASA-Emblem auf meinem Display. "Na schoen", gibt sie schliesslich zoegernd ihr Einverstaendnis, "aber ich moechte nicht hoeren, dass Ihr Arbeitseinsatz darunter leidet..." Ich versichere ihr, dass das sicher nicht der Fall sein wird.
Von mir erfaehrt sie so etwas sowieso nicht; und falls irgendein Mitarbeiter es wagen sollte sich zu beschweren, dann hat er die
erste Voraussetzung fuer seine allzu kurze Hochschulkarriere nicht kapiert: 'Never mess around with the system guys!'
Es ist uebrigens erstaunlich, welche Glaubwuerdigkeit Web-Seiten selbst bei misstrauischen Professoren geniessen - auch wenn sie von der Platte anstatt aus dem Netz geladen wurden!
Ich installiere einen zweiten Monitor unter der Decke und lege mich zur Probe in die Haengematte. Als erste Fingeruebung blockiere ich bei allen Workstations (ausser meiner eigenen) alle eingehenden Netzpakete groesser als 1 KB. Das hat den komischen Effekt, dass die Web-Browser einen Server zwar kontaktieren und die Adresse der gewuenschten Page uebermitteln koennen, die Page aber leer zurueckkommt. Die lapidare Fehlermeldung des Browsers ist dann 'Document contains no data', und das kann einen echten Web-Surfer reif machen fuer die naechste Therapie.
Nach dieser Aufwaermphase bemerke ich, dass ich von der Haengematte aus nicht an meine Kuehlbox herankomme und behebe diesen Mangel sofort.
Um die Zeit bis zum Lunch zu ueberbruecken, lese ich die neuesten Online Hochschulmeldungen: Ein Frischling, und zwar ein gewisser Howard Stale aus L. A., hat einen Professor der UCB auf 5 Mios verklagt, weil er sich durch die schlechte Note in der Abschlusspruefung 'stigmatisiert fuehle'. Bei solchen Prozessen hat der arme Professor normalerweise keine Chance, weil die Jurys in Berkeley in Analogie zur demoskopischen Verteilung zu 60 % aus Studenten bestehen.
Ich poke ein wenig im Online Verzeichnis der Uni herum - und finde tatsaechlich die email Adresse des guten Howard! Der 'Stigmatiker' muss einen miesen Anwalt haben, sonst haette er laengst seine Daten loeschen lassen.
Im Verwaltungsrechner der Uni finde ich in der letzten Abrechnung von Howards Gym-Gebuehren seine Kreditkarten-Nummer. Ich gehe auf die Web-Seite eines hiesigen Hardware-Stores und bestelle unter seinem Namen fuenf solide Kettensaegen verschiedener Hersteller. Als Lieferadressen gebe ich das Buero des Professors und seines Anwalts an. Eine solche freundliche kleine Drohung bringt jeden noch so langweiligen Prozess in Schwung!
Nach kurzem ueberlegen bestelle ich noch acht laufende Meter 4-Zoll-Balken, einen Zweipfundhammer und vier lange Zimmermannsnaegel, lasse das Zeug diesmal an den Studenten liefern und schicke eine Kopie der Rechnung an den Anwalt des Professors. Wenn schon stigmatisiert, dann richtig!
Ginger kommt mit der Post an meinem Buero vorbei (wobei die Post mehr von ihren huebschen Beinen verdeckt, als ihr neuester Minirock) und sieht mich entspannt in der Haengematte liegen. Sie fragt mit besorgter Stimme, ob es mir etwa nicht gut gehe. Ich frage mit letzter Kraft, ob sie sich auf Mund-zu-Mund-Beatmung verstehe, aber sie grinst mich nur spoettisch an und stoeckelt hueftenschwingend den Gang hinunter. Wie kann man bei dieser ausgebufften kleinen Hexe bloss weiterkommen?
Ich bin gerade mitten in einer schwierigen Versuchsreihe und versuche, die optimale Hoehe meiner Haengematte durch das empirische HIAT-Verfahren ('hang in and try') herauszubekommen, als ich ploetzlich durch ein merkwuerdiges, unbekanntes Geraeusch abgelenkt werde. Zuerst untersuche ich meinen 4 x 120 Watt Verstaerker, ob da vielleicht eine Stoerung vorliegt; dann merke ich, dass das Telefon klingelt.
Ich lasse es eine Weile vor sich hin duedeln, damit die eingerosteten Piezos wieder in Schwung kommen; schliesslich hebe ich ab.
"Hallo", sage ich. "Hi. Ist das die Computer-Unterstuetzung?" Die unbekannte Stimme klingt sexy; also bleibe ich dran. "Am Apparat. Gibt es ein Problem?" "Aehm... ja, ich komme mit der Installation von WinWord auf meinem PC nicht weiter..." Grosser Core-Dump! Ich unterdruecke meinen ersten Reflex, sofort wieder aufzulegen. Die Stimme klingt ja, wie gesagt, sexy. "Ja?" sage ich. "Ja... hmm... also, irgendwie weiss ich nicht, was ich jetzt machen soll... Da steht auf dem Bildschirm: 'press any key to continue'..." "Und?" frage ich. Die Sache beginnt mich zu interessieren. "Ja... aeh...", lispelt sie hilflos, "ich kann auf meinem Keyboard die ANY-Taste nicht finden..."
VOLLTREFFER -- UND HIER SIND WIR WIEDER: IM TIEFEN TAL DER SUPERDEPPEN!
BULLSHIT MODE ON!
"Tja, hmm", sage ich und versuche, meine zuckenden Mundwinkel in den Griff zu bekommen. "Das ist allerdings merkwuerdig. Gewoehnlich ist die ANY-Taste links oberhalb vom Nummern-Pad. Vielleicht hat man Ihnen aus Versehen ein europaeisches Modell geliefert? Aber das ist ueberhaupt kein Problem. Gluecklicherweise koennen Sie ja immer noch durch die richtige Tastenkombination alle moeglichen ASCII-Codes auf Ihrem Keyboard erzeugen, nicht wahr?" Kurzes Schweigen. Dann: "Aeh... was?" "Passen Sie auf", sage ich ganz der liebe Onkel von der freundlichen Hotline. "Jedesmal, wenn Sie die ANY-Taste brauchen, druecken Sie einfach die folgenden drei Tasten gleichzeitig: die Taste, wo 'ALT' draufsteht, die Taste, wo 'CTRL' draufsteht, und die Taste ueber der RETURN-Taste. Das ist naemlich die ANY-Kombination. Sie wissen doch hoffentlich, welches die RETURN-Taste ist?" Sie beeilt sich, mir zu versichern, dass sie die RETURN-Taste sehr gut kenne. Schliesslich will man nicht ganz bloed dastehen. "Na schoen", sage ich. "Durch diese Tastenkombination wird der ASCII-Code der ANY-Taste simuliert, verstehen Sie? Ganz einfach immer diese drei Tasten druecken." "Ach? So einfach ist das?" wundert sie sich. Sie wird sich gleich noch mehr wundern. Auf alle Faelle notiere ich ihre Caller-ID, damit ich beim naechsten Mal nicht mehr abhebe.
Nach dem Lunch liege ich in meiner Haengematte und verdaue. Das Telefon ruehrt sich nicht mehr. Eigentlich koennte ich ein bisschen Abwechslung durchaus gebrauchen. Aber seit ein Mitarbeiter einen schweren Stromschlag abgekriegt hat, nachdem er sich durch mich hat beraten lassen, traut sich niemand mehr, meine Dienste in Anspruch zu nehmen. Ich fummele ein bisschen in der ISDN-Anlage der Uni herum und lenke alle Anrufe der Hotline im PC-Labor auf meinen Anschluss um. Mein Telefon beginnt sofort zu duedeln.
"PC-Hotline. Wie kann ich Ihnen helfen?" melde ich mich. "Ja, hallo! Hier ist... aeh, egal. Ich wollte eigentlich nur fragen, ob ich auf meinem neuen PC noch Garantie habe. Weil... naemlich, der Kaffeetassenhalter ist abgebrochen..." Das ist sogar fuer mich etwas Neues! Donnerwetter! Echt fortschrittlich hier an der Westkueste - PCs mit eingebautem Kaffeetassenhalter... "Hab ich das richtig verstanden", sage ich, "der Kaffeetassenhalter an Ihrem neuen PC ist abgebrochen?" "Genau!" "Aeh, wo ist der denn angebracht? Hat er das gleiche Markenzeichen wie der PC selber?" Er raschelt etwas im Hintergrund herum, dann nuschelt er: "Vorne am Gehaeuse. Nee, der hat kein Markenzeichen 'drauf..."
"Ist er am Gehaeuse angeklebt? So etwa wie die Tassenhalter im Auto?" "Nee, der war versenkbar. Aber jetzt is' er abgebrochen. '4x' steht vorne 'drauf. Ist das 'ne Marke?" Ich kapiere endlich, dass der Kerl seinen CDROM-Schlitten als Tassenhalter missbraucht hat und gehe kurz in den Zustand ROTFL. Als ich wieder zu Atem komme, empfehle ich dem Burschen in Zukunft seinen Kaffee lieber oben auf dem Schirm abzustellen. "Da bleibt er naemlich laenger warm, von wegen der heissen Abluft von der Bildroehre, verstehen Sie?" Er bedankt sich herzlich fuer den heissen Tip. Hoffentlich kippt er bald mal den Kaffee in die Innereien seines Displays. Manchen Leuten sollte man wirklich keinen Rechner in die Finger geben! Warum gibt es eigentlich keine Rechner-Fuehrer-Scheine?
Kaum ist der Hoerer auf der Gabel, duedelt es schon wieder. Diesmal ist es eine Frau. Zumindest klingt es so. In San Francisco kann man da nie so ganz sicher sein... "Aeh, ich weiss nicht, ob ich da richtig bin. Sie sind doch die PC-Beratung, oder?" Ich bestaetige, dass dem so sein, und frage freundlich nach ihrem Problem. Hier an der Westkueste ist ein Computerproblem eine sehr persoenliche, ja fast schon peinliche Sache. Manche bringen ihren PC sogar mit zum Therapeuten. "Hmm, ja also: meine Maus funktioniert einfach nicht so mehr richtig. Auch wenn ich sie nur auf dem Maus-Pad benutze. Kann man da was machen?" Ich ueberlege nicht lange: "Verwenden Sie denn den mitgelieferten Staubschutz?" "Aeh... nein?" "Sagen Sie bloss, Ihre Maus kam ohne Staubschutz. So eine durchsichtige Plastikhuelle, nein?" "Aehm... ja, doch. Aber..." "WAS - ABER!" "Ich dachte, das sei nur die Verpackung...", fluestert sie eingeschuechtert. "Die Verpackung!" stoehne ich. "Jetzt machen Sie sich mal aber auf die Socken und finden Sie schleunigst den Staubschutz fuer Ihre Maus! Ist ja kein Wunder, wenn die arme Maus nicht mehr funktioniert!" Sie verspricht hastig, dass sie sich sofort darum kuemmern werde und legt auf. Schade, dass ich nicht sehen kann, wie sie versucht, mit einer verpackten Maus zurechtzukommen...
Der naechste Anrufer haelt sich nicht lange mit unnoetigen Vorreden auf: "Mein PC faxt nicht!" "Aha", sage ich, vorsichtig geworden, "Sie haben nicht zufaellig das Dokument zusammengefaltet und in den Schlitten des CDROMs gefuettert?" "Was? Wie? Ich habe doch gar kein CDROM. Ich sagte, mein PC faxt einfach nicht. Ich verwende die mit dem Modem gelieferte Fax-Software..." Ich bitte den erregten Anrufer kurz zu beschreiben, was er im Einzelnen macht. "Ich erstelle ganz normal ein Dokument. Dann gehe ich in die Fax-Software, waehle 'Senden' aus und gebe die Faxnummer ein. Dann hoert man ihn waehlen und ein hohes Pfeifen, aber beim Empfaenger kommt immer nur ein leeres Blatt an..." "Hmm, klingt ganz normal. Haben Sie es denn schon mit verschiedenen Faxnummern versucht?" Er bestaetigt entruestet, dass er es jetzt schon fuenfmal mit drei verschiedenen Nummern versucht habe. "Und ausserdem wird das auch allmaehlich ganz schoen anstrengend", fuegt er mit beleidigter Stimme hinzu. "Anstrengend?" frage ich ueberrascht. "Naja, immer so lange das Dokument gegen den Schirm halten, meine ich. Man will ja nicht, dass es verwackelt, oder?"
Das ist zuviel! Ich lege auf - und gehe nach Hause!
Das entsetzlich duenne Gebraeu, das sich die Mitarbeiter hier literweise intravenoes 'reinziehen, und was trotz aller Scheusslichkeit immer noch als 'Coffee' bezeichnet wird, geht mir so gegen den Strich, dass ich mich kategorisch weigere, meinen Luxuskoerper damit zu verseuchen.
Eine Woche lang traeufele ich jeden morgen Tippex-Verduenner in den Kaffee. Als aber keiner der geschmacksamputierten Kollegen darauf reagiert, beschliesse ich ganz gegen meine sonstige Veranlagung altruistisch aktiv zu werden. Ich ziehe also los und kaufe die teuerste Espresso- und Kaffeemaschine (Marke 'Executive's Delight'), 20 Pfund besten italienischen Kaffee und eine Mini-Video-Kamera. Die Rechnung lasse ich ans Buero des Deans faxen; und schon nach wenigen Stunden kann ich mich entspannt mit einer Tasse frischen Cappuccinos in die Haengematte legen.
In absoluter Rekordzeit von nur 2 Stunden, 36 Minuten und 12 Sekunden ruft das Sekretariat des Deans bei mir an und beschwert sich ueber die Rechnung. Sie sagen, dass ich... und ueberhaupt... keinerlei Befugnis... mit Konsequenzen sei zu rechnen... und ueberhaupt... unglaublich... skandaloes... und ueberhaupt... noch nie dagewesen... und koennte ja jeder kommen... und ueberhaupt... Ich warte, bis ihnen die Luft ausgeht; dann verlange ich ganz cool den Dean selber zu sprechen. Nach kurzem Zoegern - immerhin habe ich keinen Gespraechstermin - stellen sie mich durch. Die Durchstellung dauert fast eine Minute; also haben sie den Dean im Telegrammstil ueber die Situation aufgeklaert, und ich muss mich nicht mit langen Erklaerungen aufhalten. "Haben sie einen Web-Browser auf Ihrer Maschine?" frage ich, bevor der Dean ueberhaupt Luft holen kann. "Aeh... ja?" "Geben Sie bitte folgende Adresse ein..." Ich diktiere ihm eine URL an der Stanford University, der Erz-Rivalin von Berkeley am anderen Ende der Bay. "Was Sie da sehen", sage ich ernst, "ist ein Online-Bild der weltberuehmten Kaffee-Maschine im CS Lab der Stanford University. Ueber diese Web-Page koennen die Mitarbeiter des Labs jederzeit sehen, wie hoch der momentane Kaffeespiegel in der Kaffeemaschine ist." "Ja, aber..." "Dieses Bild ging um die Welt", lasse ich ihn nicht zu Wort kommen, "als revolutionaeres und zugleich glorreich sinnloses Beispiel
von vernetzter Multimedia-Technologie. Und damit verbunden war immer der Name STANFORD!" "Ich weiss", sagt der Dean, "aber..." "UND WAS IST MIT BERKELEY?" fahre ich unerbittlich fort. "WAS HABEN WIR DEM ENTGEGENZUSETZEN? NICHTS!!!"
Der Dean schweigt betroffen.
Das komplizierte Wettbewerbssystem der amerikanischen Spitzen-Universitaeten ist eine ernste Sache. Ein gutes Image kann sich in klingende Muenze verwandeln: wenn eine Universitaet als renommiert gilt, kann sie ihre Semestergebuehren hinaufschrauben (Berkeley derzeit $15.000 pro Jahr (fuer Nicht-Kalifornier, Kalifornier zahlen nur etwa $6000), Stanford je nach Studienzweig zwischen $12.000 bis $25.000 pro Jahr, an der Ostkueste gibt es Medical Schools, die bis zu 25.000 Dollar verlangen).
Bevor sich der Dean erholen kann, gebe ich ihm die URL eines unserer uralten Macs durch, den ich zu diesem Zweck extra wieder ans Netz gehaengt habe. "Auf diesem Bild", erlaeutere ich mit verhaltenem Pathos in der Stimme, "koennen Sie nicht nur den Kaffeestand ablesen, sondern zudem noch den momentanen Dampfdruck der Espresso-Maschine ermitteln, per HTML-Formular die Temperatur der Heizplatte regeln, und bekommen zudem noch eine Sound-Uebertragung der letzten fuenf Milch-Schaeum-Vorgaenge geliefert..."
In der Tat hoere ich im Hintergrund das infernalische Gestoehne der neuen Espresso-Maschine; der Dean weiss also zumindest, wie man auf einem HTML-Dokument einen Button drueckt. Deshalb ist er wahrscheinlich auch Dean, und nicht nur Professor!
"Und wissen Sie, wo dieses ergreifende Beispiel bis zur absoluten Sinnlosigkeit vorangetriebener High-Tech installiert ist? IN UNSEREM DEPARTMENT!!!"
Was uebrigens nicht zu uebersehen ist, weil ich die ganzen Pages mit dem Logo des Computer Science Departments von Berkeley gepflastert habe!
Zehn Sekunden ist Schweigen in der Leitung. Der Dean muss sich blitzschnell eine gute Ausrede einfallen lassen, wie er die unvorhergesehene Ausgabe vor dem financial department rechtfertigen kann. Aber sowas findet sich immer... Schliesslich sagt er: "Nun, gut. Aber..." "Nein", unterbreche ich, "gar nicht gut!" "Aeh... was?" "Koennen Sie sich vorstellen, wieviele Zugriffe auf diese Page stattfinden werden, wenn sich die Sache erstmal herumgesprochen hat? Zigtausende! Wie soll das unsere Domaene verkraften, wenn sie nur an einer laecherlichen 10 MBit-Leitung haengt? Und was fuer ein Eindruck wird das sein, wenn man 10 Minuten warten muss, bis sich die Page aufbaut?" "Aber..." "Berkeley kann sich keine vernuenftige Netztechnologie leisten, wird es heissen. Brillante Ideen, aber nichts dahinter! Big hat, no cattle! Der einzige vernuenftige Ausweg ist eine solide FDDI-Verbindung vom Backbone zu unserer Domaine. Die war sowieso frueher oder spaeter faellig. Kostenpunkt laecherliche 7.000 Dollar."
Der Dean schnappt nach Luft. Sein Blutdruck steigt bekannterweise proportional zu den genannten Summen. "Unmoeglich!" japst er. "Schalten Sie das Ding sofort ab!" "Zu spaet!" kontere ich. "Einige unserer Studenten haben die URL bereits im USENET gepostet. Wenn wir es jetzt wieder herausnehmen, ist die Blamage fuer Berkeley zu gross; das koennen Sie nicht verantworten, oder?"
Genaugenommen wissen die betreffenden Studenten gar nichts davon, dass sie etwas im USENET gepostet haben. Das ist der Vorteil, wenn man Zugang zu allen Mailboxen hat!
Der Dean windet sich wie ein elektrischer Aal, der aus Versehen in die Kanalisation eines Kernkraftwerks geraten ist. Aber schliesslich gibt er mir eine muendliche Zusage, dass er sich bei der naechsten Haushaltssitzung fuer einen Netzausbau einsetzen wird. Von der Kaffeemaschine ist auf einmal nicht mehr die Rede!
Nachdem ich aufgelegt habe, liege ich in der Haengematte, schluerfe meinen Cappuccino und sinniere darueber nach, ob ich mich nicht doch einmal als Bundesfinanzminister bewerben sollte...
'PR', wie jeder weiss, steht fuer 'public relations' und ist neben der Gesellschaftsdefinition-Nummer-Eins die wichtigste Sache im Land der unbegrenzten Moeglichkeiten. (Gesellschaftsdefinition-Nummer-Eins in den USA - fuer alle, die es noch nicht wissen sollten - ist der einfache Satz: 'More Money!')
Alles, naja, fast alles wird der PR untergeordnet: Das Wetter, die ganze Politik und das Balzverhalten amerikanischer Maenner. Im engeren Sinne gibt es ausser der normalen Werbung auch noch so Dinge wie Anti-Werbung (in Deutschland verboten, also zerbrecht euch nicht den Kopf darueber), Imagepflege, Infomercials, Meta-Werbung und Meta-Meta-Werbung.
Anti-Werbung ist, wenn ein Mercedes E 500 unter der Last einer fuenfkoepfigen Familie mit zwei Hunden zusammenbricht, weil alle Familienmitglieder krankhaft uebergewichtig sind und der 500er in der hoechsten Ausstattung soviel Schnickschnack (amerikanisch: 'snigsnags') an Bord hat, dass nur noch 200 kg Zuladung moeglich sind. Andererseits dann der kleinste Mazda mit der gleichen Ladung mirakuloeserweise einen Kavaliersstart hinlegen kann.
Ein Infomercial ist eine verkappte Werbung, die subversiv so tut, als waere sie keine - also so ziemlich dasselbe wie bei uns die Stiftung Warentest. Das ist in USA nicht besonders schwierig, weil gleichzeitig die Nachrichtensendungen sich alle Muehe geben, wie Werbung auszusehen. Man trifft sich also irgendwo im selben Info-Sumpf! Ein prima Beispiel fuer ein Infomercial ist der folgende Text auf einer Milchtuete (Kommentare von mir in Klammern):
"What Makes a Dairy Cow Contented? To a dairy cow, contentment means feeling comfortable, being healthy, and eating well... and Berkeley Farms Holstein cows (!) are among the most contented cows around!" (Als gute Bayern wissen wir, dass das gelogen sein muss: nur
bayrische Kuehe sind bekanntlich glueckliche Kuehe! Ausgenommen vielleicht noch die Milka-Kuh!)
"They live on the finest farms in Northern California, from the rolling Hills of Marin and Sonoma Counties to the lush San Joaqim Valley!" (Marin liegt direkt am Pazifik und dort ist es normalerweise so windig, dass es eine Kuh von den Hufen hebt. Das San Joaqim Valley ist im Sommer eine einzige Wueste mit Temperaturen ueber 40 Grad!)
"Calves lucky enough to be born on the Berkeley Farms dairy farm are watched over by a special attendant for several weeks to make sure they get the best possible start in life." (Der Zuechter entscheidet innerhalb der ersten 4 Wochen, ob das Vieh zur Milchkuh taugt oder gleich in Hamburger weiterverarbeitet wird.)
"After that time, Berkeley Farms cows have their own nutritionist, who make sure they continue to enjoy the best of health!" (Zu deutsch: sie bekommen taeglich eine milchfoerdernde Hormonspritze verpasst!)
"Because Berkeley Farms' healthy, contented cows produce the best milk, Berkeley Farms delivers the freshest and best-tasting dairy products available anywhere!" (Man beachte die absolut unaufdringliche Erwaehnung des Markennamens!)
Meta-Werbung ist, wenn die normale Werbung schon so abgedroschen ist, dass nur noch massive Eigenverarschung die Aufmerksamkeit des Beworbenen erregen kann. Beispiel: ein Fatty stopft so lange Fruehstuecksflocken in sich hinein, bis er platzt und die Umgebung im Umkreis von 300 Metern mit Milch, Flocken, Schleim und blutigen Fleischfetzen bepflastert.
Meta-Meta-Werbung geht noch einen Schritt weiter (oder zurueck) und ist gedacht fuer die Leute, denen die vorangegangene Meta-Werbung so an die Nieren gegangen ist, dass sie jede normale Werbung ohne Blut und Gemetzel als Labsal fuer die Seele betrachten. Meta-Meta-Werbung ist also genaugenommen nichts anderes als altmodische Werbung a la Klementine - nur geschieht es in innerhalb eines ganz anderen Paradigmas. (Bitte keine emails mehr: Was ist ein 'Paradigma'!). Meta-Meta-Werbung ist zur Zeit bei den Werbeagenturen ganz besonders beliebt, weil man die alten Schinken der 60iger und 70iger Jahre aus den Archiven holen und neu vergolden kann...
Jedenfalls, weil PR hier so wichtig ist, kann auch der BAfH es nicht einfach so tolerieren, wenn hinter seinem Ruecken ueber die Qualitaet der Systemverwaltung gestaenkert wird!
Die betreffende Kollegin, Marcia, ist eine von der ganz vorsichtigen Sorte und hat fuer ihre Beschwerdemail an Prof. Icewater ein anonymes Mail-Relay in Finnland verwendet. Dummerweise hat sie nicht bedacht, dass auch jede ausgehende Mail zuerst mal im System ge-queued wird und somit meinen speziellen Mail-Filter zugaenglich wird, das alle Mails, die meinen Namen enthalten, automatisch an mich abzweigt. Unter anderem beschwert sie sich bei der Chefin darueber, dass mein Telefonanschluss entweder staendig belegt sei oder ich nicht 'rangehen und gleichzeitig nicht auf email reagieren wuerde. Ausserdem, so Marcia weiter, hielte ich mich nicht an die 'first-come-first-serve'-Methode, sondern wuerde gewisse namentlich nicht genannte Kolleginnen (sic!) ausser der Reihe bevorzugen!
Da hier in Berkeley offiziell immer noch die Meinung vertreten wird, dass email eine sichere Kommunikationsform (Lach!) sei, bei der die Privatsphaere uneingeschraenkt geschuetzt werde (Lach-Wieher!), kann ich mit der abgefangenen Mail nicht direkt gegen Marcia vorgehen. Aber ich werde dafuer sorgen, dass sie meine Dienste in Zukunft besser zu schaetzen weiss...
Um die Lunchzeit albere ich mit Ginger im Flur herum und warte, bis Marcia ihr Buero verlaesst. Kaum ist sie weg, gehe ich an ihre Workstation und fahre mit dem Root-Passwort ihre X-Oberflaeche hoch. Ich mache rasch einen screen shot von der gesamten Oberflaeche und speichere ihn als ihr Hintergrundbild ab. Dann loesche ich alle Applikationen, die sonst beim Hochfahren gestartet werden und ersetze in allen Popup-Menus die Programm-Aufrufe durch Beeps. (Koennt ihr mir noch folgen? Nein? Kann man nix machen...)
Keine halbe Stunde spaeter ruft sie an. "Hallo", sage ich. "Aehm... hi! Hier ist Marcia. Ich habe ein Problem mit..." "Schicken Sie mir eine Email", unterbreche ich sie. "Aber..." "Ich habe strikte Anweisung bekommen, Anfragen nur noch in der Reihenfolge des Email-Eingangs zu bearbeiten", sage ich, lege auf und beginne zu zaehlen. Bei 5 klingelt es wieder. "Hallo", sage ich. "Aehm... ich kann keine email schicken, weil ich nicht in meine Maschine komme..." "Koennen Sie sich nicht mehr einloggen?" frage ich scheinheilig. "Doch, aber..." "Dann gehen Sie an eine andere Maschine, loggen sich ein und schicken mir von dort eine ausfuehrliches Trouble-Ticket", sage ich und lege auf. Sie braucht nur 3 Minuten, um herauszufinden, dass auch das nicht geht. Das Telefon klingelt. "Hallo", sage ich. "Ich..." Ich simuliere den gestressten, ueberarbeiteten System-Engel: "Sie schon wieder! Ich habe gerade erst von der Chefin einen Anschiss bekommen, weil ich dauernd an der Strippe haenge, anstatt meine Trouble-Tickets zu bearbeiten. Ich habe keine Lust, mir noch einen einzuhandeln!"
Das stimmt zwar nicht, weil ich Marcias Mail an Icewater selbstredend nach /dev/null kopiert habe, aber das kann sie ja nicht wissen.
Ein paar Sekunden ist es still in der Leitung. Dann erklaert sie hastig, dass auch auf allen anderen Maschinen es nur piepst, wenn sie etwas auf ihrer Oberflaeche anklicken will. "Na schoen", sage ich seufzend, "ausnahmsweise. Aber dass mir ja niemand davon erfaehrt, dass ich Sie vorgezogen habe..." Sie versichert mir hastig, dass sie absolut verschwiegen sei. Die Reue trieft aus allen Vokalen.
Ich gehe in ihren Account und verwische rasch alle meine Spuren. Das kann man normalerweise ganz einfach und elegant mit dem Kommando 'rm -rf $HOME' erledigen (Das war ein TIP, Leute! Schreibt ihn euch auf!). Diesmal allerdings verzichte ich aus gewissen Gruenden darauf und loesche tatsaechlich nur, was noetig ist.
Dann sage ich: "Hmm, tja. Sieht ganz so aus, als der Lunchy-Punchy-Virus wieder zugeschlagen haette..." "Lunchy-Punchy?" "Ja, Sie wissen schon... der neue Retro-Virus aus Transilvanien, der immer dann zuschlaegt, wenn zwischen 12 und 1 Uhr die Aktivitaet auf der Workstation nachlaesst..." "Ach ja?" sagt sie tapfer, "davon habe ich auch schon gehoert..."
Logisch! Wenn man zu ihnen sagt 'Sie wissen schon...' koennen die Leute gar nicht mehr anders, als 'schon davon gehoert zu haben'!
"So, alles erledigt", sage ich. "Der Virus ist neutralisiert, und Sie sollten wieder normal arbeiten koennen." "Ah! Danke!" sagt sie erleichtert und will schon auflegen. Aber so leicht lasse ich sie nicht vom Haken! "Wissen Sie eigentlich, dass naechste Woche an der Uni die 'SysAdmin Awareness Week' stattfindet? Nach dem, was heute passiert ist, koennten Sie doch so freundlich sein, und bei der Festveranstaltung ein paar nette Worte ueber den hervorragenden Service hier sagen...?"
Marcia schluckt hoerbar. Man hoert die Schweisstropfen auf die Sprechmuschel plaetschern. Schliesslich wuergt sie: "Aber... aeh... ja, natuerlich... GERNE!"
Einer der ganz grossen Vorteile, in den USA ein 'system guy' zu sein, ist die Tatsache, dass man zwar an der Uni arbeitet, aber niemand ernsthaft erwartet, dass man irgendwelche wissenschaftlichen Veroeffentlichungen macht. Auf diese Weise hat man die Moeglichkeit, Studenten zu triezen, ohne wirklich wissenschaftlich arbeiten zu muessen. Andererseits kann man sich trotzdem als 'scientist' bezeichnen - zum Beispiel, wenn man einen neuen Kredit braucht oder ein Maedchen beeindrucken will!
Waehrend also die Kollegen nach der Devise 'Publish or Perish' wie die gebissenen Affen Paper schreiben, weil sie genau wissen, dass ihr Arbeitsvertrag nur verlaengert wird, wenn sie pro Jahr mindestens 5 Veroeffentlichungen nachweisen koennen, kann ich in aller Ruhe durch die Email der Studentinnen browsen. Ab und zu habe ich das Glueck, dass mir einer sein Paper zum 'review' gibt. Warum das ein Glueck ist? Weil es mir die Chance gibt, ungestraft die Arbeit eines anderen in den Dreck zu zerren!
Natuerlich mache ich mir nicht die Muehe, das Paper tatsaechlich zu verstehen! Das koennte ja in geistige Arbeit ausarten - und ich brauche alle meine mentalen Kapazitaeten, um die User im System in Schach zu halten! Nein, ich fetze nur so durch die Spalten und suche nach einfachen Woertern, die ich durch andere, schwerer verstaendliche Ausdruecke ersetze. Z. B. ersetze ich 'bedenken' durch 'ernsthaft in die innere Wahl von potentiellen Erwaegungen ziehen' oder 'daraus folgt' durch 'unter Beruecksichtigung aller hypothetischen Praemissen koennte daraus evident werden' oder 'Untersuchung' durch 'breit angelegte, empirisch gestuetzte Analyse' usw. Sollte der Text danach immer noch zu leserlich sein, verteile ich per Zufall kryptische rote Krakel an der Rand und unterstreiche beliebige Textstellen. Wenn dann spaeter der verzweifelte Autor zu mir zurueckkommt, weil er die Kritzel nicht interpretieren kann, gebe ich zu, dass auch ich mich nicht mehr erinnern kann. Dann runzele ich sorgenvoll die Stirn und sage: "Aber irgendwie... ich weiss nicht... war das eine ziemlich wichtige Bemerkung. Wenn ich mich bloss erinnern koennte..." Nach drei, vier solchen 'Hinweisen' ist der Kollege reif fuer die Klapsmuehle und nahe daran, das Paper komplett neu zu schreiben.
Wenn das Paper sowieso schon unleserlich bei mir abgeliefert wird (was ziemlich haeufig vorkommt), beschraenke ich mich darauf, am Layout herumzudoktern. Zum Beispiel empfehle ich, die Zahl der Spalten auf fuenf zu erhoehen und den Font der Ueberschriften auf Groesse 8pt zu reduzieren. Oder ich behaupte, dass die Graphiken 'nicht instruktiv genug' seien und das aesthetische Empfinden des Leser beleidigten.
Aber am liebsten uebersetze ich Dokumente ins Deutsche. Ab und zu machen Leute den Fehler, mich um Hilfe zu bitten, wenn sie etwas nach Deutschland schicken muessen. Teilweise geschieht dies auch deshalb, weil ich das Geruecht verbreiten liess, dass deutsche Behoerden alle Anschreiben, die nicht im korrekten Amtsdeutsch verfasst seien, sofort in den Reisswolf werfen. Am besten sind Zeugnisse von Studenten, die sich bei einer deutschen Uni bewerben wollen. Jeder weiss, dass Zeugnisse immer zwischen den Zeilen gelesen werden. Es ist ueberhaupt kein Problem, all die bekannten Zeugnis-Killerphrasen unterzubringen, zum Beispiel: "Sie hat sich bemueht, die ihr uebertragenen Arbeiten zu unserer Zufriedenheit zu erledigen..." (bekommt ueberhaupt nichts auf die Reihe, egal wie oft man es auch erklaert) "Durch seine Geselligkeit trug er zur Verbesserung des Betriebsklimas bei..." (notorischer Alkoholiker) "Fuer die Belange der Belegschaft bewies er ein umfassendes Einfuehlungsvermoegen..." (Vorsicht: schwul!)
Manchmal habe ich sogar das Glueck, die Orginaldokumente in die Finger zu bekommen. Dann verlaengere ich vorsichtig die Unterschrift mit einen Haken nach RECHTS. Das bedeutet: "Achtung! Der Typ ist Mitglied in einer LINKS gerichteten Partei! Rufen Sie mich auf jeden Fall an!" (Kein Scheiss! Wer's nicht glaubt, kann nachsehen. Wo, hab ich vergessen...)
Zusaetzlich fuege ich in die Anrede des Begleitschreibens irgendwelche fiktiven Titel ein. Statt 'Sehr geehrter Herr Sowieso' schreibe ich: 'Hochgeehrtester und grossmaechtigster Auslandsbehoerden-Gross-Mufti-Pascha Dr.-phil. von Sowieso'. Im allgemeinen finden das die Studenten hier ganz in Ordnung, weil irgendwann in den zwanziger Jahren jemand in den USA das Geruecht verbreitet hat, in Deutschland haette jeder einen Titel und wehe, man vergisst diesen bei der Anrede! (Wobei nicht ganz von der Hand zu weisen ist, dass an dem Geruecht was dran ist!)
Es klopft und 'Barbie' streckt ihren Blondschopf herein. Natuerlich heisst sie nicht wirklich Barbie! Und jeder, der es wagen wuerde, sie so zu nennen, wuerde wegen 'sexual harassments' oeffentlich gevierteilt! Aber sie ist nun mal der seltene Fall des Traums vom 'American Girl', mit blauen Bambi-Augen, langem blonden Haar, etc. etc. pp. (Wenn ich's mir recht ueberlege, hatte Bambi glaube ich braune Augen; egal ihr wisst, was ich meine!)
Barbie haucht, ob ich eine Sekunde Zeit fuer sie haette, und klimpert verheissungsvoll mit den ueberfrachteten Augenlidern. Natuerlich habe ich IMMER Zeit fuer Barbie! Damit wir uns ungestoerter unterhalten koennen, kille ich rasch saemtliche User-Batches auf dem Server und fahre die sirrenden Festplatten herunter. Dann eroeffnet mir Barbie leicht erroetend, dass sie einen deutschen Brieffreund (!) habe und sie moechte sooooo gerne ein paar deutsche Zeilen an ihren Brief anhaengen, aber leider habe sie nur Spanisch in der Highschool gehabt, und ob ich vielleicht so freundlich sein koennte, undsoweiter tataatataa...
Es ist wirklich eine Unsitte, dass manche Leute immer noch mit gebleichter Zellulose kommunizieren! Man denke nur an die ganzen abgeholzten Urwaelder!! Und ausserdem bekomme ich auf diese Weise ja gar nichts mit!!!
Mist! Sie zeigt mir sogar ein Foto von dem Gecken - ein fuerchterlich gut aussehender, braungebrannter Spunt, der sich gerade an einer Reckstange hochzieht, so dass alle Muskelpakete herauszuknallen drohen - und es dabei auch noch fertigbringt zu lachen!
Ich nehme Papier und Bleistift zur Hand, und Barbie liest mir ihren Entwurf fuer die angefuegten deutschen Zeilen vor - und wird dabei womoeglich noch roeter. Dabei ist es bloss harmloses romantisches Gefasel:
Barbie: "I'm looking forward to walk with you hand in hand down a wonderful beach next summer." Ich schreibe: "Ich bin schauend nach vorne, dich kraeftig durchzuwalken mit wundervoller Unterhand am Strand im naechsten Sommer."
Barbie: "We'll swim in the clear blue water and gaze in the stars at night." Ich schreibe: "Willst schwimmen mit einem Klaren bis deiner ganz blau und nachts wickle ich ihn in Gaze."
Barbie: "We'll roam around like free and happy birds and go back to our cozy little nest at night." Ich schreibe: "Wir werden rammeln mehrere Runden, lecken Freud (am A...) und einige glueckliche Voegeleien, und der gottverdammte Baecker kotzt ein kleines Nest vor Neid."
Barbie: "The time will fly, but last in our memories forever." Ich schreibe: "Die wilden Zeitfliegen buttern unsere Memoiren ein im Fieber."
Barbie: "So long, my friend!" Ich schreibe: "So lang ist er, mein Freundchen!"